Das Evangelische Wort

Sonntag, 18. 08. 2002,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr,

 

 

 

Pfr. Mag. Klaus Niederwimmer, Johanneskirche - Klagenfurt, Kärnten

 

Am Ende der Sintflut heißt es in der Bibel:

„Und Gott sagte zu sich selbst: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“

 

Erschütternde Bilder bewegen uns in diesen Tagen. Unaufhaltsam wälzen sich Wassermassen durch Straßen und über Felder. Überschwemmen Häuser und ganze Städte; Reißen mit sich, was sich ihnen in den Weg stellt.

 

Weinende, trauernde und resignierende Menschen, denen ihre Existenz geraubt worden ist:

Die Ernte vernichtet, der Besitz zerstört…

 

Jahrhundertflut in Österreich und in vielen Teilen Europas; Todesopfer, die zu beklagen sind, unermesslich hohe Schäden an Natur, Kultur, an Hab und Gut von vielen tausenden Menschen; Bilder des Schreckens und der Hoffnungslosigkeit.

 

Naturkatastrophen wie diese verbreiten in vielen Menschen Weltuntergangsstimmung, Ratlosigkeit und Hilflosigkeit.

 

Daneben erwachsen bei mir aber auch andere Bilder – Bilder der Hoffnung: Ich sehe Menschen, die anderen helfen:

Hubschrauberpiloten, die gefährliche Einsätze fliegen, um eingeschlossene Menschen zu evakuieren; Feuerwehrleute, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um andere zu retten; Rotkreuzmitarbeiter, die bis zur Erschöpfung arbeiten; Bundesheersoldaten, die Brücken sichern und mit Aufräumungsarbeiten beginnen; unzählige freiwillige Helfer, die Sandsäcke schleppen und helfen, wo sie können.

 

Menschen, die an Spendentelefonen sitzen und unzählige Spender; Und wieder andere, die Sachspenden für die größte Not anbieten – eine endlose Kette an Hilfsbereitschaft wird sichtbar.

Gott sei Dank gibt es viele, die sich nicht abfinden mit dem Elend, die dagegen ankämpfen, die Not anderer lindern wollen und Zeichen der Hoffnung setzen.

 

Gleichzeitig setzt ein Nachdenken über die Hintergründe der Wetterkapriolen ein:

Spielt das Wetter verrückt? Hitzewelle und Dürre auf der einen, Unwetter und Flutkatastrophen auf der anderen Seite stimmen nachdenklich:

Klimaforscher sprechen davon, dass der Treibhauseffekt mit verantwortlich ist für die extremen Witterungsbedingungen. Müssen wir in der Zukunft mit mehr solchen Extremsituationen rechnen, denen wir machtlos gegenüber stehen? Verstärkt unser manchmal zu sorgloser Umgang mit der Umwelt solche Katastrophen?

 

Am Ende der biblischen Erzählung von der Sintflut sagt Gott ein hoffnungsgebendes Wort:

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Nach dieser schrecklichen Flut macht Gott deutlich, dass er die Zukunft dieser Erde möchte. Er gibt sein Versprechen, dass der Kreislauf von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, von Sonne und Regen bleibt, solange diese Erde besteht.

 

Als Symbol für dieses Versprechen stellt er einen Regenbogen in den Himmel. Zeichen des Lebens und der Hoffnung, Zeichen des endenden Regens.

 

Es gibt eine Zukunft, es gibt ein Morgen.

Wir dürfen hoffen – auch gegen den Augenschein, durch Katastrophen hindurch.

 

Auch wenn wir manchmal machtlos den Naturgewalten gegenüberstehen, können wir trotzdem neuen Mut fassen.

Ich höre Gottes Zusage, zu seiner Schöpfung zu stehen, sie erhalten zu wollen. Ich erkenne Zeichen der Hoffnung, wenn andere füreinander einstehen; wenn Solidarität wie eine Welle Land durchzieht; wenn christliche Nächstenliebe nicht nur ein Schlagwort ist, sondern tausendfach in die Tat umgesetzt wird;

Wenn sich Menschenganz einfach für die Zukunft anderer und der unserer Erde einsetzen.

Wenn Notleidenden und schwer geprüften in ihrer Not geholfen wird, ihre Existenz wieder aufzubauen.

Wenn gearbeitet, gehofft und gebetet wird – und wenn Menschen verantwortlich mit der uns anvertrauten Schöpfung umgehen.

 

Unser Welt hat eine Zukunft, diese Hoffnungszusage brauchen wir gerade jetzt. Gott gibt uns diese Zusage mit auf unseren schwierigen Weg, damit unsere Welt auch noch für unsere Kinder und Enkel lebenswert ist.