Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 18. 01. 2004, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

 ORF Regionalradios

 

St. Ursula, Wien

 

(2. Sonntag im Jahreskreis)

Anton Heiller: Deutsches Ordinarium f. gem. Chor und Orgel

 

Introitus: GL 143

Antwortpsalm: GL 529, 6

Hallelujaruf: GL 530, 2

Offertorium: Melchior Franck: Motette „Jeder gibt zuerst den guten Wein“

Danklied: GL 262

 

Ausführender des Gottesdienstes:

Pater Prior Christophe Holzer

Chor der Studienrichtung Kirchenmusik der Musikuniversität Wien

Leitung: Erwin Ortner

Peter Planyavsky, Orgel

 

Pater Holzer ist im Anschluss an den Gottesdienst erreichbar: 71155/3310

 

 

Predigt:

 

Die Zeiten ändern sich, die Menschen bleiben immer die seIben.

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gläubige, wenn wir diesen Satz nehmen würden um die Weltgeschichte zu betrachten, wir könnten fast mutlos werden. Die Zeiten ändern sich. - Ich denke, dieser Satz stimmt wirklich. Aber bleiben die Menschen wirklich die gleichen? Wir feiern den heutigen Sonntag in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen. Aus den Erzählungen meiner Mutter, sie ist in einem kleinen Dorf im Osten der Schweiz nahe zur Grenze nach Vorarlberg aufgewachsen, aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass es in diesem kleinen Dorf zwei Schulen gab, eine evangelisch-reformierte und eine katholische. Natürlich gingen die Kinder streng konfessionell getrennt in ihre jeweiligen Schulhäuser.

 

Ich selber bin in der Stadt aufgewachsen und habe im Jahre 1982 in Bern maturiert. Die Bedingungen waren anders. Im Gymnasium waren wir in der Klasse zwei Katholiken und 22 evangelische Schüler. Einer meiner Schulkollegen war der Sohn eines evangelischen Pfarrers und er hatte die Absicht, nach der Matura evangelische Theologie zu studieren, um auch Pfarrer zu werden. Irgendwann haben wir beide festgestellt, dass wir uns, was die Fragen des Glaubens betrifft, in der Klasse eigentlich am nächsten stehen. Er hatte Interesse am christlichen Glauben und ich hatte Interesse daran. Er hatte die Absicht, Pfarrer zu werden, und ich dachte daran, später katholische Theologie zu studieren und Priester zu werden. Obwohl unsere Interessen auf anderen Gebieten nicht die gleichen waren, war es doch spürbar, dass uns das gemeinsame Interesse am christlichen Glauben über die Grenzen der Konfession hinweg verbunden hat. Während die anderen Klassenkameraden den Eindruck vermittelten, Religion und Kirche gleichgültig bis ablehnend gegenüber zu stehen, so war bei uns das Interesse an Bibel, Theologie und Glaube etwas verbindendes, auch wenn der eine evangelisch und der andere katholisch waren.

Sicher, es waren die Zeiten die sich geändert hatten. In den Jahren als meine Mutter die Schule besuchte, da war es noch ganz normal, dass man christlich erzogen wurde, dass man Sonntags die Kirche besuchte, dass man sich irgendwie als zu einer Konfession zugehörig verstand. Und so war es eben wenigstens auf dem Land zum Teil klar, dass man unterschiedliche Schulen besuchte, je nach dem, ob man katholisch oder evangelisch war. Als ich zur Schule ging war es schon längst nicht mehr normal, dass man sich als glaubender Christ versteht. So war es dann meine Erfahrung, dass der gemeinsame christliche Glaube etwas Verbindendes ist, selbst wenn man unterschiedlichen Konfessionen angehört.

 

Den christlichen Glauben als etwa Verbindendes zu verstehen - über die Konfessionsgrenzen hinweg - ich glaube das ist schon ein guter Schritt, den wir Menschen tun können. Natürlich ist es nur ein Schritt, und wir sollten uns fragen, was für weitere Schritte notwendig oder möglich sind. Es war ein tiefes Anliegen von Jesus Christus, dass die Menschen, die sich zu ihm bekennen, eins sind. So können wir im 17. Kapitel des Johannesevangeliums nachlesen wie Jesus um die Einheit seiner Jünger bittet: "Sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich".

 

Die Einheit der Christen, ein großes Anliegen für Jesus. An dieses Anliegen müssen wir uns immer wieder erinnern lassen. Und auch wenn wir festgestellt haben, dass die Christen sich aufgrund der Veränderungen in der Welt vielleicht teilweise schon ein wenig näher gekommen sind, so sollten wir uns doch auch bewusst sein, dass wir von der vollkommenen Einheit noch weit entfernt sind. Die Gebetswoche für die Einheit der Christen greift so ein wichtiges Anliegen auf und ruft es uns ins Bewusstsein. Und sie ruft uns auch ins Bewusstsein, dass es nicht darum gehen kann, dass wir von uns Menschen her eine oberflächliche Einheit sozusagen machen können, sondern dass es ein geistiger Weg ist, der zurückgelegt werden muss, ein Weg des Gebetes. Das Gebet um Einheit, es war ein Gebet, das auch Jesus verrichtet hat. Wenn wir uns also in unserem Gebet um dieses Anliegen kümmern, so dürfen wir uns auch besonders mit Jesus verbunden wissen.

Beten wir also um diese Einheit, damit nicht nur die Zeiten sich ändern, sondern auch die Menschen, die in diesen Zeiten leben. Amen.