Erfüllte Zeit

06. 07. 2003, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

Dalai Lama

 

Die Absicht, anderen gutes zu tun, das andauernde, von Herzen kommende Denken an das Wohl der anderen, wird auf natürliche Weise Glück unter den uns umgebenden Menschen verbreiten. Schlechtes mit Gutem zu erwidern, Verletzung mit Wohlwollen, Hass mit Liebe zu vergelten und Schädigung mit Mitgefühl, das sind einige der charakteristischen Merkmale des selbstlosen Strebens nach der höchsten Erleuchtung. Wohltätige und von liebevoller Güte getragene Handlungen, die man ungeachtet schlechter Absichten anderer vollbringt, werden die Herzen aller erfreuen; Groll und Rache hingegen werden einzig die eigenen Leiden und die der anderen vermehren – sowohl in diesem und als auch in zukünftigen Leben.

 

Eine grundsätzliche Überlegung ist, dass der Zyklus der Geburten eines jeden Wesens im Daseinskreislauf ohne Anfang ist und dass wir einander in früheren Leben unzählige Male Mütter gewesen sind. Die Empfindungen der Mutter für ihr Kind sind ein klassisches Beispiel für liebevolle Güte. Eine Mutter ist bereit, für die Sicherheit, den Schutz und das Wohlergehen ihres Kindes ihr eigenes Leben hinzugeben. Die Kinder sollten dies erkennen, ihrer Mutter dankbar sein und ihre Dankbarkeit durch fürsorgliche Handlungen der Mutter gegenüber zum Ausdruck bringen. In der gleichen Weise strebt ein Mensch, der vom Erleuchtungsgeist motiviert ist, mit aller Kraft nach dem Wohl aller anderen Wesen. Er wird sie wie seine eigene Mutter behandeln. In Erwiderung mütterlicher Güte wird er ständig bestrebt sein, nur Gutes zu tun.

 

(Aus: Dalai Lama „Yoga des Geistes“, Dharma Edition, Tibetisches Zentrum Hamburg)