Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 30. 01. 2005, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

ORF Regionalradios

 

St. Ursula, Wien

(4.Sonntag im Jahreskreis)  

 

Vorsteher des Gottesdienstes:

Pater Christophe Holzer

Der Chor der Studienrichtung Kirchenmusik an der Musikuniversität Wien

Leitung: Erwin Ortner

Peter Planyavsky, Orgel

 

 

 

 

 

Musik zum Gottesdienst

Die Predigt

Messtexte

 

 

 

 

 

 

Musik:

Clement Janequin: Missa „La bataille“ f. 4st.gem.Chor

Introitus: GL 614, 1 - 3

Antwortpsalm: GL 528, 4

Hallelujaruf: GL 530, 8

Offertorium und Kommunion: Orgel

Danklied: GL 261, 1 - 3

                                          

 

 

Messtexte St. Ursula

Lesungen: 4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

 

Eröffnung:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch!

 

 

Begrüssung

Mit diesen Worten der Gnade und der Liebe Gottes darf ich alle begrüßen, die den heutigen Sonntag mit uns feiern, sei es hier die Gemeinde in der Kirche St. Ursula in Wien, aber auch sie, die am Radio mit uns verbunden sind. Besonders begrüßen möchte ich die Älteren und Kranken unter ihnen, für die der Weg in die Kirche zu beschwerlich geworden ist.

 

Das Evangelium von den Seligpreisungen ist sozusagen die tragende Säule für das ganze Matthäusevangelium. Die urkirchliche Gemeinde hat den tiefen geistlichen Gehalt dieses Textes früh erkannt, so dass in den alten christlichen Liturgien im Orient dieser Text an jedem Sonntag feierlich gesungen wurde. Aus dem Geist der Seligpreisungen gingen die ersten Mönchsgemeinschaften hervor, und auch die Märtyrer bezogen hieraus die Kraft, Christus bei zum Ende treu zu sein.

Auch in die heutige Welt hinein müssen diese Worte Jesu immer wieder neu verkündet werden. Und aus der Kraft dieser Worte dürfen die Menschen, die sich als Christen verstehen, immer wieder neue Impulse für ihr Leben gewinnen. Aus dem Gehalt dieser Worte letztlich soll die Kirche immer wieder neu erstarken und im Geist des Evangeliums wachsen.

 

Dass wir alle immer mehr in der Treue zum Evangelium leben und uns Gott hierzu seine Gnade und sein Erbarmen schenke, darum wollen wir bitten im Kyrie-Gesang des Chores.

 

Vergebungsbitte nach dem Kyriegesang

Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er nehme von uns Sünde und Schuld, er führe uns zum ewigen Leben.

 

 

Einführung zur ersten Lesung

Der Prophet Zefanja ruft dem Volk Israel in Erinnerung, dass Gott sich verbinden will mit den Armen, mit den Demütigen, mit jenen, die nicht jeder neuen Strömung zujubeln, aber auch nicht die Kraft und Stimme haben, laut zu protestieren. Es ist eine Einladung, sich von Gott führen zu lassen. Diese Einladung gilt bis heute.

 

 

Einführung zur zweiten Lesung

Christliches Leben ist Vertrauen auf den dreifaltigen Gott. Das, was uns möglich ist, sollen wir vollbringen, das Grosse und Endgültige aber sollen wir von Gott erwarten, er ist unser Leben und unsere Zuversicht.

 

Fürbitten

In unserem Fürbittgebet wenden wir uns an Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist.

* Erfülle den Papst, unseren Bischof und alle Gläubigen mit dem Geist der Seligpreisungen.

* Sei denen nahe, die um des Evangeliums Willen verfolgt werden.

 

* Stärke alle, die sich um den wahren Frieden mühen.

 

* Verhilf allen, die in Armut leben, zu einem menschenwürdigen Leben.

 

* Steh den Opfern von Krieg und Katastrophen bei und gib Kraft und Hoffnung ihren Angehörigen.

 

* Schenke unseren Verstorbenen die Auferstehung und nimm sie auf in dein Reich.

Allmächtiger, ewiger Gott, um das alles und um noch soviel mehr bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

 

Vor dem Segen

Am Schluss dieser heiligen Messe möchte ich allen danken, die mit uns gefeiert haben. Falls sie vor dem Radio sein sollten und noch mit uns sprechen wollen, möchte ich sie ermutigen, uns nach der Messe anzurufen.

 

Zum Segen

Der Herr sei mit euch.

Es segne, behüte und begleite Euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Gehet hin in Frieden.

