Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr -
6.08 Uhr,
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr,
ORF Regionalradios
Pfarrerin
Christine Hubka (Wien)
Sonntag, 20.4.2003
„Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten“, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Heute,
am Ostersonntag bietet uns die Bibel ein komisches Bild:
Da
bekommen römische Krieger einen seltsamen Auftrag. Sie sollen ein
frisches Grab bewachen. „Passt auf, dass der Tote nicht davon läuft!“,
hat der Kommandant gesagt. Aber am frühen Morgen fallen sie in
voller Kriegsausrüstung um. Bumm, da liegen sie. Wie Zinnsoldaten
purzeln sie durcheinander. Sonst passiert ihnen nichts.
Aber
der Tote, den sie bewachen sollten, ist über alle Berge. Und Gott
lacht, weil er den Tod besiegt hat.
Der
Glaube an die Auferstehung ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Doch er hat auch seine ironischen Seiten:
Fragt
ein Atheist einen Pfarrer: Glauben sie wirklich, dass wir im Himmel
alle unsere Lieben wieder sehen? Ja, sagt der Pfarrer, das glaube
ich. Sagt der Atheist: Das möchte ich auch, alle meine Lieben
wieder sehen. Ab heute werde ich Christ. Sagt der Pfarrer: Bevor sie
etwas tun, was sie hinterher bereuen, denken sie daran: Wir sehen
zwar alle unsere Lieben wieder. Aber, die anderen auch!
Der
Glaube ist eine fröhliche Angelegenheit. Den Mund voll Lachen haben
die Erlösten. Mit dem Ostersonntag fängt das Lachen an.
Montag,
21.4.2003
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Auch
wenn ich nicht jeden Morgen im Spiegel ein lachendes Gesicht sehe.
Die Wissenschaft sagt ganz ernsthaft, dass dieses Gesicht, zu einem
Homo sapiens gehört. Das ist ziemlich schmeichelhaft. Denn Homo sapiens
bedeutet ungefähr: Kluger Mensch. Da kann man natürlich nicht
gleich am frühen Morgen grinsen.
Es
gibt aber auch Leute, die meinen ganz unwissenschaftlich: „Der
Mensch is a Krätzn.“
Wie
zwei Planeten, die einander im weiten Weltall treffen. Der eine sagt
zum anderen: „Was hast du denn, du schaust ja furchtbar aus. Bist
du krank?“ Sagt der andere: „Ja, mir geht’s gar nicht gut. Ich
hab Homo sapiens.“ Drauf sagt der erste beruhigend: „Mach dir
nix draus, du weißt, das geht vorbei!“
Wer
ist der Mensch? Wer bin ich? Meine Freunde sagen etwas anderes, als
die Leute, die mir aus dem Weg gehen. Und ich selber schau an
manchen Tagen – das sind die guten – das Gesicht im Spiegel mit
einem Lächeln an. An anderen Tagen kriegt es nur einen bösen
Blick.
Die
Bibel sagt: Der Mensch ist das Großartigste, was Gott geschaffen
hat.
Und
sie empfiehlt allen, die sich in den Spiegel schauen, zu sagen:
Gott, ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin.
Wenn
das für sie ein Satz ist, über den sie nur lachen können, dann
ist das kein Wunder: Denn der Glaube ist eine fröhliche
Angelegenheit.
Dienstag, 22.4.2003
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Die
Bibel erzählt: Hundert Jahre ist Abraham alt und seine Frau Sara
ist 90 als Gott dem Abraham einen Sohn verheißt. Daraufhin bekommt
der alte Abraham einen Lachanfall.
Gott
spricht und Abraham lacht. Das ist nicht respektlos. Das ist nicht
ungläubig. Sondern: Glaube an die Verheißung Gottes und Lachen gehören
zusammen: Denn jede Verheißung jeder Segen sagt: Das, womit du nie
rechnen würdest, das, was du dir nicht einmal in deinen kühnsten
Phantasien ausmalst, das, was du nicht einfordern kannst, das, was
du dir nicht kaufen kannst, genau das wird Gott dir schenken.
