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Erfüllte Zeit31. 05. 2004, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Das
Ziel der Sendung Jesu“ Kommentar: Veronica Schwed
Ich
schätze die Gedanken und die Sprache des Evangelisten Johannes.
Worte haben bei ihm ihre eigene Bedeutung, ihren besonderen Sinn. Manchmal
sind sie aber missverständlich und schwierig, so wie im heutigen
Evangelium. Wenn
Johannes von der Welt spricht, kann entweder die von Gott
geschaffene, geliebte Welt gemeint sein, oder die Welt der Menschen.
Häufig meint er damit jedoch die gottferne, verlorene Menschheit,
die sich von Gott abgewandt hat und dem Licht verschließt. Johannes
setzt sich mit dem Weltbild der Gnosis auseinander, einer
philosophisch-religiösen Weltanschauung in Kleinasien, Ägypten,
Griechenland und Rom im ersten und zweiten Jahrhundert. Das
Weltbild der Gnosis ist dualistisch. Gnostisches Denken zieht eine
scharfe Trennlinie zwischen Gut und Böse, Geist und Materie, Licht
und Finsternis, weiß und schwarz. Dieses
Denken gilbt es auch noch 1900 Jahre später. Menschen versuchen,
andere klar als gut oder böse zu bewerten. Sie
nehmen sich heraus, zu wissen, wer gerettet und wer gerichtet wird.
Sie teilen Länder in Schurkenstaaten und ethisch hoch stehende
Staaten ein. Im
biblischen Zeugnis des Johannes wird dieses Weltbild christlich
gedeutet und weitergeführt. Der Evangelist verwendet weiß und
schwarz, verkündet Gottes Gutsein und die Güte seiner Schöpfung,
erschrickt vor dem Widergöttlichen und dessen Macht und Finsternis. Sein
Weltbild ist allerdings fein gerastert. Er hat ein Gespür für die
Verwobenheit von Gut und Böse, für das Nebeneinander von Licht und
Finsternis, für die Schattierungen von schwarz und weiß. Es
gibt keinen Menschen, der absolut gut oder absolut böse ist. Noch
viel weniger gibt es ein ganzes solches Volk. In
Freiheit und Verantwortung muss sich jeder Mensch Tag für Tag neu
zwischen Gut und Böse entscheiden. Jede und jeder von uns ist dazu
angehalten, das eigene Gewissen zu bilden, Gott im eigenen Leben zu
suchen und den Weg zu gehen, der ihm bzw. ihr entspricht. Der
heutige Text, der auf den ersten Blick so missverständlich ist,
spricht, wenn man genauer hinsieht, von der Liebe Gottes zu seiner
Schöpfung und von der Verantwortung der Menschen. Da
heißt es: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen
einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde
geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht
in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die
Welt durch ihn gerettet wird.“ Die
Absicht Gottes ist die Rettung der Menschen! Gott
will nicht strafen, klein machen, verdammen, sondern erwählen und
retten! Jesus
Christus ist die Mensch gewordene Liebeserklärung Gottes! Der
Evangelist schreibt aber auch: „Wer an Jesus glaubt, wird nicht
gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den
Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.“ Es
braucht keinen Richter von außen. Wer die Mensch gewordene Liebe
Gottes ablehnt, richtet sich selbst. Wenn jemand diese Liebeserklärung
missachtet, stellt er sich selbst außerhalb der Gemeinschaft der
Menschen untereinander und der Menschen mit Gott. Gott
wartet. Gott
bietet an. Aber
Gott zwingt nicht, er drängt sich nicht auf. Ich
begreife nicht, warum Gott so zurückhaltend ist und überhaupt all
das Schlechte zulässt. Ich begreife es nicht und ich halte es
schwer aus. Wäre es nicht viel besser, er ließe nur das Gute zu? Kein
Krieg, keine Gewalt, kein Missbrauch… Himmel
auf Erden! Das
ist Entmündigung des Menschen. Was
ist dann Freiheit? Was
ist dann der Mensch? Gott
lässt Gut und Böse zu. Das
ist sein Vertrauensbeweis an uns. Gott
traut uns das Gute zu, aber er lässt uns die Wahl. Freude
und Leid, Gut und Böse, Leben und Tod, diese Fülle ist uns
gegeben! Auch,
wenn das weh tut. Gott
will nicht strafen, klein machen, verdammen, sondern erwählen und
retten! Für
mich drückt das der Text eines Liedes aus: Gott
liebt diese Welt und wir sind sein Eigen. Wohin
er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt. Gott
liebt diese Welt. Er rief sie ins Leben. Gott
ist’s, der erhält, was er selbst gegeben. Gott gehört die Welt. Gott
liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt. Im
Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt. Gott
leibt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu
des Reiches Erben. Gott erneut die Welt. Gott
liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält. Christus
ist erstanden: Leben für die Welt. Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein, für alle Welt.
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