Katholischer Gottesdienst

 

Sonntag, 30. 10. 2005, 10.00 Uhr - 11.00 Uhr, 

ORF Regionalradios

 

Obdach, Steiermark

 

(31. Sonntag im Jahreskreis)

 

 

Musik:

Orgel: „Präludium in G-Dur“  von Johann Krieger

„Dich beten wir an“ (Satz: Günther Antesberger)

Kyrieruf von Günther Antesberger

GL 464 „Gott in der Höh“

„I lift my eyes up“ v. Wolfgang Nening (Text nach Psalm 121)

“Hallelu” von Ron Williams

„Herr der Herrlichkeit“ von Otto Groll

GL 469 „Heilig ist Gott in Herrlichkeit“

GL 470 „O Lamm Gottes“

„O Lord, your tenderness“ von Graham Kendrik

„Alta trinita beata“ – Italienische Laude

GL 261 „Den Herrn will ich loben“

„Ora pro nobis“

Orgelimprovisation über „My Lord what a morning“

 

 

Ausführende:

Vorsteher des Gottesdienstes:

Pfarrer Thomas Mörtl

Der Kirchenchor Obdach

Leitung: Brigitte Kern

Der Männergesangverein Zirbenlandchor Obdach

Leitung: Rosemarie Anderle

Die Gruppe „Swing in tune“

Leitung: Regina Fössl

Helmut Steinkellner, Orgel

 

 

Predigt:

Eigentlich bin ich heute das anschaulichste Beispiel den ersten Evangeliumteil. In unserer Kirche ist mein Platz der vorderste. An meinem Gewand hängen Quasten zur Zierde. Mit ein paar Jahren Studium habe ich das Recht erworben mich Magister - Meister zu nennen. Wenn ich in der Schule unterrichte, nennen mich die Kinder Herr Lehrer. Und auch wenn ich kein Ordensmann bin; es gibt genug Leute, die mich mit Pater ansprechen was eben Vater heißt.

 

Nun nimmt Jesus all das leider nicht als positives sondern als negatives Beispiel her. Gleichzeitig gibt es in der ersten Lesung eine scharfe Mahnung an die Priester. Fast 500 Jahre sind zwischen diesen Worten über die Priester und den Aussagen Jesu über die Pharisäer und Schriftgelehrten vergangen. In diesen 500 Jahren Glaubensgeschichte hat sich scheinbar nicht besonders viel verändert. Immer noch gibt es die religiösen Führer, die mit ihrem Leben den Blick der Menschen auf Gott verstellen. Es geht Ihnen um Äußerlichkeiten, Gewandformen, Ehrenplätze und Geltungsdrang.

 

Die erste Diagnose aus den heutigen Lesungen ist eigentlich nicht sehr ermutigend. Natürlich muss ich mir - vor allem bei den vielen Ähnlichkeiten - zuerst selber die Frage stellen ob ich nicht auch in diese Jahrtausende alte Falle getappt bin in die auch die Priester zur Zeit Maleachis, die Schriftgelehrten und Pharisäer gefallen sind. Das heißt, ob nicht auch ich durch falsches Geltungsbedürfnis, Faulheit oder gar Dummheit mit meinem Leben den Menschen den Blick auf Gott verstelle.

 

Es ist immer sehr heilsam, Gewohntes und Alltägliches im Blick auf das Evangelium zu betrachten.

 

Wenn wir nun am Sonntag über die Heilige Schrift nachdenken geht es nie um kleine Zielgruppen. Auch wenn in diesen Texten die Priester und religiösen Lehrer angesprochen werden, es geht um keine religiöse Elite. Im Evangelium geht’s immer um jeden von uns selber!  Bei Euch aber soll es nicht so sein! Sagt Jesus an anderer Stelle. Und heute: „Ihr sollt euch nicht Meister nennen lassen, ihr sollt niemanden auf Erden Lehrer oder Vater nennen.“ Harte und tief greifende Ansprüche stellt Jesus damit an uns.

 

Wir lieben doch unsere Eltern. Als Österreicher sagt man uns nach, dass wir auch unsere Titel sehr lieben und es ist fast nicht vorstellbar auf diese Formen unseres Zusammenlebens zu verzichten.

 

Es geht auch gar nicht darum diese Aussagen wortwörtlich in unser Leben zu übertragen. Jesus sagt uns damit nur, dass wir als Christen eine andere Werteordnung haben. Unser Vater ist Gott. Unser Lehrer ist Christus. Das muss für uns Konsequenzen haben. Das muss die Grundlage dessen sein, wie wir die Welt betrachten.

 

Kennen sie Potemkin? Er war ein russischer Fürst, der die Aufgabe hatte dem Zaren auf seinen Reisen vorauszufahren. In den Dörfern sollte er die armseligen Hütten mit prächtigen Fassaden verdecken. Der Zar sollte den Eindruck haben, durch ein reiches Land zu fahren. Daher stammt auch der Ausdruck potemkinsches Dorf für etwas was nach mehr ausschaut als es ist.

 

Jesus redet heute gegen unsere potemkinschen Dörfer. Nicht nur bei Priestern Pharisäern und Schriftgelehrten ist vieles nur mehr Fassade um den Schein zu bewahren. Wie viele Rosenkränze hängen unbenutzt  auf den Rückspiegeln der Autos? Es gibt sie auch als teure Designerstücke oder Modeschmuck zu kaufen. Das ist nur Beispiel für eine Sinnentleerung, die leicht in unserem religiösen Leben Platz greift. Viele Glaubenszeichen laufen so Gefahr zum Talisman oder schmuck zu werden.

 

Andererseits gibt es viele, die gerade den Rosenkranz mit tiefer Frömmigkeit beten und damit im Verborgenen viel Gutes wirken. Wir merken ganz genau, wenn etwas nur Fassade ist, wenn die Form nicht mit Inhalt gefüllt ist.

 

 

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