Also
lacht der alte Abraham, als ihm ein Sohn verheißen wird, und was
macht Gott, als Abraham sich vor Lachen zerkugelt? Die Bibel erzählt
es:
Da
sprach Gott: Sara, deine Frau wird dir einen Sohn gebären, den
sollst du Isaak nennen...
Der
Name Isaak aber bedeutet: Gott lachte. Gott stimmt in das Lachen
Abrahams ein. Gott lacht mit. Wie einer, dem eine wunderbare Überraschung
gelungen ist.
Der
Glaube ist eine fröhliche Angelegenheit. Den Mund voll Lachen haben
die Erlösten. Und - wer weiß ob Gott heute nicht wieder einmal mit
Ihnen lachen wird.
Mittwoch,
23.4.2003
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also ein fröhliche Angelegenheit.
Auch
wenn manche sich Gott als eine Art himmlischen Scharfrichter
vorstellen. Diese Leute warten nur darauf, dass alle, die sie für böse
halten, von göttlichen Blitzen vernichtend getroffen werden. Und
wenn es ihnen zu lange dauert, bis diese Blitze kommen, nehmen sie
die Sache in Gottes Namen gerne selbst in die Hand.
Aber
nicht jeder, der triumphierend schreit: „Gott mit uns!“ hat Gott
auch wirklich auf seiner Seite, wenn er auf andere los geht.
Und
wer sich Gott als eine Art Mitarbeiter des Wach- und Schließdienstes
vorstellt, hat sich so getäuscht, wie der Nachbar eines Pfarrers:
Dieser
Mensch hat in seinem Garten einen Apfelbaum mit wunderschönen Äpfeln.
Jeden Abend steigt der Sohn des Pfarrers in der Dunkelheit über den
Zaun und stiehlt ein paar Äpfel. Nächtelang legt sich der Nachbar
auf die Lauer. Aber er erwischt den Apfeldieb nicht. Schließlich
schreibt er auf ein Schild: „Gott sieht alles“ und hängt es in
den Apfelbaum. Am nächsten Morgen fehlen wieder ein paar Äpfel.
Und auf dem Schild steht: „Aber er verpetzt mich nicht!“
Der
Glaube ist eine fröhliche Angelegenheit, weil die Druckmacher und
Bombenwerfer Gott nicht für sich vereinnahmen können. Wenn ich
heute so einen Typ treffe, denn werde ich mich lächelnd an den
biblischen Satz erinnern: „Der im Himmel wohnt, lacht ihrer und
der Herr spottet ihrer.“
Donnerstag,
24.4.2003
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Denn
Gott lässt sich nicht aufhalten von Mauern, die Menschen bauen. Da
belagert eine ganze Armee die stark befestigte Stadt Jericho. Die
Mauern sind uneinnehmbar.
Den
Feldherrn juckt es, endlich den Befehl zum Angriff zu geben. Aber
Gott sagt: warte noch ein Weilchen. Lass jeden Tag sieben Posaunenbläser
um die Stadtmauer herum gehen und ihre Stücke spielen. So spaziert
also täglich musizierend ein Posaunenchor um die Stadt. Am
siebenten Tag fällt die Mauer ganz von selber um.
Eine
ziemlich lächerliche Geschichte für alle, die mit einem Orden für
Tapferkeit gerechnet haben.
