Erfüllte Zeit

18. 07. 2004, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

Paul Cezanne: Über Kunst

 

Diese Sonne, hören Sie zu – das Spiel der Strahlen, ihr Weg, ihr Eindringen, die Allgegenwart der Sonne über die Welt hin, wer wird das jemals malen, wer wird das berichten?

 

Das wäre die Seelengeschichte, die Psychologie der Erde. Wesen und Dinge, wir alle sind nichts als ein bisschen aufgespeicherte, organisierte Sonnenwärme, ein Andenken der Sonne, ein wenig Phosphor, der in der Gehirnhaut der Welt glüht. Ich möchte diese Essenz herausfiltern. Die über die Welt verteilte moralische Kraft, das ist vielleicht nur das Streben, wieder Sonne zu werden. Es ist der Begriff, das Gefühl, der Traum der Welt von Gott.

 

Überall trifft ein Strahl auf eine dunkle Pforte. Eine Linie umschließt überall einen Ton und hält ihn gefangen. Ich will sie erlösen. Die großen klassischen Länder, unsere Provence, Griechenland und Italien, wie ich sie mir vorstelle, das sind diejenigen, in denen die Helligkeit sich vergeistigt, wo eine Landschaft das schwebende Lächeln einer scharfen Intelligenz ist. – Die Zartheit unserer Atmosphäre berührt sich mit der Zartheit unseres Geistes. Sie sind eins im anderen.