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Erfüllte Zeit27. 06. 2004, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
„Was
glauben Sie?“ –
Der
am 6.Dezember 1929 in Berlin geborene Spross eines gänzlich
verarmten luxemburgisch-lothringischen Adelsgeschlechts hat nie Wert
auf Herkunft gelegt. Und das will etwas heißen. Denn nicht jeder
darf den legendären steirischen Erzherzog Johann seinen Ururgroßvater
nennen.
Mit
der Geigerin Alice Hoffelner ist Harnoncourt seit 1953 verheiratet.
Sie haben gemeinsam drei Söhne und eine Tochter. Anfang der Fünfziger
Jahre gründete Harnoncourt - damals noch Cellist bei den Wiener
Symphonikern - gemeinsam mit seiner Frau Alice den Concentus Musicus.
Zurück zu den Wurzeln zum Ursprungsgedanken, Originalpartituren,
Originalinstrumente - die Zeitschrift „Bühne“ nennt ihn 1997
den „Originalklang-Apostel“. Anfangs noch belächelt und auch
angefeindet, überzeugte Harnoncourt binnen weniger Jahre Ohren und
Herzen der Musikwelt.
Um Harnoncourt hat es auch immer Parteienkämpfe gegeben: Entweder liebte oder hasste man seinen musikalischen Stil. Legendär ist der anonyme Ausspruch seiner musikalischen Gegner: „Bitte, meine Damen und Herren, wir machen es nicht wie der Harnoncourt“. Legendär ist auch eine künstlich entstandene Rivalität mit Herbert von Karajan, weswegen Harnoncourt – so wird kolportiert - viele Jahre lang bei den Salzburger Festspielen keine Chance bekam, sich dort im klassischen Repertoire zu profilieren. Das hat sich zunächst seit Gerard Mortier und dann nachhaltig bei Peter Ruzicka geändert. Heute ist Harnoncourt einer der international gefeierten Dirigenten. Sein privater Lebensstil ist aber stets sehr bescheiden geblieben.
Gefragt
nach seinem Bildungsideal hat Harnoncourt einmal zu Protokoll
gegeben: „Das nicht praktisch Brauchbare, das nicht
Zweckgebundene, das ist das Eigentliche. Dort ist der Mensch
Mensch.“
Johannes Kaup hat Nikolaus Harnoncourt für die Gesprächsreihe „Was glauben Sie?“ nach den biographischen Hintergründen für seine ethischen und religiösen Überzeugungen gefragt.
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