Logos - Theologie und Leben

Samstag, 26. 02. 2005, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm "Österreich 1"

 

„Moses, der Mann mit den vielen Gesichtern“

 

 

Moses mit wallendem Bart und Hörnern: so kennt man ihn von der Marmorskulptur des Michelangelo in Rom. Moses ist der Prophet Gottes, er hat die Juden aus Ägypten herausgeführt, hat mit ihnen am Berg Sinai den Bund mit Gott geschlossen. Der Inhalt dieses Vertrages findet sich in unterschiedlichen Fassungen im Tannach, den „Fünf Büchern Mose“. Die Zehn Gebote - eine Art Kurzfassung - liegen in mehreren unterschiedlichen Varianten vor. Judentum, Christentum und Islam berufen sich auf Moses als Stammvater und Propheten. Doch die Figur des Mose spielt in den drei Religionen eine jeweils unterschiedliche Rolle. Dennoch kann Moses – neben Abraham – als die Figur angesehen werden, welche die drei so genannten monotheistischen Religionen verbindet. Daher hat die Figur des Moses auch das Interesse von Psychoanalyse und Religionswissenschaft geweckt.

 

Im Judentum ist Moses der Repräsentant Israels, ein Bote Gottes, Gesetzgeber, Volksführer und Feldherr in einem, im Christentum wird die Auseinandersetzung um Moses als Reflexion über das Verhältnis von Judentum und Christentum, von Gesetz und Evangelium dargestellt, für den Islam ist Moses einer der acht im Koran erwähnten Propheten; der Psychoanalytiker Sigmund Freud sah Moses als Anhänger der ägyptischen Echnaton-Religion. Und der Ägyptologe Jan Assmann interpretiert die Gestalt des Moses als Mythos um das Entstehen der Gesetzesreligion.

Gestaltung: Ursula Baatz

 

 

Buchtipps:

 

O. Eckhart (Hg.) "Moses und das Alte Testament" Kohlhammer-Verlag

 

Sigmund Freud "Der Mann Moses"

Fischer Verlag

 

Jan Assmann "Moses der Ägypter"

Fischer Verlag

 

M. Köhlmeier "Moses. Geschichten von der Bibel" Piper Verlag