Erfüllte Zeit

01. 11. 2003, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr

 

 

„Was glauben Sie?“ – Der Dichter und tschechische Botschafter Jiri Grusa

 

 

 „Was glauben Sie?“ – dieser Frage hat sich diesmal der tschechische Schriftsteller und Botschafter in Österreich Jiri Grusa gestellt. Grusa wurde am 10.November 1938 in Pardubice (Böhmen) geboren. Er entstammt einer böhmischen Beamtenfamilie. Zu seinen direkten Vorfahren zählt auch der frühere Wiener Erzbischof und Kardinal Anton Joseph Grusa (1820 -1911). Jiri Grusa studierte Philosophie und Geschichte in Prag, wo er 1962 zum Dr. phil. promovierte. Ein Jahr später gründetet er die erste nichtkommunistische Literaturzeitschrift „Tvar“ (dt. das Gesicht), bei der auch Vaclav Havel mitarbeitete. Nach einer kritischen Abrechnung mit der stalinistischen Ära, bedeutete das das Ende von „Tvar“. 1967 erhielt er wiederum Berufsverbot. Umso mehr hoffte Grusa 1968 während des „Prager Frühlings“  auf einen Sieg des Reformers Alexander Dubcek, glaubte jedoch nicht an die Reformierbarkeit des Kommunismus.  Nach Niederschlagung der Reformbewegung musste sich Grusa als Angestellter bei Bauunternehmen und als Übersetzer durchschlagen. Als Dichter und  Menschenrechtsaktivist blieb er jedoch weiterhin aktiv. Als er 1970 eingesperrt wurde, setzte sich Heinrich Böll für seine baldige Freilassung ein. 1981 wurde Grusa gegen seinen Willen nach einer Auslandsreise ausgebürgert und verbrachte die nächsten zehn Jahre in Deutschland. Sein Freund Havel ernannte ihn nach der Wende 1990 zum Botschafter in Bonn und seit 10.Juni 1998 zum tschechischen Botschafter in Österreich.

Gestaltung: Johannes Kaup