Erfüllte Zeit

09. 01. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

„Die Taufe Jesu“

(Matthäus 3, 13 - 17)

Kommentar: Regens Martin Walchhofer

 

Zum Abschluss der Weihnachtszeit soll noch einmal die Herrlichkeit Gottes aufleuchten. Auch die Taufe ist ein Epiphaniegeschehen, ein Aufleuchten der Herrlichkeit Gottes. Der Vater nennt Jesus, der sich in die Reihe der Sünder gestellt hat, seinen geliebten Sohn: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Gefallen gefunden habe“, hören wir heute im Evangelium.

Gott offenbart uns seine Herrlichkeit. Das Fest der Taufe des Herrn beantwortet so eine tiefe Sehnsucht der Menschen nach der Herrlichkeit Gottes, die uns im Mensch gewordenen Gottessohn aufleuchtet. Es ist die Sehnsucht, die in jedem von uns drinnen ist. Dass das Licht Gottes aufleuchte in der Dunkelheit unseres Lebens, unseres Fragens und dass dieses Licht uns Trost und Weisung sei auf unserem Weg durch das Leben.

Die Geburt Jesu im Stall, verkündet von den Engeln, die vom Lichtglanz Gottes umleuchtet waren. Der Stern, der die Weisen aus dem Morgenland heranführt zur Krippe von Bethlehem und nun der offene Himmel über dem Jordan, aus dem Gottes Stimme zu hören ist.

Das sind die Spuren, durch die Gott in dieser Welt aufleuchtet, durch die er uns sagt: „Ja, ich bin da, und ich kenne euch und ich liebe euch.“

Das gesagt zu bekommen, tut jedem von uns gut. Geliebt und angenommen zu werden, ohne Vorbehalte, Vorleistungen, ermöglicht sinnerfülltes und glückliches Leben. Gott spricht Jesus vor Beginn seines öffentlichen Auftretens an: „Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“ Als Einer, der sich geliebt weiß kann er Liebe schenken, kann er ganz für die Menschen sich einsetzen, ohne darauf schauen zu müssen, was bringt es mir. Wo sich die Erfahrung des Geliebtseins ausbreitet, kommt etwas in Bewegung, da geschieht Heilung und Befreiung.

In der Taufe wurde auch uns die Liebe Gottes geschenkt, die uns fähig macht zu lieben. Der Geist der Liebe wurde in unsere Herzen ausgegossen. Erinnern wir uns daran und fragen wir uns, was getauft sein für uns bedeutet?

In der Taufe treten wir ein in das Leben des dreifaltigen Gottes, wir werden Tempel des Heiligen Geistes, Kinder Gottes.

Getauft wird mit Wasser. Aus dem Wasser wird der Mensch geboren, nach dem Wasser verlangt er, solange er lebt. Wasser bedroht ihn, Wasser rettet ihn. Wasser hat reinigende und erneuernde Kraft, deshalb verwundert es uns nicht, dass es in der Taufe dazu dienen darf, die Wiedergeburt im Glauben zu bewirken.

In der Taufe werden wir gesalbt. Die Salbung bringt zum Ausdruck, dass die heilende Kraft, die von Jesus Christus ausgeht, stärker ist als die Verletzungen, die wir in unserem Leben erfahren. Durch die Salbung kommt zum Ausdruck, dass wir königliche, prophetische und priesterliche Menschen sind, dass auf uns der Segen Gottes ruht.

Das weiße Kleid weist auf das neue Leben hin, das in der Taufe geschenkt wird. Weiß ist die Farbe der Auferstehung. Dieses weiße Kleid soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du in der Taufe neu geschaffen worden bist und – wie die Schrift sagt - Christus angezogen hast: Bewahre diese Würde für das ewige Leben.

Die Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wird, weist wiederum darauf hin, dass wir in Christus zum Licht der Welt geworden sind.

Was ist also unsere Berufung als Getaufte?

Dass wir als Kinder Gottes leben. In unserer Zeit brauchen wir mehr denn je Menschen, die dieses Kindsein im Sinne des Evangeliums leben. Es ist Gott selbst, der uns im Sakrament der Taufe mit seiner Gnade berührt. Keine menschliche Anstrengung, keine asketische Übung, kein Studium oder wissenschaftliches Forschen ist es, was wir vorweisen müssten.

 

Gott selbst ist es, der uns entgegen kommt, der sich uns offenbart, der uns mit seiner Gnade berührt. Es gibt kein Verdienst, das wir vorweisen, oder auf das wir pochen könnten, als hätten wir ein Anrecht auf eines solches Geschenk Gottes. Es wird uns gratis angeboten.

Für ein Kind ist es etwas ganz normales ein Geschenk anzunehmen. Wir kennen das Wort Jesu: „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hinein kommen.“ Gott kommt auf uns zu, offenbart sich uns durch sein Licht und berührt uns mit seiner Gnade. Für jeden von uns gilt, dass der Glaube an den Mensch gewordenen Sohn Gottes uns zu retten vermag und nur die Liebe, die wir zu Gott und dem Nächsten im Herzen tragen, verbindet uns mit Gott und untereinander. Auf die Taten der Liebe kommt es an, jeden Tag aufs Neue! Dann wird das Reich Gottes, das der Sohn Gottes verkündet hat, ankommen in unseren Herzen und durch uns in der Welt Gestalt gewinnen. Wir sind nicht allein, Gott ist mit uns. Er führt und stärkt uns alle Zeit. Einst wird er alles vollenden in seinem ewigen Reich, in der Herrlichkeit des Himmels.