Erfüllte Zeit
01. 01. 2005, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
Aus:
„Lass dich nicht vom Bösen besiegen!“ -
Papstbotschaft
zum Weltfriedenstag 2005
Um
das Gut des Friedens zu erlangen, muss festgehalten werden, dass
Gewalt ein inakzeptables Übel ist und niemals Probleme löst.
Gewalt ist eine Lüge, denn sie verstößt gegen die Wahrheit
unseres Glaubens, gegen die Wahrheit unserer Menschlichkeit. Gewalt
zerstört das, was sie zu verteidigen vorgibt: die Würde, das
Leben, die Freiheit der Menschen.
Das Wohl der ganzen Menschheit, gerade auch ihrer künftigen
Generationen, erfordert eine echte internationale Zusammenarbeit, zu
der jedes Land seinen Beitrag leisten muss.
Ausgesprochen verkürzende Sichtweisen der menschlichen Wirklichkeit
wandeln jedoch das Gemeinwohl in einen bloßen sozioökonomischen
Wohlstand um und höhlen damit den Existenzgrund des Gemeinwohls
zutiefst aus. Das Gemeinwohl hingegen besitzt auch eine
transzendente Dimension.
Da das Gut des Friedens eng mit der Entwicklung aller Völker verknüpft
ist, bleibt es unerlässlich, den ethischen Auflagen der Nutzung der
Güter der Erde Rechnung zu tragen. Die Zugehörigkeit zur
Menschheitsfamilie verleiht jedem Menschen eine Art Weltbürgerschaft,
die ihn zum Träger von Rechten und Pflichten macht, da die Menschen
durch eine gemeinsame Herkunft und eine gemeinsame letzte Bestimmung
verbunden sind. Die Verurteilung des Rassismus, der Schutz von
Minderheiten, die Hilfe für Flüchtlinge und Asylanten, das
Mobilisieren der internationalen Solidarität gegenüber allen
Notleidenden sind nur konsequente Anwendungen des Prinzips der Weltbürgerschaft.
Das Prinzip, demzufolge die Güter für alle bestimmt sind, erlaubt
es zudem, sich in richtiger Weise der Herausforderung der Armut zu
stellen. Dabei muss vor allem den Situationen des Elends Rechnung
getragen werden, in denen noch immer über eine Milliarde Menschen
lebt.
Angesichts
der vielen Dramen, die die Welt heimsuchen, bekennen die Christen
mit demütigem Vertrauen, dass allein Gott dem Menschen und den Völkern
die Überwindung des Bösen ermöglicht, um das Gute zu erlangen.
Gestützt auf die Gewissheit, dass das Böse nicht siegen wird, hegt
der Christ eine ungebrochene Hoffnung, die ihn in der Förderung der
Gerechtigkeit und des Friedens bestärkt. Auch wenn die »geheime
Macht der Gesetzwidrigkeiten« (2 Thess 2, 7) in der Welt gegenwärtig
und am Werk ist, darf nicht vergessen werden, dass der erlöste
Mensch genügend Kräfte besitzt, um ihr entgegenzuwirken.
Kein Mann, keine Frau guten Willens kann sich der Verpflichtung
entziehen, für die Besiegung des Bösen durch das Gute zu kämpfen.
Es ist ein Kampf, den man nur mit den Waffen der Liebe wirksam kämpft.
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