Logos - Theologie und Leben

Samstag, 09. 10. 2004, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm "Österreich 1"

 

„Der vergiftete Eros“  -  Muss Sexualität im Christentum rehabilitiert werden?

Teil 1

 

Im Neuen Testament ist viel von Liebe die Rede und wenig von Sexualität. Abgesehen von Jesu Wort über die Ehescheidung gibt er keine Auskunft über seine Haltung zur Sexualmoral: Es gibt kein Wort Jesu über vorehelichen Geschlechtsverkehr oder gegen Homosexualität, Masturbation, Prostitution, usw. Was in den Texten deutlich wird, ist Jesu Distanz zur Lebensform Ehe, eine zeit-untypische Unbefangenheit im Umgang mit Frauen, auch mit sündigen und unreinen Frauen; genauso eine Unbefangenheit gegenüber jüdischen rituellen Reinheitsgeboten, die sich nicht nur auf hygienische Faktoren beziehen, sondern die auch den sexuellen – vor allem den weiblich-sexuellen – vom religiösen Bereich abgrenzen.

 

Zentral ist die biblische Haltung zur Körperlichkeit des Menschen, die den Körper nicht mit Misstrauen betrachtet, sondern als Ort der Heilszusage Gottes. Die lange Geschichte einer repressiven religiös fundierten Sexualmoral hat überraschenderweise keine überzeugende Basis in den biblischen Schriften.

 

Drei Dinge sind ein Vorgeschmack der kommenden Welt: Sabbat, Sonne und Sexualität, sagt eine jüdische Lebensweisheit. Trotzdem hat sich bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus eine leibfeindliche und sexualitätsverachtende Geisteshaltung entwickelt, die mit Tertullian 150 n. Chr. beginnt und bis in die Gegenwart ihre für Generationen wirkmächtigen negativen Folgen hatte.

 

Wie kam es dazu? Welche geistigen Strömungen stehen dahinter? Heißt christlich leben tatsächlich Lustfeindlichkeit und Sexualitätsverachtung? Wie sieht ein mit dem Eros versöhntes Christentum aus?

Gestaltung: Johannes Kaup

 

2. Teil am 16.10.2004, 19.05 Uhr, Österreich 1