Erfüllte Zeit

31. 07. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Unsere Zeit hat genug an Worten, aber zu wenig Taten des Glaubens. Es geht um die Bekehrung zur Tat, zur Tat des Glaubens,

zur Tat der Hilfe und des Erbarmens,

zur Tat für die Kranken und Hilflosen,

zur Tat für die Einsamen und Verzweifelten,

zur Tat für die Blinden und Zweifler,

zur Tat für die Gefangenen und Süchtigen,

zur Tat für die Knechte und Materialisten.

 

Es geht um die Taten des Gebetes,

um die Taten der Stille und Besinnung,

um die Tat des Horchens und Gehorchens,

um die Taten der Weihe an Gott und des Bundes mit ihm,

um die Taten der Selbstüberwindung und des Opfers,

um die Taten der Hingabe und Bekehrung.

 

Es geht um die Stärke des Glaubens, um jene Stärke, die genügt, um die Parolen des Bösen zu durchschauen,

um die Strukturen des Bösen zu überwinden,

um den Versuchungen des Bösen zu widerstehen.

 

Diese Stärke zeigt sich zwangsläufig in den Taten.

Ohne die Taten des Glaubens wird niemand die Worte Christi verstehen.

Ohne die Taten des Glaubens klingt das Evangelium dumpf und fremd, weil es niemand tut.

 

Ohne die Taten des Glaubens wird man der Verkündigung nicht trauen.

Ohne die Taten des Glaubens werden die Christen kein Licht mehr sein.

Ohne die Taten des Glaubens werden die Menschen nicht mehr zu Gott finden, im Gewissen verkümmern, zur Liebe unfähig sein.

 

Ohne die Taten des Glaubens wird das Leben im Materiellen ersticken.

Almosen reichen heute nicht mehr, es braucht das Opfer.

Mitschwimmern genügt nicht mehr, es braucht Kämpfer.

Gute Worte bewegen nicht mehr, es braucht die Taten.

Belehrungen helfen nicht mehr, es braucht einen Anfang.

 

 

(Aus: Franz Kardinal König „kirche und welt. Ansprachen – Referate - Aufsätze“, Herold Verlag)