Morgengedanken

Sonntag, 03. 03. 2002. 6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios

 

 

von Pfarrer Dr. Adolf Karlinger, Innsbruck

 

 

"Die sieben Sakramente an der Altarwand in der Liebfrauenkirche in Innsbruck-Saggen"

 

 

Sonntag, 03. März 2002

Ich grüße Sie herzlich aus der Liebfrauenkirche in Innsbruck-Saggen. Hier schuf im Jahre 1979 der Künstler Benedict Schmitz dort wo üblicherweise der Hochaltar steht ein modernes Altarmosaik. Auf diesem Mosaik werden die Sakramente der Kirche dargestellt. Davon möchte ich Ihnen in der kommenden Woche erzählen. In der Mitte des Mosaikbildes ist Christus in der Doppelform des Gekreuzigten und Auferstandenen in einer Figur dargestellt. Der Gekreuzigte hängt hier nicht am Kreuz, sondern steht aufrecht am Kreuzesbalken. Man sieht auch die fünf Wunden, aber die Nägel sieht man nicht. Der Korpus strahlt bereits Kraft und Leben aus. Um ihn herum bildet sich ein neuer Kosmos, eine kreisartige Bewegung. Es formt sich hier eine Art "geistliche Landschaft". Durch den Tod und die Auferweckung Christi wird der gesamte Kosmos mit Licht und Leben erfüllt und verwandelt.

Im Mosaikbild öffnet sich durch Trauben und Ähren hindurch diese Bewegung auf den Altar hin, wo Tod und Auferweckung Jesu im geheimnisvollen Ritual gefeiert wird. Wie zu einem Festmahl mit eben diesem Gekreuzigten und Auferstandenen sind die Gläubigen eingeladen. Sie sollen sich in diese Bewegung vom Tod zum Leben hin einklinken lassen. So wird der Gekreuzigte und auferstandene Christus selbst zum Ursakrament, zum Zeichen des Wirkens und der Nähe Gottes und die Kirche zum Ort, wo dies rituell gefeiert und gegenwärtig wird.

 

 

Montag, 04. März 2002

Ich grüße Sie wieder herzlich aus der Liebfrauenkirche in Innsbruck-Saggen. Das Altarbild dieser Kirche, das ich Ihnen in dieser Woche nahe bringen möchte, stellt die sieben Sakramente dar. In der Mitte der Gekreuzigte und Auferstandene in einer Figur, links unten ein großer Fisch, der mit 5 kleinen Fischen im Wasser schwimmt. Der Fisch war das Geheimzeichen der Christen in der Zeit der Christenverfolgungen im alten Rom. Die Anfangsbuchstabe des griechischen Wortes "Ichthys" der Fisch bedeutet verschlüsselt Jesus Christus, Sohn Gottes, Erlöser. Der große Fisch also ist Christus, die kleinen Fische, das sind die Christen, also diejenigen, die zu diesem Christus gehören. Das Wasser spielt dabei eine große Rolle. Das Wasser bedroht, verschlingt und vernichtet, es kann aber auch erfrischen, reinigen und vor allem Leben spenden. Im Wasser geschieht also die Verwandlung. Der Mensch, der im Wasser getauft wird, wird Christus dem großen Fisch ähnlich, ein zweiter oder ein anderer Christus, also ein Christ, eine Christin. Diese haben dann aber auch Anteil am Schicksal Christi, nämlich zum Sterben verurteilt zu sein, aber zum Leben in Fülle berufen zu werden. Eine brennende Kerze in einem Grab neben dem Fisch deutet darauf hin, dass Christen tatsächlich auch die dunklen Seiten des Lebens in einem neuen Licht sehen können.

 

 

Dienstag, 5. März 2002

Ich beschreibe Ihnen in dieser Woche das Mosaik auf der Altarwand in der Liebfrauenkirche in Innsbruck Saggen, es stellt die sieben Sakramente dar. In der Mitte der gekreuzigte und auferstandene in einer Figur, links unten der große Fisch und die kleinen Fische im Wasser, das Sakrament der Taufe, rechts unten Sturm und Feuerzungen, die wir von der Pfingstgeschichte her kennen. Es stellt das Sakrament der Firmung dar. Die Firmung gehört ganz nahe zur Taufe und ist eigentlich der Teil der Taufe, der sich im Laufe der Zeit verselbständigt hat. Die Firmung ist die Stärkung von innen her, rituell dargestellt durch die Handauflegung und die Salbung. Woher hatte Jesus seine Kraft? Fragen schon seine Zeitgenossen. Woher haben gewisse Menschen ihre Kraft? Woher bekommen wir die Kraft, wenn uns einmal die Luft völlig ausgeht. Bei der Firmung legt der Bischof dem Firmling die Hand auf den Kopf, salbt ihn und sagt zu ihm: Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist: d.h. Ein für allemal ist dir die Kraft Gottes verheißen und zugesagt. Mit dieser inneren Kraft kannst du dein Leben in die Hand nehmen und gestalten. Ich denke an die vielen jungen Menschen, die sich in der heutigen Zeit zurechtfinden sollen.

 

 

Mittwoch, 6. März 2002

Ich möchte Ihnen allen, die Sie jetzt zuhören einen guten Morgen wünschen.

Auf dem Altarmosaik in der Innsbrucker Liebfrauenkirche im Saggen, werden die sieben Sakramente dargestellt. In der Mitte das Ursakrament, der gekreuzigte und auferstandene Christus in einer Figur. Der große Fisch und die kleinen Fische, Sturm und Feuerzungen, und nun im linken Mittelteil ein Schaf, das sich im Dickicht verfangen hat. Das Schaf blickt ängstlich zur Mitte hin, zum Gekreuzigten und auferstandenen Christus, das Maul halb geöffnet, so als ob es Hilferufe ausstoßen würde. Es erinnert an das verlorene Schaf der Bibel. Dort heißt es ja, dass der gute Hirt die 99 behüteten Schafe stehen lässt und dem verlorenen nachgeht. Und die Freude über ein verlorenes Schaf, das wiedergefunden wurde ist größer als die Freude über 99, die keiner Umkehr bedürfen. Der Künstler meinst damit das Sakrament der Buße oder die Beichte.

