Das Evangelische Wort

Sonntag, 21. 10. 2001,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr,

 

Mag. Gisela Ebmer

(Oberradelberg, NÖ)

  

„Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, aus der Knechtschaft, herausgeführt hat. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“

 

Wenn ich in der Schule mit den 10-jährigen Kindern das erste Gebot bespreche, dann bekomme ich oft als erste Reaktion: Na, der ist aber ganz schön egoistisch, der Gott! Wieso soll ich nicht auch an andere Götter glauben können? Was ist denn so schlecht an buddhistischen oder hinduistischen Göttern? Bin ich ein Sünder, wenn ich mich für die altgriechische Götterwelt interessiere?

Ich lasse die Kinder dann immer Collagen machen zum ersten Gebot: Die eine Hälfte der Klasse sucht aus Illustrierten Bilder, die zum biblischen Gott passen, und die anderen solche, die heutige Götter symbolisieren. Heutige Götter, das ist alles, was Menschen heute verehren anstelle von Gott. Diese Bilder sollen sie dann ausschneiden und jeweils ein Plakat daraus gestalten. Beim biblischen Gott finden sich dann meist wunderschöne Landschaftsaufnahmen, bunte Blumen, Erdbeeren und Weintrauben, Berge und das Meer, Tiere der Wildnis und im Haus. Weil Gott das alles geschaffen hat, sagen die Kinder. Es gibt Bilder von Eltern, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmern, Menschen, die einander helfen, einander umarmen und halten, Spaß haben und Feste feiern. Weil Gott will, dass Menschen einander lieb haben und glücklich sind. Oft finden sich Bilder mit gutem Essen – Gott ernährt uns alle, oder solche, die Freiheit und Frieden zum Ausdruck bringen.

Das Plakat mit den heutigen Göttern zeigt Autos und Handys, schöne schlanke, oft nackte Frauen, Schmuck und Geld, Computer, Waffen und Krieg, Kosmetik und Mode.

Nachdem wir die Plakate dann gemeinsam angeschaut haben, frage ich nach den Folgen: Was ist, wenn alle Menschen auf der Welt an diese heutigen Götter glauben? Wie schaut unsere Welt dann aus? Sehr schnell wissen die Kinder die Konsequenzen: Wenn alle Menschen ein Auto haben, dann ersticken wir in Abgasen und Staus. Wenn alle reich sein wollen, entsteht oft Neid und Konkurrenz, dann beginnt man zu streiten, einander zu betrügen, zu stehlen, oder sogar zu morden. Das Ideal der schlanken Models führt bei immer mehr Mädchen zu Essstörungen oder zu Depressionen bei denjenigen, die dem Ideal nicht entsprechen. Die Verherrlichung von Gewalt führt zu Gewalt, Krieg und Tod. Die sogenannten heutigen Götter bedeuten nichts Gutes für unsere Welt. Da gibt es Menschen, die mischen Medikamentenreste ins Schweinefutter, das ist billiger als eine ordnungsgemäße Entsorgung. Auf diese Art und Weise ist in den letzten Wochen halb Europa mit Gift versehen worden. Es sind Menschen die das tun, nicht Firmen. Ich frage mich: Was essen diese Menschen selber für ein Fleisch? Was geben sie ihren Kindern zu essen? Da wurden Weichmacher aus Lackresten im Hühnerfutter gefunden und Tiermehl wurde an Rinder verfüttert. Die Menschen, die das tun, sie sind vielleicht wirklich reich geworden. Aber die Welt geht daran zugrunde und damit auch irgendwann sie selber. Wenn Geld der heutige Gott ist, dann schaut es böse aus um unsere Zukunft und die unserer Kinder.

Wenn aber alle Menschen auf der Welt den biblischen Gott verehren würden oder sagen wir besser: die Werte unseres biblischen Gottes, dann würden sich alle einsetzen für die Erhaltung der Schöpfung, für Gemeinschaft und Liebe unter den Menschen, es gäbe genug zu essen für alle und Konflikte würden friedlich gelöst werden. Die Forschung ginge in Richtung saubere Energiegewinnung, gesunde Ernährung und gerechte Wirtschaftsbeziehungen. Wir könnten eine moderne Welt schaffen, wo das Leben aller wieder das höchste Gut ist.

Gott ist nicht ein egoistischer Gott. Er stellt uns nur vor die Wahl: Ihr könnt glauben, was ihr wollt. Aber seid euch immer darüber bewusst, was euer Glaube für Folgen hat. Ich bin derjenige, der euer Leben und eure Freiheit will. Und wenn ihr das auch wollt, dann glaubt an mich, egal welchen Namen ihr mir in den verschiedenen Teilen der Welt gebt. Denn ich bin der Herr, der euch aus Ägypten in die Freiheit geführt hat.