Erfüllte Zeit

19. 09. 2004, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

Abt Aelred, Speculum Caritatis

 

Schau sorgfältig jedes Geschöpf an, vom ersten bis zum letzten, vom höchsten bis zum geringsten, vom obersten Engel bis zum winzigsten Würmlein! Dann wirst du bestimmt in jedem eine Spur der Güte Gottes entdecken, die nichts anderes ist als seine Liebe.

 

Diese Liebe west in allen Dingen. Nicht so, als sei sie darin an bestimmten Stellen eingegossen oder räumlich in ihnen verteilt oder als bewege sie sich zwischen ihnen. Sie ist wesenhaft in ihnen gegenwärtig, in steter, unbegreiflicher, bleibender Einfachheit. Sie enthält alles, umschließt alles, durchdringt alles. Sie verbindet das Niedrigste mit dem Höchsten, die Gegensätze mit den Gegensätzen, das Kalte mit dem Warmen, das Trockene mit dem Feuchten, das Zarte mit dem Rauen, das Harte mit dem Weichen. Alles verbündet sie in einem einträchtigen Frieden.

 

(Aus: „Ein Lied das nur die Liebe lehrt. Texte der frühen Zisterziensermönche“, Verlag Herder)