Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 28. 11. 2004, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

ORF Regionalradios

 

St. Ursula, Wien

 

(1. Adventsonntag)              

Ordinarium: Lieder aus dem Gotteslob

Kyrie: GL 429

Sanctus: GL 431

Agnus Dei: GL 432

Introitus: Heinrich Isaac: Introitus (Dom. prima Adventus) aus dem Choralis

Antwortpsalm: GL 118, 3 „Komm, Herr, komm erlöse uns“

Hallelujaruf: Heinrich Isaac: Alleluia (Dom. pr. Adventus) aus dem Choralis Constantinus

Offertorium: Wolfgang Sauseng: Motette “… in grünen Stein geschlossen” (Uraufführung), Text: von Wolfgang Hermann

Kommunion: Heinrich Isaac: Communio (Dom pr. Adventus) aus dem Choralis Constantinus

Danklied: GL 114, 1 - 3: „Es kommt ein Schiff, geladen“

Postludium: Samuel Scheidt: Hymnus „Veni redemptor gentium“ (5 Verse)

 

 

Vorsteher des Gottesdienstes:

Pater Christophe Holzer

Der Chor der Studienrichtung Kirchenmusik a. d. Universität f. Musik u. darstellende Kunst Wien

Leitung: Ingrun Fußenegger

Wolfgang Sauseng, Orgel

 

 

Predigt:

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gläubige am Radio und hier in der Kirche, am heutigen 1. Adventsonntag wird in den Pfarren und Kirchen in der Erzdiözese Wien ein Hirtenbrief von Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn zu dem von Papst Johannes Paul II. ausgerufenen „Jahr der Eucharistie“ verlesen. Wir feiern die heilige Messe hier in der Kirche St. Ursula in Wien, aber über Radio sind Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, aus allen österreichischen Bundesländern und Diözesen mit uns verbunden. Und aus den Anrufen von Hörerinnen und Hörern nach den Gottesdiensten, die jeweils von hier übertragen werden, weiß ich, dass mit uns auch Gläubige aus Deutschland, Südtirol, der Schweiz und anderen Nachbarländern mit uns verbunden sind.

 

Ich möchte im Folgenden auf drei Gedanken aus dem Hirtenbrief von Kardinal Schönborn Bezug nehmen, denn sie betreffen nicht nur die Erzdiözese Wien, sondern sie können uns allen helfen, das Geheimnis der Eucharistie in unserem Leben zu vertiefen und vielleicht auch ein wenig neu zu bedenken.

 

An erster Stelle spricht er davon, dass wir alle uns um eine bewusste und gläubige Vorbereitung auf die Kommunion bemühen sollen. Und ich denke, dies ist etwas, was wir uns tatsächlich immer wieder in Erinnerung rufen sollten. Dass wir uns Rechenschaft ablegen, wie und auch wie vorbereitet in die Heilige Messe gehen und auch wie wir dann zum Kommuniongang gehen. Diese Fragen gehen uns alle an, damit meine ich auch zum Beispiel mich als Priester. Es ist ja heute so, dass viele Gläubige, wenn sie in die Heilige Messe gehen, auch zur Kommunion gehen. Dies ist erfreulich, die häufige Kommunion wurde am Anfang des letzten Jahrhunderts gerade von Papst Pius X. stark gefördert. Aber wir müssen uns sicher gelegentlich fragen, ob nicht die innere und äußere Vorbereitung darauf manchmal zu kurz kommt. „Bin ich mir bewusst, dass ich Christus selber empfange, wenn ich zum „Der Leib Christi“ mein „Amen“ spreche? Wann war ich das letzte Mal beichten? Ist es mir ein Bedürfnis, Jesus mit einem bereiten und offenen Herzen aufzunehmen, wenn er zu mir kommt?

 

Kardinal Schönborn spricht davon, dass dieses Kommen des Herrn in der Kommunion auch ein Advent ist, weil es letztlich zu einer persönlichen Begegnung zwischen dem Gläubigen und Jesus Christus im Sakrament kommt. Und dieser Advent soll immer wieder gut vorbereitet sein.

 

Ein zweiter Gedanke betrifft die eucharistische Anbetung. Diese Stelle aus dem Hirtenbrief möchte ich ihnen wörtlich vorlesen. So schreibt der Kardinal: „Ich sehe mit Freude, dass an vielen Orten die eucharistische Anbetung zunimmt. In meinen jüngeren Jahren war öfters zu hören, Jesus habe doch gesagt: „Nehmt und esset“. Die Eucharistie sei das Gastmahl Christi. Wieso dann Jesus in der Eucharistie „aussetzen“ und anbeten? Ich nehme wahr, dass heute mehr und mehr Menschen Sehnsucht haben, im stillen Gebet bei Christus zu sein, Ihm alle Sorgen anzuvertrauen und sich Seiner heilenden und liebenden Gegenwart auszusetzen. Ich darf sie alle ermutigen, diese Möglichkeit zu nutzen und anderen zu eröffnen. Auch hier gilt: Jesus will wirklich zu uns kommen und bei uns sein. Und wie sehr brauchen wir gerade jetzt seine Kraft!“ Soweit der Kardinal.

 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gläubige, ich möchte mich dieser Ermutigung gerne anschließen. Ich persönlich finde es immer wieder hilfreich und oftmals auch trostreich, mich in eine Kirche zu setzen oder auch zu knien und einfach auf den Tabernakel zu schauen, still da zu sein und einfach zu wissen: Er, Jesus Christus, will mir nahe sein in meinem Leben – und: ich darf immer wieder zu ihm kommen.

 

Abschließend möchte ich noch einen letzten Gedanken aus dem Hirtenbrief aufgreifen: Es geht um den Zusammenhang von Caritas und Eucharistie, oder wenn ich es mit meinen Worten sagen darf: um den Zusammenhang von Nächstenliebe und diesem Sakrament der Kommunion.

 

Die Päpste und Bischöfe in allen Jahrhunderten der Kirche haben immer wieder darauf hingewiesen, dass zu echter, tiefer Frömmigkeit und Gottesverehrung auch die Sorge um den Mitmenschen, auch die Sorge um die Bedürftigen gehört. Es kann für uns nie nur darum gehen, dass wir schöne Gotteshäuser haben, um in unseren Gebeten und dem Feiern der Heiligen Messe Gott unseren Lobpreis darzubringen. Wir haben auch Verantwortung für die Mitmenschen. Von diesem Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe hat schon Christus gesprochen.

 

Und so schreibt Kardinal Schönborn: „In dieser Zeit, in der die Nöte schneller wachsen als die Wirtschaft, sind wir als Christen besonders herausgefordert. Christus in der Eucharistie will uns die Kraft geben, ihm auch in den Notleidenden zu begegnen und zu dienen.“

 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gläubige, lassen wir uns zu Beginn der diesjährigen Adventszeit dazu anregen, durch die drei Gedanken des Wiener Erzbischofs unser Glaubensleben zu erneuern und vertiefen. Und denken wir daran: Jedes Mal, wenn wir richtig vorbereitet zur Kommunion gehen, und jedes Mal, wenn wir betend auf den Tabernakel schauen, geschieht ein kleiner Advent. Amen.