Morgengedanken
Sonntag, 24. 02. 2001. 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios
von Pfarrerin Margit Fliegenschnee,
Evang. Pfarrgem.
Salzburg-West in Taxham
Sonntag, 24.2.2002 (Matthäus 13/45f)
Heute ist der erste Tag vom Rest des Lebens! Heute findet das
Leben statt, heute will ich leben.
Mir fällt die Geschichte von einem Mann ein, der kostbare Perlen
sammelt. Eines Tages entdeckt er eine besonders wertvolle, die er
unbedingt haben will. Allerdings kostet sie viel Geld, mehr als er
im Moment zur Verfügung hat. Er verkauft seinen Besitz und kauft
diese eine besondere Perle- so ist der Himmel auf Erden, so ist
gelungenes Leben möglich erzählt Jesus.
Dieser Mann setzt eindeutige Prioritäten in seinem Leben, er
entscheidet: das eine ist wirklich wichtig, dafür kann ich gerne
anderes aufgeben. Mir ist er damit Anlass darüber nachzudenken, was
mir wichtig ist in meinem Leben und dazu möchte ich Sie mit mir
einladen... Heute findet das Leben statt. Heute entscheide ich, ob
ich Zeit und Raum und Geld für Wichtiges verwende, oder ob ich alle
Energien in Unwesentliches verpuffen lasse.
An diesem Sonntagmorgen wende ich mich einem Leben zu, das
lebendig und voller Farbe ist, wo ich weiß, was wichtig ist, so
dass mein Leben erfüllt ist. Es gibt ja auch ein Leben vor
dem Tod. Den Himmel hat Jesus uns vor 2000 Jahren gezeigt und damit
gemeint, dass dieser Himmel in der Gegenwart, im Heute beginnt, für
jede und jeden einzelnen jeden Tag ganz neu.
Ich lade Sie ein sich heute von folgendem Gedanken begleiten zu
lassen: in diesem Sonntag ist ein Stück Himmel auf Erden, ist ein
Stück gelingendes Leben für mich versteckt. Denn heute findet das
Leben statt und uns allen ist ein erfülltes Leben versprochen.
Montag, 25.2.2002 (Matthäus 13/33)
Eine Frau mischt einen Würfel Hefe unter eine große Menge Mehl,
dann lässt sie den Teig aufgehen und der ganze Teig ist von der
Hefe durchdrungen. So ist es mit dem Himmel, der heute beginnt –
erzählt Jesus.
Der kleine Hefewürfel könnte die Sehnsucht sein, die in unseren
Herzen wohnt. Die Sehnsucht, dass das Leben gelingt, dass ich
zufrieden auf mein Leben sein kann, froh mit dem, was gelingt.
Die Sehnsucht nach einem lebendigen Leben kann langsam das ganze
Leben verändern, so wie ein Teig Zeit braucht um zu gehen. Ich lade
sich ein sich ein Bild vorzustellen, wie Ihr Leben sein soll. Sie
können sich eine Begebenheit vorstellen in einiger Zeit, eine
Situation aus Ihrem Alltag. Es ist als würden Sie einen kleinen
Videoclip drehen über diese Szene. In dieser Szene sind Sie mit
Ihrem Leben zufrieden, die Sehnsucht nach einem lebendigen Leben hat
Ihr Leben durchdrungen, so wie ein Hefewürfel den Teig.
Wie sehen Sie aus, was haben Sie an, welchen Ausdruck hat Ihr
Gesicht? Wer ist bei dieser Szene aus Ihrem lebendigen Leben noch
mit dabei? Wo sind Sie, ist es warm oder kalt? Gibt es bestimmte
Gerüche? Welche Musik könnte zu dieser Szene in Ihrem Videoclip
passen?
Wie die Hefe den Teig verändert, so verändert die Sehnsucht
nach einem lebendigen Leben den Alltag. Den ersten Schritt in diese
Richtung können Sie heute tun. Und ich lade Sie ein Ihr Bild,
diesen Ausschnitt aus der Zukunft ganz fest in Ihrem Herzen zu
verankern und sich davon verändern zu lassen, ganz langsam, aber
ohne Ende.
Dienstag, 26.2.2002 (Markus 4/26ff)
Ein Bauer bereitet sein Feld vor, danach kann er die Saat
aussäen. Dann muss er warten, viele Tage und Nächte und inzwischen
geht die Saat auf. Endlich wachsen die Halme, es bilden sich Ähren
und schließlich füllen sie sich mit Körnern und wenn es soweit
ist, dann erst kann der Bauer das Getreide ernten. – so ist es
auch mit dem Himmel, der jetzt beginnt, erzählt Jesus.
