Morgengedanken
Sonntag, 04. 08. 2002. 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios
von
Schwester Dr. Kunigunde Fürst, (Vöcklabruck, OÖ)
Sonntag,
4.8. 2002
Es
ist gut
Einen
guten Morgen am Sonntag. Ich zähle sie zu den Menschen, die den Tag
mit einem guten, d.h. für mich göttlichen Gedanken beginnen
wollen. Dazu möchte ich in dieser Woche beitragen.
Ein
Sonntag beginnt. Welche Farbe hat er? Mit welchen Empfindungen
erwarte ich ihn? Was ist anders an diesem Tag, dem ersten der Woche,
wie wir Christen sagen?
Für
mich ist heute der Tag des Herrn, der Tag der wöchentlichen Feier
der Auferstehung Christi, ein Tag von und auch Für Gott.
Was
erwarten sie sich von diesem Sonntag - Begegnungen, Besuche,
Einsamkeit, Zeit für sich selbst, Zeit für ein Buch, einen
Spaziergang, ein schön gedeckter Tisch, Frühstück ohne Zeitnot,
ein gutes Essen, eine Sportveranstaltung, eine Gottesdienstfeier,
ein Mehr an Freude über ihren Glauben, ein Beisammensein in der
Familie, ein Gespräch miteinander, das fällig ist, .... ?
Ich
bitte Gott, dass dieser Tag für sie ein guter Tag wird, von dem sie
sagen können - wie Gott in der Bibel nach dem Schöpfungswerk in
den Mund gelegt wird: Er sah, er erlebte, er blickte zurück und es
war gut, es war sogar sehr gut. Geb´s
Gott!
Montag,
5.8. 2002
Montag-Straße
Manche
von ihnen sind unterwegs - auf der Straße: Verkehrszeichen
beachten, rechts halten, Vorrang geben, Geschwindigkeit regeln,
Bremse, Gas, ein Spiel der Füße oder mehr? Mit den Gedanken bin
ich schon am Ziel- am Arbeitsplatz, auf der Suche nach einem
Parkplatz, vor dem Haus eines Schwerkranken, zu Hause. Eigentlich
sollte ich das Verkehrsverhalten, das eigene und das der andern vor
mir, hinter und neben mir im Auge behalten.
Ich
wundere mich manchmal, was denn so alles über unsere Straßen
rollt, her und hin. Ich wundere mich auch über die Disziplin und ärgere
mich über so manche Disziplinlosigkeit von Lenkern. Ich vertraue
der Straße, ihrer Festigkeit und den dort geltenden Regeln. Mich
schrecken aber auch Wasserpfützen oder Kurven, die uneinsehbar
sind.
Ich
bitte Gott, dass er alle segne, die mir heute auf der Montag-Strasse
begegnen. Es mögen Menschen sein, die verantwortlich fahren und
keine Gefahr heraufbeschwören. Vor Unachtsamkeit und Verdenktsein
bewahre uns Gott!
Dienstag,
6.8.2002
Gehsteig
Wie
gut, dass es einen Gehsteig vor unserem Haus gibt. Die Straße führt
vorbei, stadtein- stadtauswärts bewegen sich die Fahrzeuge. Der
Gehsteig- nur für Fußgeher! In der Zwischenzeit muss er oft schon
geteilt werden mit Radlern, nicht unbedingt zur Freude derer, die
auf Schusters Rappen unterwegs sind.
Wie
viele unsere älteren Bewohner sind froh um den Streifen, der ihnen
gehört, der ihnen Sicherheit gibt. Auf dem Weg in die Stadt begegne
ich Menschen, ich grüße - manche grüßen zurück, verwundert oder
freundlich. Manche hängen Gedanken nach, ein Bild der
Trostlosigkeit, versunken in Pläne, in Sorgen versponnen...
Ich
treffe auf einen Bekannten, wir bleiben stehen; eine kurze Frage wie
es geht... andere möchten an uns vorbei, sie müssen auf die Straße
hinuntersteigen.
Ein
Kinderwagen braucht Platz - bekommt er ihn?
Begegnungen
auf einem Stück unseres Lebensweges und unserer Lebenszeit.
Ich
bitte Gott für die Menschen, die aneinander vorbeigehen und sich
nicht mehr wahrnehmen wie auf einem Gehsteig. Ich bitte aber auch um
den Streifen Sicherheit den wir Menschen suchen und brauchen.
Mittwoch,
7.8.2002
Übergang/kreuzung
Als
ich ein Kind war, lernte ich das Sprücherl: erst links, dann
rechts, gerade aus, dann kommst du sicher gut nach Haus. Es gehörte
zum Überqueren einer Straße, um heil das andere Ufer zu erreichen.
