Logos - Theologie und Leben

Samstag, 05. 03. 2005, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm "Österreich 1"

 

 

Cash-Flow: Geld sei Dank!“ –

Das Kapital in seiner religiösen Funktion als Zauberstab für die Zukunft

 

 

Auf der Suche nach dem faktischen Glaubenssystem, das Menschen vor allem in den Industrienationen prägt, stößt man auf einen ungebrochenen Glauben an  die erlösende Macht des Kapitals, Marktwirtschaft. Ihre Leistungskraft und ihr Erfolg sind Glaubensinhalt. Galt einst Gott als allmächtig, so ist es heute das Geld: Geld kann alles, nach ihm strebt alles, durch es lebt alles. Ob Millionen-Show, Lotto-Fieber oder der tägliche gebannte Blick auf den Börsenreport. Geld übt auf Menschen eine magisch-religiöse Faszination aus. Geld verheißt Leben. Das Seelenheil liegt in der Kaufkraft und für deren Sicherheit sorgen die Banken. Und sollten wir uns versündigt haben - wegen mangelnder Liquidität  oder unterlassener Versicherung, - dann erwarten die uns absolvierenden Berater und Makler bereits im Online-Beichtstuhl, rund um die Uhr. Geld sei Dank! – Wir sind perfekt erlöst!

„Geld ist nichts Neutrales“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Erich Kitzmüller. „Es ist der Zauberstab, mit dem heute die Zukunft von Morgen festgelegt wird“. Deshalb sei ein kluger Umgang mit Geld und auch eine umfassende Regulierung der Finanzmärkte dringend vonnöten. Es geht nicht darum, das Geld an sich zu dämonisieren. Das tut auch die Bibel nicht. Ihr geht es nicht um eine ideologische Ablehnung des Reichtums mit klassenkämpferischer Attitüde. Was sie anprangert ist der ungerechte Reichtum, der anderen Lebenschancen stiehlt. Und sie lehnt auch das Leben auf Kosten anderer ab. Da wo die Gier nach Geld und Reichtum zu einem letztbestimmenden Sinn der Wirklichkeit gemacht wurde, da traten Propheten auf den Plan und sorgten für Unruhe.  Heute braucht es dazu – wie der Theologe und  Sozialethiker Herwig Büchele fordert einen Rat Transnationaler Akteure, der die Konflikte angeht, die die gegensätzlichen Interessen des Geldes heraufbeschworen haben.

Gestaltung: Johannes Kaup