Erfüllte Zeit

10. 08. 2003, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

Zum 60. Todestag:

Fragen von Franz Jägerstätter

 

Franz Jägerstätter war Bauer im ober- österreichischen St. Radegund. Er wurde Teil der österreichischen Zeit- und Kirchen- geschichtsschreibung, weil er sich nicht bereit erklärte, am Krieg der Nazis als Kämpfer teil zu nehmen. Am 9. August 1943 wurde er deswegen in Berlin Brandenburg enthauptet. 

 

Ein Verfahren zu seiner Seligsprechung ist im Gange.

 

1940 hatte Jägerstätter Rat im Gespräch mit seinem Bischof gesucht. Das sind Fragen, die er sich aufgeschrieben hat.

 

 

Welcher Katholik getraut sich, diese Raubzüge, die Deutschland schon in mehreren Ländern unternommen hat und noch immer weiterführt, für einen gerechten und heiligen Krieg zu erklären?

 

Wer traut sich zu behaupten, dass vom deutschen Volk in diesem Krieg nur einer die Verantwortung trägt, weshalb mussten dann noch so viele Millionen Deutscher ihr „Ja“ oder „Nein“ hergeben?

 

Kann man es einem heute noch zum Vorwurf machen, dass man keine Vaterlandsliebe mehr hat? Haben wir denn überhaupt auf dieser Welt noch ein Vaterland?

 

Denn wenn ein Land mein Vaterland sein soll, so darf es für mich nicht bloß Pflichten geben, sondern man muss auch Rechte besitzen, hat man das aber heute noch bei uns?

 

Wird einer ausbildungsunfähig und würde vielleicht gar dem Staate zur Last fallen, was macht man denn mit solchen?

 

Wäre so ein Vaterland überhaupt noch eine Verteidigung wert, von der ja ohnedies nicht die Rede sein kann, denn Deutschland wurde ja von niemand überfallen. Einmal, glaub´ ich, hätten wir wohl noch ein Verteidigungsrecht gehabt, und zwar als wir vor vier Jahren noch Österreicher waren.