Logos - Theologie und Leben
Samstag, 30. 04. 2005, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr im Programm
"Österreich 1"
„Zwischen
Autonomie und Fürsorge am Lebensende“ – Die aktuelle Debatte um
die Patientenverfügung
Wie
möchte ich sterben? Was soll mit mir am Lebensende passieren? Wer
darf mich wie pflegen? Wie weit reichend sollen lebensrettende Maßnahmen
gesetzt werden dürfen? Diese ethischen, rechtlichen und
medizinischen Fragen rund um die mögliche Verfügung von Patienten
über ihr eigenes Sterben standen kürzlich im Mittelpunkt eines
Symposions „Ethikrat öffentlich“ im Bildungshaus St. Virgil in
Salzburg. Namhafte Vertreterinnen aus dem gesamten deutschsprachigen
Raum diskutieren Anliegen des Ethikrates. Die deutsche Philosophin
Thea Rehbock sieht einen Paradigmenwechsel in der Haltung der
Patienten gegenüber dem Arzt. Die alte Sichtweise, dass der Arzt es
schon besser wissen wird, wird von einer neuen und mündigeren
Haltung der Patienten abgelöst. Jedem Menschen muss zugestanden
werden, sein Sterben und dessen Gestaltung in die Hand nehmen zu dürfen.
Der
Wiener Moraltheologe Günter Virt plädierte, als eines der zwölf
Mitglieder des Europäischen Ethikrates, für eine klare Definition
der Reichweite einer Patientenverfügung. Hier ortet er viele gefährliche
Grauzonen, die weder Ärzten noch Patienten und Angehörigen
zumutbar sind. "Was passiert wenn ein junger Mensch verfügt,
dass er nicht intensivmedizinisch behandelt werden möchte, und hat
einen Unfall? Der Arzt könnte das Leben retten und würde seine ärztliche
Pflicht sträflich vernachlässigen, wenn er einem Achtzehnjährigen
nicht hilft."
Patientenverfügungen
müssen in ihrer Form und Verbindlichkeit noch ausführlich
diskutiert und erprobt werden, bevor eine Klarheit in der
Gesetzgebung geschaffen werden kann, sagt Virt. Derzeit ringen alle
europäischen Staaten um Gesetzesentwürfe zur Gestaltung dieser
Lebensbereiche. Logos stellt die aktuelle Diskussion dazu vor.
Gestaltung: Johannes Kaup
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