Die Aufgabe des Bauern ist es das Feld optimal vorzubereiten. Er
weiß, welche Getreidesorte welche Bedingungen braucht und so
speziell wird er den Boden aufbereiten.
So ist es auch mit der neuen Welt Gottes, die heute beginnt. Ein
Leben, das mir Freude bringt, ein Leben, das ausgefüllt ist, ein
Leben, das meinem Herzen Ruhe gibt, auch in schweren Zeiten – das
ist uns versprochen in Gottes Welt, die auch vor dem Tod real werden
will.
Der Bauer kennt seine Getreidesorten und weiß, welcher Boden
dazu benötigt wird. Genauso kann jede Person auf einen reichen
Schatz an Erfahrungen zurückgreifen, in denen das Leben gelungen
ist.
Ich möchte Sie heute einladen Ihre Schatzkiste der Erfahrungen
aufzumachen und darin zu kramen. Sie werden Erfahrungen finden,
Zeiten in Ihrem Leben, in denen Sie zufrieden waren mit sich,
Zeiten, wo sie sich lebendig gefühlt haben und den Himmel auf Erden
spüren konnten. Überlegen Sie ganz genau, was war damals, was
haben Sie gemacht um so viel Lebendigkeit zu leben? Und was davon
kann Ihnen heute wieder neue Kraft geben um den Boden für Ihr
volles Leben besser vorzubereiten.
Mittwoch, 27.2.2002 (Matthäus 6/19-21)
Vor einigen Jahren bin ich einem Bauern begegnet, der hat ein
großes Haus besessen und Wälder und ziemlich viel Land. Im Laufe
seines Lebens hat er sich diesen Besitz hart erarbeitet und ihn
vergrößert. Dieser Besitz war sein ein-und-alles, dieser Besitz
war der Schatz seines Lebens. Als er alt wurde, wollte er diesen
Besitz nicht aufteilen und überschrieb ihn auf eines seiner Kinder.
Die anderen gingen leer aus.
Sein Besitz war ihm wichtiger als der Friede unter seinen
Kindern. "Euer Herz wird immer dort sein, wo ihr eure Schätze
habt" – hat Jesus vor 2000 Jahren gesagt. Mein Herz wird an
den Schätzen meines Lebens hängen und deshalb ist wichtig, was
diese Schätze sind.
Ein Haus, ein Auto, Grund und Boden, Geld sind wertvolle Güter,
behutsam will mit ihnen umgegangen werden – aber sind sie es wert,
dass ich mein Herz an sie hänge? "Sammelt Schätze bei Gott,
die kann euch niemand wegnehmen" – sagt Jesus dann weiter.
Schätze bei Gott, Schätze im Leben, die immer und ewig erhalten
bleiben. Auf diese Schatzsuche möchte ich Sie in der Mitte dieser
Woche einladen. Was ist wirklich wichtig in Ihrem Leben, wofür
lohnt es sich zu leben, wofür lohnt es sich Zeit und Kraft zu
investieren. Worauf kommt es wirklich an, damit Ihr Leben gelingt?
An diesem Mittwoch einen nächsten Schritt zu gehen, dazu will
ich Sie ermutigen. Einen nächsten Schritt zu einem Leben gehen, in
dem Gefühle, Beziehungen, in dem Herzensangelegenheiten an erster
Stelle stehen.
Donnerstag, 28.2.2002 (Matthäus 25/1-13)
Stellen Sie sich eine Hochzeit vor, alles ist hergerichtet. Die
Kirche geschmückt, die Gäste sind bereit und es ist eine große
Hochzeit, es gibt mehrere Brautjungfern. Alles wartet auf den
Einzug, die Glocken läuten und es geht los. Anders als angekündigt
ziehen vor der Braut aber nur zwei junge Frauen ein, nicht die vier,
von denen die Rede war. Zwei sind mit ihren Vorbereitungen nicht
rechtzeitig fertig geworden.
Trotzdem geht die Hochzeit los, unmöglich ist es wegen den
beiden zu warten und es wird ein wunderbares Fest. Für die beiden,
die nicht erschienen sind ist der Zug sozusagen abgefahren, sie
können nicht mehr mitfeiern, sie haben den richtigen Zeitpunkt
verpasst. - So ist es auch mit dem Himmel auf Erden, so ist es mit
einem gelungenen Leben sagt Jesus, nachdem er diese Geschichte
erzählt hatte.
Es ist wichtig das Leben jetzt zu leben, jetzt wo es gerade
stattfindet, denn irgendwann ist das Fest des Lebens vorbei. Und
wann das Ende des Lebens kommt, das wissen wir auch nicht, es ist
also nicht sinnvoll das Leben auf später zu verlegen. Jetzt, in
diesem Augenblick entscheide ich mein Leben. Heute, im ganz normalen
Alltag findet das Fest des Leben statt und auch wenn ich daran nicht
teilnehme, geht meine Lebenszeit trotzdem dahin.
