Das Evangelische Wort

Sonntag, 16. 05. 2004,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

Pfarrerin Johanna Zeuner, Pfarrerin, Unterschützen, Burgenland

 

Komm lieber Mai und mache, die Bäume wieder grün.. und lass uns an dem Bache, die kleinen Veilchen blühn....

 

Als ich vor zwei Wochen im Cafehaus saß, sagte ein älterer Mann vom Tisch gegenüber „Mal sehen ob jetzt das Frühjahr oder der Sommer beginnt“

Keins von beiden, weder Frühjahr noch Sommer hat so recht beginnen wollen. In diesem Jahr ist die Natur spät dran. Es ist, als geht ein Ringen durch unser Klima. Zu was wird sich dieser Sommer aufschwingen, was wird in diesem Sommer an spektakulären Klimadingen geschehen?

Seit 10 Jahren bewegt mich dieses Thema jedes Jahr wieder: Komm lieber Mai und mache - unsere Natur doch wieder gesund - oder heil?

Am Anfang der 90ziger Jahre wurde man sich der Klimaveränderungen bewusst. Ozon war das Stichwort. Die drohende Gefahr für unsere Gesundheit war in aller Munde. Die Atomkatastrophe von Tschernobyl war noch nicht lange her. Man hatte ein Bewusstsein dafür, oder man wollte es entwickeln, was es heißt: sich schützen.

 

Was ist seitdem passiert? Ist das Bewusstsein gestiegen, oder wird doch eher darüber geschwiegen?

 

Es hat ein Abkommen gegeben, Kyoto 1997. Von den USA wurde dieses internationale Klimapapier nicht ratifiziert. Es hat Diskussionen gegeben. Die Suchmaschine findet 17.000 Einträge zum Stichwort Klimakatastrophe. Mittlerweile gibt es Meinungen, die sagen die Sonne sei schuld, nicht der Mensch selbst- an der Erwärmung der Erde.

 

Was hat sich für mich persönlich verändert? Eigentlich nicht viel? Noch immer denke ich wenig darüber nach, wenn ich mit meinem Auto weite Strecken fahre. Wenn ich in den Supermarkt gehe, sehe ich fast keine Spraydosen mehr, das verwundert mich bis heute. Ebenso die Lichtschutzfaktoren, die mich aus dem Regal mit den Sonnenschutzmitteln mittlerweile anlachen. Hießen sie nicht früher 4 und 8 war schon sehr hoch?

 

Hat sich also etwas verändert? Aber wann und mit wem trete ich darüber ins Gespräch?

 

Ich glaube dieses Gespräch hätte auch etwas mit Erinnerung zu tun. Mit einer Weitergabe der eigenen Bilder.

 

Als ich Kind war, war alles ganz klar. In der Schule malten wir eine Jahreszeitenuhr, in verschiedenen Farben. Diese Uhr trage ich bis heute in mir. Im Frühjahr blühen die Bäume, im Herbst fällt das Laub, im Sommer rufen die Träume und im Winter fällt der weiche weiße Schnee. Dass die Zeit mittlerweile anders schlägt wissen eigentlich alle.

Aber es sind nach meiner Beobachtung zumeist die alten Menschen die noch unerschrocken darüber reden.

 

Was heißt das für uns, die nächste und übernächste Generation. Ich glaube wir sollen unsere persönlichen Klimaveränderungserlebnisse auch nicht nur für uns behalten.

 

Der heutige Sonntag des Kirchenjahres heißt Rogate, betet - das meint auch kommuniziert – redet, bleibt im Gespräch...

Ich schaue in die Bibel...

Da heißt es im ersten Buch  Mose:

„Solange die Erde steht soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“

 

Das ist ein Trost. Irgendwie geht es weiter. Immer...

Gottes Bund bleibt bestehen über alle Klimaveränderungen hinweg.

Aber er entbindet uns nicht - im Gegenteil: Er zieht uns in die Verantwortung.

In die Mitantwortung für unser Wetter -und unsere Welt.

 

Viel können wir nicht tun, aber wir können reden darüber. Unsere Verwunderung kund tun. Nicht einfach zum Tagesprotokoll übergehen, wenn es demnächst im Sommer schneit.