Das Evangelische WortOstersonntag, 27. 03. 2005, 6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1
von
Bischof Herwig Sturm
Christus
spricht: Ich
war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und
habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“Offenbarung.1,18
Der
Herr ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Mit
diesem Ostergruß der Christenheit grüße ich Sie ganz herzlich am
Ostersonntagmorgen. Das
Wunder ist geschehen, der Tod ist überwunden. Ostern
ist die große Chance, das Unglaubliche zu glauben. Ostern
ist das große Geschenk, das Unmögliche zu wagen. Aber
wie glaubt man das Unglaubliche und wie wagt man das Unmögliche? Indem
wir ein Fest feiern: Mit Ostereiern als Zeichen des Lebens. Mit
roten Ostereiern damit alle sehen, dass die Liebe den Tod überwunden
hat. Mit
den Texten der Auferstehung Jesu und vom leeren Grab und mit den
mutigen Liedern: „Oh Tod, wo ist dein Stachel nun, wo ist dein Sieg oh Hölle.“
Die
Osternacht, wo sie gefeiert wird, beginnt in der dunklen Kirche,
dann wird die Schöpfungsgeschichte gelesen, eine Kerze nach der
anderen wird entzündet, das Licht wird weitergegeben und am Schluss
leuchtet die ganze Kirche im Dank über die Schöpfung. Wo
es möglich ist, werden in der Osternacht Kinder getauft. Das
neue Leben, das Gott schenkt, beginnt mit Taufe; da hat Gott meinen
Namen in seine Hand geschrieben, seither gehöre ich zu ihm, in der
Nacht und am Tag, in guten und in schweren Zeiten. Ostern
ist so groß, man kann nicht alles begreifen. Darum
gibt es schon im Leben Jesu Ostergeschichten, sozusagen Schritte auf
das Wunder hin. Ein
lahmer Mann, den vier Leute durchs Dach herunterlassen. Jesus
vergibt ihm die Sünden und sagt dann: „Steh auf, nimm deine Decke
und geh.“ Ein
blinder Mann, der Jesus vorbeigehen hört und schreit: „Herr, hilf
mir.“ Und Jesus bleibt stehn und sagt: „Was willst du?“-
„Dass ich sehen kann.“ Jesus nimmt ihm die Binde von den Augen
und er sieht.
Die
Jünger im Boot, das Meer ist stürmisch, böse und gefährlich. Da
kommt ihnen Jesus auf dem Wasser entgegen und nicht nur das, er
ruft: „Petrus, komm her.“ Und Petrus wagt es im Blick auf Jesus
und steigt aus dem Boot aus und geht auf Jesus zu, über dem
Abgrund.
Heute
ist Ostern, morgen ist noch ein Feiertag, übermorgen hat uns wieder
der Alltag fest in seinem Griff. Wie
feiert man Ostern, wie feiert man Auferstehung im Alltag. Jesus
Christus spricht: „Ich war tot und siehe ich bin lebendig und von
Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des
Todes.“
Jesus
Christus ist die Schlüsselfigur von Ostern. So wie er das Brot mit
den Menschen geteilt hat und heute mit uns teilt, beim heiligen
Abendmahl, so teilt er auch seine Auferstehung mit uns. Er hat die
Schlüssel der Hölle und des Todes.
Angst
und Leid, Krankheit und Tod nehmen uns zwar gefangen, aber sie dürfen
uns nicht behalten. Heute schon, und für die Ewigkeit, lässt uns
Christus aus der Hölle heraus und in den Himmel hinein.
Ostern
ist die Chance, diese Auferstehungsfreude zu leben: Aufstehen gegen Neid und Unrecht, aufstehen gegen Resignation und Selbstzweifel, weil es eine Liebe gibt, die stärker ist als der Tod. Die
Augen öffnen für die Not und standhalten, weil ich gehalten bin.
Um
nicht zu vergessen, über das Wasser gehen, über die Untiefen des
Daseins, über die alles verschlingende Angst, weil Jesus dasteht
und ruft: „Komm her.“
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