Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 15. 06. 2003, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

 ORF Regionalradios

 

Predigt des Gottesdienstes aus der Basilika des Stiftes Rein

 

Liebe Gottesdienstgemeinde hier in der Kirche! Liebe Hörerinnen und Hörer !

Kürzlich habe ich es wieder erlebt, wie schon so oft: ich besuchte einen Kranken und war schon eine Zeit lang bei ihm. Schließlich musste ich aber leider doch wieder gehen. Er hielt meine Hand fest und sagte: Bitte, bleib noch !

 

Diese Bitte „Bleib noch“ oder „Bleib doch“ drückt immer eine Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit aus, die dauern soll. Häufig steckt die Angst dahinter, allein oder im Dunkel leben zu müssen. Kinder, z. B. fürchten das Alleinsein, wenn die Eltern einmal am Abend ausgehen. Und wir Erwachsene suchen treue Freunde, die auch da bleiben, wenn es hart wird im Leben.

 

Auch in schönen Stunden möchten wir gerne beisammen bleiben. Etwa bei einem Konzert, bei einer Familienfeier, einer Party mit Freunden und Kollegen, einem kleinen Fest mit Nachbarn: wenn es richtig schön ist, wollen wir nicht heimgehen. „Ach, bleibt doch noch ein wenig!“

 

Der tiefere Grund  dieses Wunsches ist wohl die Liebe. Wer liebt, möchte immer beim geliebten Menschen sein. Da zählt die Zeit nicht.  Ich kenne niemanden, der nicht geliebt werden möchte.  Und letztlich will jeder Mensch auch für jemanden da sein, den er lieben und glücklich machen kann. Deswegen auch der große Frust, wenn ein Mensch keine Liebe erfährt. Und andererseits, wenn jemand spürt, dass er von niemandem gebraucht, also geliebt wird. Das beginnt bereits im Kindesalter.

 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

Vielleicht kann uns diese menschliche Erfahrung von Lieben und Geliebtwerden helfen,  ein  klein wenig dem tiefsten Glaubens­geheimnis, das wir Christen heute feiern, näher zu kommen, dass unser Gott der Drei-einige ist.

 

Wenn schon wir Menschen als Ebenbild Gottes spüren, dass Liebe nicht allein bleiben kann, sondern immer die bleibende Nähe eines DU sucht,  und sich einfach mitteilen muss, dann können wir ahnen, dass die Tiefe der göttlichen Liebe, die innige Beziehung und Zuneigung in Gott so stark ist, dass sie als Vater, Sohn und Geist lebendig ist.

 

Im Evangelium des heutigen Tages gibt der menschgewordene und auferstandene GOTTES­SOHN den ausdrücklichen Auftrag: Geht und tragt diese gute Botschaft in die ganze Welt hinein, an jeden Ort und zu jeder Zeit:  Gott ist Liebe,  er sucht uns Menschen UND BLEIBT BEI UNS.

 

Als VATER hat er ein Herz für uns, seine Kinder, fühlt und empfindet mit uns und lässt uns doch Freiheit.

 

Gott SOHN kommt uns suchenden Men­schen entgegen, so sehr solidarisch, dass er selber Mensch wird, sogar bis hinein in das Sterben. Besonders nahe bleibt er in seiner Liebe den Schwachen, Verängstigten, Hilflosen, Zu-kurz-Gekommenen und Benachteiligten.

Gott-Sohn ist der Heilende, der uns als Söhne und Töchter dem Vater zu zum liebenden Vater heimführen will

 

Und Gott ist HEILIGER GEIST:  die „Kraft von oben“–  wie Jesus ihn gerne nennt – .Geschenk der Liebe, die vom Vater und vom Sohn aus­­geht. Er ist die einigende Kraft.

 

Er ist unser Licht. 

Mag sein, liebe Schwestern und Brüder,

die wir gemeinsam unterwegs im Glauben sind, dass auch uns Zweifel aufsteigen, wie damals einigen Jüngern, ob wir das denn schaffen werden, ob die Menschen in dieser lauten Welt auf unsere Botschaft hören werden. Doch dürfen auch wir uns am Wort des Herrn immer wieder aufrichten und anhalten: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt  (Mt 28,20).