Erfüllte Zeit

03. 07. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

„Der Dank Jesu an den Vater“

(Matthäus 11,25 – 30)

Von Regens Nikolaus Krasa

 

Peterskirche. Jedes Mal neu beeindruckt von der Größe, Schönheit, Formvollendung der Kirche. Macht Eindruck (und das soll es ja auch, wohl von Leonardo so gedacht). Zeigt etwas, eine Botschaft: so groß, so prächtig so stark ist die Kirche...

 

Ich gehe dann gerne hinunter, einen Stock tiefer, zum Petrusgrab, dann zu den Gräbern der anderen Päpste. Petrus, ein einfacher Fischer, alles andere als perfekt, Johannes der XXIII. ein kleiner Bauernbub, ein bisschen träg, faul vielleicht, was für ein Gegensatz zur Botschaft des Gebäudes drüber....

 

Wie ist die Kirche, wie sollte sie sein. So wie das gewaltige Gebäude der Peterskirche oder eher wie die oft sehr einfachen Menschen, die in ihr begraben liegen? Manchmal denke ich mir, haben wir die Botschaft dieser einfachen Menschen vergessen? Und das nicht nur als die alte Petersbasilika abgerissen wurde und die neue (jetzt auch schon alte) Kirche gebaut wurde. Auch heute. In den vielen Diskussionen um die Kirche die durch die Medien gehen. Ist da nicht immer ein Thema „entscheidend“? Die Feststellung nämlich dass Kirche und ihre Vertreter nicht perfekt sind und dass die Kirche perfekt sein sollte....  Eine Kirche von Perfekten, die perfekt agiert, keine Fehler macht.... (hat es vielleicht auch damit zu tun, dass Menschen heute weniger und weniger zur Beichte gehen?)

 

Ein anderer Wind weht uns da aus dem heutigen Evangelium entgegen. Ist nicht, wie man vielleicht aufs erste Zuhören meinen möchte, eine Aufforderung zum Perfekt sein, Demut als perfekteste Übung? Oder die Einladung krampfhaft zu versuchen, einfach und schlicht zu sein....

 

Evangelium setzt eine Grundentscheidung voraus. Eine Grundentscheidung zur Wahrheit, die heißt: ich plage mich durch mein Leben, ich habe manche schwere Last mit mir mit zu tragen. Oder in der Sprache von vorher: ich bin nicht perfekt und ich schaffe es auch nicht, mich perfekt zu machen. Das geht einfach nicht. Ich trage ein Joch mit mir mit. Lebensgeschichte, Fehler,

Keine Kirche der Perfekten sammelt Jesus um sich sondern eine der sich plagenden, eine Last zu tragen habenden. Vielleicht muss man wirklich einfach und „unmündig“ wie ein Kind sein, um das begreifen zu können. Vielleicht spielt den Weisen und Klugen das Hirn immer wieder denselben Streich: im Grunde bist du eh perfekt, alles was so zwischendurch nicht hinhaut, das sind halt Ausrutscher. Wenn du nur genug nachdenkst kommst du schon drauf, was du falsch gemacht hast, was die Gesellschaft falsch gemacht hat, dann kannst du dich sicher verbessern. Denn eigentlich sind es ja eh die anderen nicht ich selbst, der sich verbessern muss. Vielleicht preist Jesus deshalb die Einfachen, die Unmündigen selig....

 

Auffallend: Jesus sagt nicht: ich nehme das Joch weg das du trägst, ein Joch bleibt, aber es ist leicht, es drückt nicht. Ist das das Joch um das es geht: sich der Grundentscheidung des heutigen Evangeliums zu stellen. Zu sagen ja: ich plage mich, ich habe schwer zu tragen, mehr noch, diese Grundentscheidung Christus hinzuhalten.

Ich will keine perfekte Kirche. Ich finde die Kirche schön in der es „menschelt“.