Heute ist dieses Sakrament fast vergessen, außer bei Schulbeichten und nicht selten in außergewöhnlichen Situationen, wo sich tatsächlich jemand verirrt hat und wie "verloren" nicht mehr zurechtkommt und dann umkehren will. Es gibt heute viele Hilfen, Lebensberatungen, Supervision, Gesprächstherapien. Ich denke, man braucht auch die Vergebung und die Lossprechung, um wirklich den inneren Frieden und die wahre Freude finden zu können.

 

 

Donnerstag, 7. März 2002

Liebe Zuhörer, ich begrüße Sie wieder herzlich aus der Liebfrauenkirche in Innsbruck-Saggen. Die sieben Sakramente auf dem Altarmosaik möchte ich Ihnen in dieser Woche vorstellen. Sehr interessant ist im Mittelfeld rechts die Darstellung der Krankensalbung.

Eine große alte Hand streckt sich sehnsüchtig aus dem Fenster der auf der Sintflut schwimmenden Arche. Die Arche ist uns bekannt ist als die Arche des Noah, Die Menschheit war so schlecht, so heißt es in der Bibel, dass Gott eine große Flut schickte, um alle zu vernichten, nur Noah und seine Familie sollten durch die Arche gerettet werden. Es regnete 40 Tage ununterbrochen. Nach 40 schickte Noah einen Raben aus, der kam nicht zurück, dann eine Taube, die kam auch nicht mehr zurück, dann nach weiteren sieben Tagen noch einmal eine Taube, und diese kam zurück mit einem Ölzweig im Schnabel. Die ausgestreckte Hand aus der Arche des Noah bedeutet den lebensbedrohten, schwachen, sterbenden Menschen, der auf Rettung wartet. Der Ölzweig, den die Taube im Schnabel hat, weist hin auf die Salbung mit Öl. Ursprünglich war die Salbung mit Öl ein Ritual für Könige, Propheten und Priester. Bei der Krankensalbung wird der alte, kranke, leidende, sterbende Mensch gesalbt, damit wird ihm Würde zugesprochen, Kraft und Heil, was immer auch auf ihn zukommt. Als Pfarrer spüre ich oft die Hände alter, kranker und sterbender Menschen.

 

 

Freitag, 8. März 2002

Ich beschreibe Ihnen in dieser Woche das Altarmosaik mit den Darstellung der 7 Sakramente in der Liebfrauenkirche in Innsbruck-Saggen:

Im linken oberen Teil des Altarmosaiks sieht man einen Hirtenstab, ein Buch und einen Kelch.

Es geht um das Sakrament der Weihe zu einem besonderen Dienst in der Kirche. Ein heller Streifen verbindet das verlorene Schaf hin zum Hirtenstab. Das sagt, dass das Hirtenamt ein Dienst am Verlorenen und Verirrten sein soll. Der Stab erinnert auch an die Aufgabe der Hirten, die Brüder und Schwestern zu leiten, das heißt sie zu führen und zu stärken.

Den Hirten der Kirche ist das Buch anvertraut. Sie sollen die Gottesgeschichte mit den Menschen lebendig halten, die Botschaft verkünden und erschließen und auf die Zeit hin auslegen. Die Menschen müssen das Wort verstehen können, es muss auch in der heutigen Zeit plausibel und lebbar sein. Das 2. Vatikanische Konzil sprach vom "aggiornamento", also auf ein Umsetzen oder Übersetzen in die heutige Zeit.

Der Kelch schließlich ist das Zeichen der Gottes- und Christusgemeinschaft in der Feier der heiligen Geheimnisse des Glaubens. Stab, Buch und Kelch, die Zeichen des Weihesakramentes.

 

 

Samstag, 9. März 2002

Von den 7 Sakramenten, die ich Ihnen in dieser Woche an Hand des Altarmosaiks in der Liebfrauenkirche

In Innsbruck-Saggen vorgestellt habe, bleibt noch das Sakrament der Ehe.

Im rechten oberen Feld des Altarmosaiks bilden Scheiben und Kreiskörper in brauner und grüner Farbe einen neuen großen Kreis. Der Scheiben passen und passen doch noch nicht ganz ineinander, so als ob es immer wieder einen neuen Versuch geben müsste, eins zu werden und doch die je eigene Farbigkeit zu bewahren. Aus den beiden Scheiben, besser vielleicht Ringen der Ehe wächst ein Strauch heraus. Er treibt grüne Blätter. Er erinnert an den Lebensbaum. Die Ehe ist die verlässliche Lebensgemeinschaft von Mann und Frau. Aus dieser Verbindung entspringt neues Leben. So ist die Ehe ein Abbild der treue Gottes zu den Menschen, oder der unwiderruflichen Verbindung Jesu Christi zu seiner Kirche und damit für uns ein sakramentales Zeichen von Verlässlichkeit, Treue, von Lebensentfaltung und Lebensweitergabe.

Sakramente der Kirche hier also dargestellt im gekreuzigten und auferstandenen Christus in einer Figur, dem großen Fisch und den kleinen Fischen, dem Sturm und den Feuerzungen, dem verlorenen Schaf und der ausgestreckten Hand, den Symbolen von Hirtenstab, Buch und Kelch, den sich deckenden Ringen aus dem der Lebensbaum wächst.