Aber
auch von den Mauern in den Herzen und Köpfen der Menschen lässt
Gott sich nicht aufhalten:
Kommt
einer nach seinem Tod in den Himmel und wird von Petrus durch das
Paradies geführt. Alles toll. Er ist begeistert: Traumhafte
Landschaften, Menschen verschiedener Kontinente, verschiedener
Religionen und Nationen. Alles wunderschön. Bis - ja bis er auf
einmal vor eine riesige Betonmauer kommt. Er ruft Petrus, der ein Stück
vorgegangen ist, laut: „He, Petrus, was ist denn das?“ Petrus
kommt aufgeregt angerannt: „Psssst! Dahinter sind die Christen,
die glauben sie wären allein.“
Der
Glaube ist eine fröhliche Angelegenheit. Wer weiß, vielleicht
werden auch sie heute Abend sagen: „Mit meinem Gott kann ich über
Mauern springen“ (Ps.18, 30)
Freitag, 25.4.2003
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Als
der Pfarrer am Sonntag Morgen früh aufwacht, strahlt die Sonne aus
einem tiefblauen Himmel. Der Pfarrer ist ein passionierter
Golfspieler. Er beschließt, auf den Golfplatz zu gehen, obwohl er
eigentlich im Gottesdienst sein sollte.
Und
schon erblickt ihn der Engel Gottes. Erbost eilt der Engel zu Gott:
„Statt im Gottesdienst zu sein spielt dein Pfarrer Golf!“ Gott
sagt: „Du hast recht, Strafe muss sein!“
Der
Engel Gottes steigt wieder auf die Erde, um an Ort und Stelle die
Strafe Gottes für den Pfarrer mitzuerleben. Er sieht, wie der
Pfarrer mit dem Golfschläger weit ausholt und den Golfball so gut
trifft, dass er direkt - mit diesem einen Schlag - ins Loch fällt.
Schwer
enttäuscht eilt der Engel umgehend vor Gottes Angesicht: „Das
soll die Strafe gewesen sein? Der Pfarrer hat den besten Schlag
seines Lebens gemacht.“ „Ja, eben“, antwortet Gott. „Aber er
kann es niemandem erzählen!“
Erzählen,
was mich bewegt - große Freude oder auch meine Traurigkeiten, das
verdoppelt die Freude. Das verkleinert die Traurigkeit. Manchmal
aber ist niemand da, dem ich sagen kann, was mir auf dem Herzen
liegt. Gott kann ich alles erzählen, auch das Unsagbare.
Wenn
sie das heute ausprobieren, sagen sie vielleicht auch heute Abend,
wie der biblische Dichter: „Klagen hast du mir verwandelt und
einen Reigen.“
Samstag, 26.4.2003
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel. Der
Glaube ist also eine fröhliche Angelegenheit.
Auch
wenn manche meinen, dass der Glaube hauptsächlich dazu da ist, den
Leuten Moral beizubringen.
Kommen
drei Bischöfe in den Himmel. Sie werden von Petrus am Eingang
empfangen. Statt sie einzulassen, händigt Petrus ihnen einen ganzen
Stapel Formulare aus. „Das müsst ihr alles ausfüllen“, sagt
er. „Dann wird man über euren Einlass in den Himmel beraten.“
Die Pfarrer beantworten also brav die Fragen, ob sie in ihrem
Erdenleben dieses getan und jenes unterlassen haben. Die Finger tun
ihnen schon weh vom Schreiben.
Da
kommt ein neuer Anwärter in den Himmel und klopft ans Tor. Petrus
macht auf, begrüßt ihn freundlich. Und lässt ihn ohne jede
Formalität herein.
Die
Bischöfe beschweren sich: „Wieso müssen wir hier so viele Fragen
beantworten, und der da kann gleich hinein gehen.“ Da antwortet
Petrus: „Ihr habt die Leute jahrelang mit euren moralischen
Appellen gelangweilt. Dieser hier ist ein Clown im Zirkus gewesen
und hat die Menschen bei jeder Vorstellung zum Lachen gebracht.“
Wer
ein Lächeln in den Augen und im Herzen hat, der begegnet anderen
ganz ohne moralische Vorschriften so, wie sie es sich wünschen.
Den
Mund voll Lachens haben die Erlösten, lese ich in der Bibel, die
von der Freiheit erzählt, die Gott uns Menschen gegeben hat. Es ist
auch die Freiheit, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt
werden will.
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