Erfüllte Zeit

17. 08. 2003, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

Aus dem berühmten Kommentar zum Hohen Lied von Bernhard von Clairvaux

Dies ist der Weg, dies ist die Reihefolge: zuerst fallen wir zu Füßen und beweinen vor dem, der uns geschaffen hat, was wir Übles getan haben. Dann tasten wir nach der Hand dessen, der uns empor hebt und unsere schwachen Knie stärkt. Erlangen wir dieses durch vieles Bitten und Tränen, dann dürfen wir es vielleicht wagen, unser Haupt zum Mund der Herrlichkeit selbst zu erheben, um - ich sage es mit Zittern und Zagen - ihn nicht nur zu schauen, sondern auch zu küssen. Denn ein Geist vor unserem Angesicht ist Jesus Christus, mit dem wir, in heiligem Kuss vereint, durch seine Huld EIN Geist werden.

Die Sehnsucht treibt mich, nicht Überlegung. Ich bitte, klagt mich nicht der Anmaßung an, wo das liebende Gefühl drängt...stürmische Liebe kümmert sich nicht um das Recht, lässt sich auch durch keinen Rat mäßigen, durch keine Scham zügeln, keiner Vernunft unterwerfen. Ich bitte, ich flehe, ich fordere: er küsse mich mit dem Kuss seines Mundes.