Katholischer Gottesdienst
Sonntag, 12. 12. 2004, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr,
ORF Regionalradios
St.Ursula, Wien
(3.
Adventsonntag)
Giovanni Perluigi da Palestrina: Missa „De beata virgine“
Introitus: GL 814, 1 und 2
Antwortpsalm: GL 124/1
Hallelujaruf: GL 530/6
Offertorium: Melchior Franck: Motette „Gehet hin und saget
Johanni wieder“
Kommunion: Orgel
Danklied: GL 816
Postludium: Orgelimprovisation
Vorsteher des Gottesdienstes:
Pater Christophe Holzer
Der Chor der Studienrichtung Kirchenmusik an der
Musikuniversität Wien
Leitung: Ingrun Fußenegger
Peter Planyavsky, Orgel
Predigt
Liebe Zuhörerinnen
und Zuhörer, liebe Gläubige, mich bewegt dieser
Evangeliumsabschnitt, den wir soeben gehört haben, jedes Mal wieder
neu. Versuchen wir uns die Situation ganz konkret vorzustellen: Da
ist dieser Johannes der Täufer, der sein ganzes Leben dafür
eingesetzt hat, die Leute zur Umkehr zu bewegen, die Leute daran zu
erinnern, was gut und richtig ist vor Gott, den Menschen seiner Zeit
die Gebote Gottes wieder in Erinnerung zu rufen. Dazu nimmt er ein
ganz streng asketisches Leben in der Wüste in Kauf. Er weiß aber
auch, dass sein prophetisches Leben ein genaues Ziel, eine genaue
Aufgabe von Gott her hat: Er weiß, es ist seine Berufung, die
Menschen auf die Ankunft des Messias vorzubereiten.
Und
Johannes macht noch eine weitere Erfahrung: Er muss erleben, dass es
nicht einfach ist, den Menschen die Wege Gottes in Erinnerung zu
rufen, die Leute auf die Gebote Gottes aufmerksam zu machen. Er
macht die Erfahrung, dass dies den Mächtigen und Einflussreichen
unter Umständen gar nicht passt. Die Tatsache, dass er dem König
Herodes vorwirft, die Gebote Gottes gebrochen zu haben, lässt ihn
ins Gefängnis wandern. Und wir wissen, dass ihm dort dann der Kopf
abgeschlagen wird.
Und jetzt
haben wir gehört, dass er da im Gefängnis offensichtlich davon hört,
was Jesus tut und wirkt. Aber es scheint, dass er verunsichert ist,
nicht weiß, wie er das, was er hört, einordnen soll. Vielleicht
hat er auch Glaubenszweifel. Als er noch in Freiheit war, hat er
seine eigenen Jünger einmal auf Jesus hingewiesen und über ihn
gesagt: Seht, das Lamm.
Da war er
sich noch sicher.
Aber jetzt,
selber in einer schwierigen Situation, die ihn in seiner eigenen
Existenz bedroht, da scheint ihn seine Sicherheit und sein Glaube
verlassen zu haben. Diese Frage „Bist du es, der da kommen soll,
oder müssen wir auf einen anderen warten?“ diese Frage scheint
auch eine andere zu beinhalten: habe ich mein Leben verpfuscht oder
unnütz vertan, habe ich mich für etwas verkehrtes eingesetzt?
Sehr
beachtenswert ist jetzt die Antwort, die Jesus gibt. Er sagt nicht
einfach: „Berichtet Johannes, dass alles in Ordnung ist und er
sich nicht zu sorgen braucht.“
Nein, diese
letzte Entscheidung, ob man richtig tut, wenn man Jesus als Sohn
Gottes und Messias anerkennt oder nicht, ob man an ihn glauben soll,
oder nicht, diese Entscheidung nimmt Jesus niemandem ab. Seinen
eigenen Jüngern nicht, den Jüngern des Johannes nicht, ja, nicht
einmal Johannes dem Täufer selber. An seinen Worten und Taten soll
man ihn beurteilen, daran ablesen, ob man ihn erkennen kann oder
will.
Und er weiß,
dass er es einem nicht einfach macht. „Selig, wer an mir keinen
Anstoß nimmt.“ Haben die Menschen nicht ganz andere Erwartungen
an den Messias?
Und wir
selber, hätten wir nicht lieber gehabt, wenn er dem Täufer
Johannes eine klarere, bestimmtere Antwort gegeben hätte, eine
Antwort, die auch unseren Glauben einfacher machen würde?
Denn, liebe
Gläubige, die Zuhörerinnen und Zuhörer, ich muss zugeben, dass
ich sehr großes Verständnis für die Frage des Johannes habe, dass
es mir auch manchmal so geht. Es gibt doch so manches im Leben, bei
dem der Glaube an Gott, der Glaube an Christus Jesus ins Wanken
geraten kann. Und da wäre man doch hin und wieder froh für ein
exakteres Wort von Jesus.
So wird das
Wort von Jesus „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ zu einer
Aufmunterung an uns, immer wieder das Leben und Wirken, das Lehren
und Tun Jesu Christi zu betrachten und zu sehen, dass sich in seinem
Leben genau das erfüllte und gewirkt wurde, was darauf hindeutet,
wie es sein wird, wenn Gottes Reich anbricht: Aussätzige werden
rein, Taube hören und so weiter. Durch das Wirken Jesu ist das
Reich Gottes ein Stück weit erfahrbar geworden.
Bemühen
wir uns deshalb, dass auch durch unser Leben das Reich Gottes ein
wenig erfahrbar wird. Denn dazu sind wir gerufen, wenn wir in der
Nachfolge Christi leben wollen. Vielleicht bedeutet dies, dass wir
das eine oder andere in unserem Leben ändern sollen. Aber genau das
ist ja der Sinn des Advent: Dass wir umkehren, damit Gottes Reich
erfahrbar wird. Amen.
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