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Erfüllte Zeit11. 09. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
Jesus
lernt als Kind, wie mit ihm viele andere Jungen auch, Tora und
Propheten; dazu natürlich viele Sprichwörter aus der jüdischen
Weisheit, Psalmverse und Auslegungserzählungen (Midraschim) zu
biblischen Texten. Jesus lernt in der Synagoge zu erzählen,
abstrakte Lehrsätze in Geschichten
zu verdeutlichen. Die Synagoge war auch ein Erzählhaus, wie
uns der Reichtum späterer rabbinischer Geschichten deutlich macht.
Es wird einmal den Rabbi von Nazaret auszeichnen, dass er gut erzählen
kann. In der Synagoge hat er es gelernt. Dies alles wird zur
Grundlage seines Glaubenslebens. Später, so erzählen uns drei
Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas), wenn er die Katastrophe in
Jerusalem immer näher auf sich zukommen sieht, werden es gerade
Mose (Tora) und Elija (Propheten) sein, von denen er sich
„sagen“ lässt, worin der Sinn seines Geschicks liegt (vgl. Lk
9,31). Und es ist wichtig, dass er seinen Glauben „auswendig“ im
Herzen trägt. Auf diesen gelernten Glauben kann er sich überall stützen,
denn die Synagoge und der Toraschrein mit den Schriftrollen gehen
nicht mit in die dunklen Stunden der Angst und Einsamkeit. Dann zählt
nur noch das, was in uns lebendig ist, was sich uns eingegraben hat
in unser Inneres. Vielleicht halten uns am Ende nur noch ein paar
Worte: „Gott, mein Gott...“
(Aus:
„Wie Jesus glauben lernte“ von Wilhelm Bruners, Herder Verlag)
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