Ich lade Sie ein diesen heutigen Tag mit neuen, wachen Augen zu
leben, so als wäre er der erste und der letzte zugleich.
Überprüfen Sie ihn, ob es an diesem heutigen Donnerstag Zeiten
gibt, in denen Sie die Kraft des Lebens spüren, in denen Sie ganz
nahe bei den Wünschen Ihres Herzens sind. Und falls es diese Zeiten
nicht gibt, dann ändern Sie etwas, denn das Fest Ihres Lebens
können Sie nur selbst feiern.
Freitag, 1.3.2002 (Markus 4/30ff)
"Der Kleinste ist der Größte" - das war der spontane
Kommentar, als der junge Simon Ammon völlig überraschend die
Olympia-Goldmedaille beim Schispringen gewonnen hatte. Himmel auf
Erden für einen jungen Mann, Himmel auf Erden in den Augen und
Ohren der Kinder, die diesen Kommentar gehört haben. "Der
Kleinste ist der Größte!".
Himmel auf Erden ist möglich, hier und heute. Leben vor dem Tod,
Leben, das gelebt werden will, das Freude und Zufriedenheit bringt.
Ein Leben, in dem alles Platz hat, Freude und Leid, Trauer und
Begeisterung, Angst und Zuversicht. Ein Leben voller Farbe.
Himmel auf Erden, in dem jeder Mensch zählt. Sie selbst haben
Bedeutung und gestalten diese Welt entscheidend mit. Das kleinste
Wort der Anteilnahme kann einem anderen wieder Mut zum Leben geben.
Die kleinste Veränderung kann großes bewegen.
Ein neuer Monat hat begonnen, der Frühling rückt langsam in
greifbare Nähe mit all seinen kleinen Veränderungen in der Natur,
mit seinem Neubeginn des Lebens. Kleinste Veränderungen in meinem
Leben, kleinste Veränderungen in Ihrem Leben können großes
bewirken, können den Unterschied ausmachen zwischen einem
spannenden Leben, oder einem Leben, das nur langweilig vorbeigeht.
Heute lade ich sie ein sich eine Sache zu überlegen, die neu werden
könnte in diesem Frühling. Etwas kleines, wodurch Sie mehr
Lebensqualität spüren können. Eine Sache, die Ihnen wichtig ist,
und die Sie auch umsetzen können. Und ich bin sicher aus der
kleinen Veränderung wird großer Gewinn entstehen und sie werden
dem Himmel auf Erden näher kommen.
Samstag, 2.3.2002 (Matthäus 13/24ff)
Ein Mann sät guten Samen auf seinen Acker. Aber in der Nacht
streut sein Feind Unkrautsamen dazwischen. Und als nun beides,
Getreide und Unkraut zu wachsen begonnen hat, bemerkt es der
Besitzer und überlegt, ob er das Unkraut ausreißen soll. Zuletzt
beschließt er beides wachsen zu lassen, da er das Getreide auch
verlieren würde, wenn er das Unkraut ausreißen würde, da es
schwer war die Unkrautpflänzchen von den Getreidepflänzchen zu
unterscheiden. Am Schluss, vor der Ernte würde er es dann schon
merken und dann kann er das Unkraut noch immer vernichten. – so
wie in dieser Geschichte ist es mit dem Himmel auf Erden, so ist es
auch mit einem gelungenen Leben, erzählt Jesus.
Es ist gar nicht so leicht zu unterscheiden, was gut und was
hinderlich ist zum Leben.
Selber treffen wir Entscheidungen, setzen wir Akzente im Leben,
aber es gibt auch andere Menschen, die uns beeinflussen, die ihren
Samen auf den Acker unseres Lebens streuen. Aus der Familie, vom
Arbeitsplatz, von den Freunden, unsere politische Situation –
alles das sind Einflüsse im Leben und es ist gar nicht so
eindeutig, was da hilfreich ist und was nicht.
Geduld und Vertrauen gehören zu einem gelungenen Leben dazu.
Geduld um abzuwarten, was mein Herz sagt in den verschiedenen
Stationen meines Lebens. Geduld um abzuwägen, was die Meinungen
meiner Umgebung bedeuten – so wie der Bauer abgewartet hat, was
Unkraut und was Weizen wird.
Und Vertrauen gehört zu einem gelungenen Leben, Vertrauen, dass
es möglich sein wird zwischen all dem Unkraut irgendwann den Weizen
zu ernten. D.h. Vertrauen, dass Sie Ihrem Herzen zutrauen dürfen
die richtigen Entscheidungen zu treffen um dem Himmel auf Erden nahe
zu kommen.
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