Erfüllte Zeit

30. 05. 2004, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

„Trostworte an die Jünger“
(Johannes 14, 15 – 16. 23b - 26)

Kommentar: Veronica Schwed

 

Heute ist Pfingstsonntag! Jesus schenkt uns heute sein Vermächtnis, seinen Geist! Der heutige Text steht in den Abschiedsreden des Johannesevangeliums. Jesus sorgt sich um seine Jüngerinnen und Jünger und er sorgt für sie. Er will sie nicht alleine zurücklassen, denn er weiß dass die kommende Zeit für ihn schwer sein wird. Unsicherheit, Mutlosigkeit, Verfolgung sind absehbar.

Daher kündigt er ihnen einen Mutbringer an, einen Beistand, den Heiligen Geist, denn Jesus möchte die, die an ihn glauben, nicht als Waisen zurücklassen.

 

Das war beim ersten Pfingsten so, und das gilt auch für uns heute, ganz besonders für die jungen Menschen, die in diesen Tagen das Sakrament der Firmung empfangen. Firmung bedeutet, dass sich ein Mensch entschließt, seinen Glauben zu bezeugen, dass er sein „Zeug“, das, was er für ein Leben mit Gott braucht, beisammen hat.

 

Das, was beim kleinen Kind in der Taufe begonnen hat, was im Empfang der Eucharistie weitergeführt wurde, soll nun in der Zusage von Gottes Geist verstärkt werden und seinen vollen Wert bekommen.

Taufe, Eucharistie und Firmung ist eine wechselseitige Liebeserklärung: Gott schenkt im Namen Jesu Christi seine fürsorgende Liebe, seinen Geist, seine Nähe einem Menschen, der sich auf den Weg gemacht hat, ihn zu empfangen.

„Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“

Sei besiegelt, das heißt, sei gestempelt, für gültig erklärt, offiziell gemacht, unanfechtbar.

 

Ausdrücklich und für immer gültig empfängt ein Christ, eine Christin dieses Siegel des Geistes, ein unauslöschliches Zeichen. In der Salbung mit dem Heiligen Chrisam geht dieses Zeichen im wahren Sinn des Wortes unter die Haut. Es zieht ein, es lässt sich nicht mehr abwaschen. Das gilt!

Firmung, eine wechselseitige Liebeserklärung… Ein Lebensbund. Wie schaut dieser Bund aus? Gibt es noch dieses verbindende Band? Gibt es diese Liebe noch?

 

Sie haben doch Gott einmal eine Liebeserklärung gegeben, ihm die Stirn geboten, sich von ihm abstempeln lassen. Er hat Sie berührt, ist Ihnen unter die Haut gegangen!

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, sagt Jesus. Das ist keine Forderung. Das ist auch nicht so zu verstehen, wie es Kinder zuweilen formulieren: „Wenn du mich magst, dann schenkst du mir das und das.“ Jesus erpresst uns nicht. Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, bedeutet: Ihr leibt mich und deshalb haltet ihr meine Gebote. Weil ihr mich lieb habt, werdet ihr nichts tun, was diese Liebe gefährden kann.

 

Zwar stellt uns Jesus den Himmel in Aussicht, doch der ist nicht nur billig: Es gilt, die Gebote zu bewahren und Jesu Wort zu hüten. Das heißt, dass wir seine Worte, seine Kraft in uns wirken lassen. Seine Gebote und Worte sind kostbar. Es ist all das, was uns Jesus als Bote Gottes gebracht hat. Jesu Gebote zu halten bedeutet, dass wir seine Gebote nachleben sollen. Im Geist Gottes zu leben heißt, dass Jesus an uns ablesbar wird und zwar über alle Sprachbarrieren hinaus. An uns selbst soll die Liebe Jesu zum Vater und zu den Menschen ablesbar sein.

 

Es stellen sich im Alltag viele kleine Situationen ein, in denen ich vor die Wahl gestellt bin: Folge ich den Geboten Jesu Christi oder den Geboten des Haben- Wollens, des Gelten- Wollens, der Bequemlichkeit.

Habe ich Angst mich dieser Wandlung durch den Geist zu überlassen?

 

Jesus Christus hat uns seinen Geist zugesagt und gesandt. Fridolin Stier übersetzt das Wort „Paraklet“ mit „Mutbringer“, Walter Jens mit „Helfer“ und „Fürsprech“. All das drückt aus: Wir werden nicht alleine gelassen. Die Zuwendung und Liebe Gottes und Jesu Christi überbrückt die Distanz zwischen ihm und uns. Er lässt unsere Sorgen und Anliegen bei ihm ankommen, er ermutigt und bestärkt uns und er hilft uns. Wer Jesus liebt, den liebt der Vater. Die Liebe zu Jesus Christus öffnet für Gottes Liebe. Das bedeutet: Wenn wir im Heiligen Geist Jesu Gebote in Wort und Tat halten, dann werden wir gemeinsam mit ihm zu Boten, zu Brückenbauern, zur Wohnung Gottes.

 

In diesem Sinn möchte ich mit einem Hymnus aus dem Stundenbuch um diesen Geist Gottes beten:

Die Stunde steigt und ruft zum Werk;

des Tages Anspruch lockt und drängt:

Komm, Hei´lger Geist, tritt für uns ein,

denn nichts gelingt uns ohne dich.

Du atme in uns, treibe uns,

erleuchte uns und sprich uns zu,

du mache unser Herz geneigt,

dass wir zur Liebe fähig sind.

Dies schenke uns, o Heil´ger Geist,

der mit dem Vater und dem Sohn

verherrlicht und gepriesen sei

durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.