 

 

 

Predigt

 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gläubige, wenn wir eine Reise unternehmen in eines der Nachbarländer, die nicht oder noch nicht dem so genannten Schengen-Abkommen beigetreten sind, etwa in die Slowakei oder nach Ungarn, oder auch in die Schweiz, wenn wir in ein solches Land reisen, dann müssen wir uns an der Grenze ausweisen können, das heißt, wir müssen einen Reisepass oder einen Personalausweis vorlegen, damit wir die Grenze passieren können. Sonst kann es vorkommen, dass wir an der Grenze umkehren müssen und nicht in das andere Land hineingelassen werden. Als ich vor einigen Monaten einmal in Bratislava zu tun hatte und mich jemand aus meinem Bekanntenkreis begleiten wollte, ist diese Fahrt ins Nachbarland für meine Begleitperson genau an dieser Regel gescheitert. Der österreichische Grenzbeamte hatte uns noch darauf hingewiesen, dass ohne Ausweis eine Fahrt in die Slowakei wohl kaum gelingen könne, und der slowakische Zöllner bestätigte dies. So musste ich meine Fahrt alleine fortsetzen und meine Begeleitperson auf der Rückfahrt an der Grenze wieder einsteigen lassen. Im Moment ist so was natürlich ärgerlich, später konnten wir dann auch herzhaft über dieses Missgeschick lachen.

 

Der Reisepass oder der Personalausweis, diese Dokumente, die man also zum Grenzübertritt braucht, sie geben Auskunft über den Inhaber des Ausweises. So ist in diesen Dokumenten etwa verzeichnet, wann und wo jemand geboren ist, die Körperlänge und die Haarfarbe steht drin, ebenso vielleicht die Farbe der Augen oder andere spezifischen Merkmale einer Person. Und damit auch rasch erkennbar ist, ob die Person, die den Ausweis bei der Kontrolle vorlegt, auch wirklich die ist, auf deren Namen der Ausweis ausgestellt ist, darf natürlich eine Fotografie, also ein Passbild, auch nicht fehlen.

Der Ausweis gibt also ein Stück weit Auskunft über die Identität des Inhabers.

 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Gläubige, wir haben vorhin im heutigen Evangelium die so genannten Seligpreisungen aus der Bergpredigt gehört. Jesus sagt von gewissen Menschengruppen, sie seien selig, wir haben es ja gehört. Diese Seligpreisungen, sie geben aber nicht nur Auskunft über gewisse Menschen, sie geben in gewissem Sinn auch Auskunft über Jesus Christus selber. Ja, ich möchte fast sagen, diese Seligpreisungen sind eine Art geistlicher Identitätskarte von Jesus, ein geistlicher Personalausweis.

 

Was meine ich damit? Wir haben vorhin gehört, wie Jesus sagt: „Selig, die keine Gewalt anwenden“ (v. 5). Wenn wir dieses Wort in Verbindung bringen mit einer anderen Stelle im Matthäusevangelium, dort, wo er in Kapitel 11 sagt: „lernt von mir, denn ich bin gütiug und von Herzen demütig“ (Mt 11,29), so sehen wir, dass diese Seligpreisung letztlich auch etwa über Jesus sagt.

 

Oder das Wort: „Selig, die Barmherzigen“ (v. 7), dieses Wort können wir in Verbindung bringen mit einer Stelle im Lukasevangelium, dort wo er für die betet, die ihn krezigen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34).

 

In den Seligpreisungen sagt Jesus: “Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“. Dieses Wort wiederum können wir in Zusammenhang bringen mit einem Wort aus dem Johannesevangelium, wo er sagt: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu ende zu führen“ (Joh 4,34).

 

Diese drei Beispiele zeigen uns, dass wir diese Wort aus der Bergpredigt wirklich auch auf Jesus hin angewendet werden können. Und wir auch für die anderen Seligpreisungen könnten wir nach Stellen in den Evangelien suchen, die aufzeigen, dass die Seligpreisungen immer wieder auch auf Jesus zutreffen, also Aussagen über ihn sind. In diesem Sinn meine ich, diese Seligpreisungen sind ein geistlicher Identitätsausweis von Christus.

 

Aber, und das ist jetzt die Konsequenz aus diesen Überlegungen, wenn die Seligpreisungen ein Identitätsausweis von Christus sind, dann müssten sie eigentlich auch ein Identitätsausweis der Christen sein, also eine Art geistlicher Personalausweis von allen Männern und Frauen, die Christus nachfolgen wollen. Denn das heißt ja letztlich Nachfolge Jesu, wenn wir uns bemühen, ihm nachzuleben, so zu leben, wie er gelebt hat.

Natürlich, dies ist ein Riesenprogramm, und die Gefahr ist groß, dass wir überfordert sind und dann frustriert aufhören mit der Nachfolge Christi. Das ist nicht gemeint. Aber nehmen wir diese Wort der Seligpreisung ernst, nehmen wir sie als Aufforderung, wenigstens dem nachzukommen, was uns möglich ist. Bemühen wir uns, den einen oder anderen Punkt zu leben und dann den einen oder anderen noch hinzuzunehmen, damit wir ihm, Christus, immer ähnlicher werden, und damit unser geistlicher Personalausweis, seinem geistlichen Personalausweis immer mehr entspricht. Er, Christus, möge uns dabei helfen. Amen.