Das Evangelische WortSonntag, 18. 05. 2003, 6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1
von
Pfarrerin
Ingrid Tschank Elisabeth
liebt das Lied „Oh happy day“ immer noch.
Elisabeth sitzt im Rollstuhl. Einfach ist es nicht gewesen, nach dem schweren Autounfall. Alles hat sie neu lernen müssen. Auch die Handgriffe, die vorher so selbstverständlich gewesen sind. Manchmal
treffe ich sie, wenn sie mit ihrem Rollstuhl einkaufen fährt.
Durch
tausend dunkle Täler hindurch hat sie es geschafft. Jetzt kann sie
mit dem Rollstuhl allein im Dorf herum fahren. Sie fühlt sich dabei
sicher und selbständig. Stolz ist sie darauf, aber vor allem
dankbar: ihrem Mann und den Kindern, ihrer Familie und den vielen
Menschen in der Rehab-Klinik.
Elisabeth liebt dieses Lied immer noch sehr. Elisabeth
hat Pläne für ihre Zukunft. Ihre beiden Töchter werden bald groß
sein und sie möchte dann gerne auch beruflich ihren Weg für sich
finden. Leicht wird auch das nicht werden, aber sie nimmt die
Herausforderung an, jeden Tag aufs Neue.
Auch
ein Mensch mit besonderen Bedürfnissen, hat sie mir erzählt, muss
seinen eigenen Weg im Leben finden. Denn diese Menschen sind so
individuell und unterschiedlich wie alle anderen auch. Im
Psalm 36 heißt es, dass Gottes Güte so weit reicht wie der Himmel
ist, und seine Treue, so weit wie die Wolken gehn.
Niemand
ist ausgeschlossen. Keinem wird der Zutritt verweigert. Jeder und
jede ist ein geliebtes Menschenkind, ohne Vorleistungen. So
wie du bist, so ist es gut. Du bist geliebt und angenommen. Gott
hat den Menschen als sein Ebenbild geschaffen. Gott hat nicht
gesagt, dass er seine Liebe an Bedingungen knüpft, und schon gar
nicht an Bedingungen, die mit unseren körperlichen oder geistigen Fähigkeiten
zusammenhängen.
Ob jemand geschickt ist oder weniger, ob jemand kniffelige Denkaufgaben bewältigen kann oder nicht, ob jemand auch für die alltäglichen Bedürfnisse, wie Essen und Trinken, auf andere ein Leben lang angewiesen bleibt, danach fragt Gott nicht. Alle Menschen, die behinderten und die nicht behinderten, sind eingeschlossen in Gottes Fürsorge und in seinen schützenden Segen. Aber
wie geht man in der Gesellschaft mit Menschen um, die besondere Bedürfnisse
haben?
Nicht
nur das körperliche oder geistige Handicap macht das Leben von
behinderten Menschen anders und manchmal sehr schwierig.
Immer
noch werden viele Barrieren aufgebaut. Immer noch werden Vorurteile
aufrechterhalten. Immer noch werden Benachteiligungen akzeptiert. „Herr,
deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Treue, so weit
die Wolken gehen.“, heißt es im Psalm.
Niemand
ist ausgeschlossen. Keinem wird der Zutritt verweigert. Jeder und
jede ist ein geliebtes Menschenkind, ohne Vorleistungen. So
wie du bist, so ist es gut. Du bist geliebt und angenommen. Elisabeth
liebt das Lied „Oh happy day“ immer noch.
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