Menschenbilder

Sonntag, 04. 11. 2001, 14.15 Uhr bis 15.00 Uhr,

 

"Ungewissen Ursprungs" –
Die stille Poetin Stella Rotenberg

 

Stella Rotenberg wurde vor 85 Jahren in Wien geboren und begann hier ein Medizin-Studium.

1939 musste sie wegen ihrer jüdischen Herkunft nach Holland emigrieren, schließlich gelang ihr die Flucht nach England. Dort arbeitete sie u.a. in einem Spital für psychisch Kranke, heiratete einen aus Polen geflohenen Arzt und begann 1940 zu schreiben.

Nach dem Kriegsende musste sie erfahren, dass ihre Eltern und fast alle ihre Verwandten von den Nationalsozialisten umgebracht worden waren. Ihr Werk thematisiert in unaufdringlicher Weise Verfolgung und Heimatlosigkeit, Überleben nach der Shoa und den drohenden Sprachverlust im Exil.

In England ist sie in all den Jahrzehnten nie wirklich heimisch geworden. Einsam fühlt sie sich trotzdem nicht. Wenn sie Bedürfnis nach Kommunikation hat, fährt sie mit dem Bus von ihrem bürgerlichen Wohnviertel ins Zentrum der Industriestadt Leeds und plaudert mit den Arbeiterinnen.

Stella Rotenberg wurde heuer für ihr lyrisches Werk mit dem Theodor Kramer Preis ausgezeichnet.

Gestaltung: Eva Schobel