In der Zwischenzeit haben sich die Verkehrsteilnehmer vermehrt; das
Sprücherl gilt noch, auch wenn Kreuzungshilfen geschaffen wurden
wie z.B. der Zebrastreifen. Wie oft aber bin ich in der Versuchung,
aus Abkürzungsgründen auszuweichen, d.h. ich riskiere meinen Weg,
ich brauche den Schutz des Zebrastreifens nicht. Wenn ich die Straße
quere, dann fühle ich mich als schwacher Mensch den mächtigen
Maschinen gegenüber, die daherrollen und oft quietschend zum
Stillstand kommen. Unsere Wege kreuzen sich - wir sind ungleiche
Partner! Oder doch nicht? Sind nicht auch in den Maschinen Menschen,
die Rücksicht und Vorsicht walten lassen!? Ich kann es nur hoffen,
dass der Schutzweg den Schwachen schützt.
So
bitte ich Gott, uns Schutz und Schirm zu sein, wenn Starkes mit
Schwachem zusammentrifft, wenn Mensch und Maschine aufeinanderstoßen.
Dir vertraue ich meinen und unser aller Lebenswege an, die vielfach
ungeschützt verlaufen.
Donnerstag,
8.8.2002
Wanderweg
Bergschuhe
angezogen, den Stock nicht vergessen, den Rucksack umgehängt und so
gehen wir los, den Schotterweg weiter, hinein in den Wald, den
Wanderweg hinauf zur Alm.
Es
ist ein Morgen wie im Bilderbuch: die Gräser blitzen in der Sonne,
Schnecken sind in ihrem Tempo unterwegs, der Weg ist feucht, die
dunkle Erde rutschig, dazwischen gibt es Steine zum Drüberstolpern,
auch Wurzeln, die über den Weg gehen. Die Schrittgröße muss sich
den Gegebenheiten anpassen. Wir springen über einen kleinen
Wassergraben; rundherum sumpfiges Gelände.
Wild
zerzauste Bäume in ihren bizarren Formen machen auf sich
aufmerksam; sie trotzen Sturm und Eis. Ein schwieriger Schritt - es
ist gut, dass ich mich anhalten kann- der Ast schnellt zurück.
Wir
gehen langsam. Schweigend; der Atem geht schneller. Wir bleiben
stehen und bewundern all das Wunderbare rundum. Es ist einfach schön-
jeder Schritt eine Überraschung.
Ich
danke Gott für die Region, in der wir leben, ich danke für die
Kraft des Lebens, die in allem spürbar ist; ich danke Gott für das
Wunder Natur.
Freitag,
9.8.2002
Radtour
Jährlich
bin ich mit einer Gruppe unterwegs - mit Bibel und Rad. Mit Gottes
Segen machen wir uns täglich um 9.00 auf den Weg, gestärkt durch
ein gutes Frühstück. Bepackt mit allem, was man für eine Woche
braucht, geht es los. Es dauert einige Sekunden bis ich mich auf dem
Rad zurecht finde - Gleichgewicht, richtiger Sitz. Wir fahren einen
Bach entlang -fast um die Wette mit dem Wasser; Der Fahrtwind gibt Kühle
und erfrischt. Ich atme so richtig durch. Wir können nebeneinander
fahren - wir plaudern. Dann geht es bergauf. Wir steigen ab und
schieben. Schnaufpause, Trinkpause. Ein Teilstück radle ich allein,
in Gedanken versunken oder ich betrachte die weiten Felder, den
Ausblick auf einen Kirchturm und die Kühe auf der Weide. An einer
der Kirchen wird Halt eingelegt- wir wollen miteinander die Bibel,
das Wort Gottes, teilen. In diesen Begegnungen auf der Ebene des
Herzens wächst Vertrauen und Zuversicht. Mit biblischen Anregungen
in Kopf und Herz wird hinein geradelt in den weiteren Tag.
Ich
bitte dich Gott, bleib bei deiner Kirche, die sich in kleinen Zellen
um dein Wort versammelt; sei mit uns auf unserem Weg!
Samstag,
10.8.2002
Spaziergang
Mit
einer meiner Mitschwestern gehe ich mitunter abends eine
"Runde", wie wir es nennen - aus gesundheitlichen Gründen,
sagen wir gern, aber auch weil es uns gut tut im Miteinander. Denn
nichts eignet sich besser zu einem Austausch von Gedanken, wie
dieses langsame Dahinschlendern, man bleibt stehen, geht wieder,
schaut, redet, hört zu, gibt zu bedenken, fragt an und fragt
nach,... es ist das Reden fast so wie das Gehen: ein Miteinander auf
einer Woge der Gemeinsamkeit. Der Gleichschritt ist äußeres
Zeichen dieser Stimmung.
Hinter
unserem Haus ist Grünland, eine Freude zum Schauen; ein Zug donnert
vorbei, man versteht die eigene Stimme nicht. Läufer abgehetzt und
verschwitzt überholen uns. Alles lassen wir vorbei. Uns hetzt
nichts, wir haben kein Ziel. Eine Bank lädt ein zum Niedersetzen.
Nichts für uns, wir wollen ja gehen. Oder doch, für eine kurze
Weile ein Platz der Ruhe! Der Blick ruht wirklich so wie die
Glieder- ein Blick ins Grüne, Wiese und Wald. Alles wird ruhig.
Ich
danke dir Gott für diese Zeit, für die Zeiten der Ruhe und des
Ausspannens, für die Erholung und die Gemeinschaft mit Menschen,
die zum Leben gut tut.
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