Erfüllte Zeit

06. 01. 2004, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

"Die Huldigung der Sterndeuter" '(Matthäus 2, 1 - 12)

Kommentar: Univ. Prof. Ingeborg Gabriel

 

Die Geschichte der Weisen, die aus dem Orient kommen, um den neugeborenen Messias zu huldigen, ist eine der bekanntesten biblischen Erzählungen. Bereits in den Katakomben findet sich diese Szene als erste Darstellung des Weihnachtsfestes in der christlichen Kunst. Und die Hl. drei Könige, Kaspar, Melchior und Balthasar, spielen in der Volksfrömmigkeit und im Brauchtum eine wichtige Rolle.

 

Eigentlich heißt das heutige Fest dem liturgischen Kalender nach „Erscheinung des Herrn“, Epiphanie. Am Ende des weihnachtlichen Festzyklus erscheint das Kind in der Krippe als Messias vor den Königen und Weisen der Welt. Die Magier stehen dabei symbolisch für die Völker der Heiden, die am Ende der Zeit - wie es der Prophet Jesaja vorhergesagt hat - nach Jerusalem pilgern werden, um Gott anzubeten. Diese Verheißung erfüllt sich nun mit der Geburt Jesu. Dunkel im Hintergrund steht die mörderische Absicht des Herodes, der im Messias einen potentiellen Konkurrenten um die Macht sieht. Auf dieses Evangelium folgt denn auch die Geschichte über die Flucht nach Ägypten vor dem Gewaltherrscher und die Ermordung der Kinder von Bethlehem.

 

Das heutige Evangelium enthält bereits das ganze Drama der Geschichte Jesu. Ebenso aber zeigt es jene Haltungen, die für den christlichen Glauben fundamental sind: die Suche nach Gott, seine Anbetung und die Gabe dessen, was man ist und was man hat.

 

Die Weisen sind auf eine wohl eher unklare Verheißung aus dem Orient aufgebrochen. Sie haben sich auf den Weg gemacht und sind einem Stern gefolgt, von dem sie annahmen, dass er ihnen einen neuen Gott ankündigt. Er hat sie bis zur Krippe nach Bethlehem geleitet und nun werfen sie sich vor ihm voll Freude vor dem Kind nieder. Die Weisen haben das Risiko einer Reise ins Ungewisse auf sich genommen, die sicherlich mit vielen Strapazen verbunden war. Sie gehorchten einer Stimme in ihrem Inneren, die sie zum Aufbruch aufforderte, sei es gemeinsam oder allein: Sie machten sich auf die Suche nach Gott. Diese Suche bleibt immer ein Abenteuer, weg vom schon Bekannten, Vertrauten, in der Hoffnung, dass Neues erscheinen wird. Dass Gott, der Ursprung alles Guten, seine Verheißung wahr machen wird. Diese Suche ist weder leicht, noch ohne Risiko. „Der Stern von Bethlehem ist ein Stern in dunkler Nacht, auch heute noch.“ – schreibt Edith Stein in einer Weihnachtsbetrachtung, und doch: ist nicht die Suche nach der Wahrheit, nach Gott, eben das, was dem Menschen im Innersten entspricht, was seinem Leben Ziel und Richtung gibt? Werden nicht alle Annehmlichkeiten schal, wenn dieser Ruf im Inneren verstummt oder nicht mehr wahrgenommen wird, sei es aus Bequemlichkeit oder Skepsis?

 

Auf einem Gemälde von P. P. Rubens, lässt der Maler, die Hand des Jesuskindes liebevoll von Maria geführt, auf dem Kopf des vor ihm knienden Königs ruhen, der seinen Fuß küsst. Er neigt sich vor dem Kind, und erkennt in ihm den Weltenkönig und Friedensfürst an. Das Bild zeigt in berührender Weise, wie ein Mächtiger sich vor dem Größeren, Gott im Kind, beugt. Der Mensch ist für das geschaffen, was ihn um ein Unendliches überragt (Pascal). Die Anbetung ist der Ausdruck der Ehrfurcht vor diesem Geheimnis. Sie allein kann das Herz weiten. Wenn diese Dimension des menschlichen Lebens fehlt, nimmt dann nicht eine oftmals kaum eingestandene Verzweiflung ihren Platz ein? Die Weisen huldigen dem größeren König und bringen ihm ihre Gaben: Gold – als Symbol seiner Herrschaft, Weihrauch – als Symbol seiner Gottheit und Myrrhe, als Symbol seiner Menschheit und seines Todes. In diesen Gaben bringen sie zugleich sich selbst, ihre eigene Suche, ihre Hoffnung und Liebe.

 

Das Leben ist lebenswert, hat eine Freundin einmal gesagt, solange wir staunen können, solange wir uns öffnen können für einen Größeren und uns darüber freuen. Die Weisen aus dem Morgenland konnten dies und sie sind voll Freude über den Messias, den sie in einem Stall gefunden haben, wieder in ihr Land zurückgekehrt.