Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Monsignore Ernst Pöschl (Eisenstadt)

 

Sonntag, 6. März 2005

Wer in das Schaufenster eines Schmuckgeschäftes blickt, kann so manches bewundern. Da gibt es kostbare Stücke aus Gold und Silber. Daneben vielleicht den so genannten Modeschmuck, der zwar glitzert und leuchtet, aber in Serie hergestellt wird und kaum viel Wert hat. In diesem Schmuckgeschäft gibt es bestimmt ein Stück, das von allen das Kostbarste ist. Vielleicht ein Ring aus Gold mit Brillanten verziert.

Und was gehört zum Kostbarsten unseres Glaubens?

Ich persönlich bin glücklich darüber, dass uns Papst Johannes Paul II. daran erinnert hat. Er hat das „Jahr der Eucharistie“ ausgerufen, und zwar für die Zeit vom Oktober 2004 bis Oktober 2005.

Er betont, dass die Eucharistie das wertvollste Geschenk Jesu an seine Kirche ist. Jesus schenkt sich ganz persönlich. Wir sehen nur Brot und Wein. Jesus hat sein Versprechen, das er zum Abschied gegeben hat erfüllt: Ich bin bei euch, bis ans Ende der Zeiten.

Diese Gegenwart Jesu ist nicht nur symbolisch zu verstehen. Ich persönlich glaube, dass dies ein Geheimnis unseres Glaubens ist, das jeder wissenschaftlichen Erklärung unzugänglich ist.

 

 

Montag, 7. März 2005

Das Beste, was wir auf der Welt tun können ist Gutes zu tun, fröhlich zu sein und die Spatzen pfeifen zu lassen. Dieser Ausspruch stammt vom Hl. Johannes Bosco.

Um das Jahr 1840 sammelte er Burschen, die aus den umliegenden Dörfern nach Turin kamen und dort Arbeit suchten. Ein Gerücht machte die Runde, Don Bosco habe fixe Ideen, die ihn in den Wahnsinn treiben werden. Zwei Priester, Theologieprofessoren aus der Stadt, wollten ihn mit einer Kutsche holen und in eine Nervenheilanstalt bringen. Er aber durchschaute ihre Pläne und drängte, dass sie als erste einsteigen mögen. Don Bosco warf die Kutschentür zu und rief  zum Kutscher: „Fahrt schnell zur Nervenheilanstalt, wo die zwei geistlichen Herren erwartet werden."

Die Kutsche war für solche Zwecke gebaut und von innen nicht zu öffnen. Als die Professoren in der Nervenheilanstalt ankamen, tobten sie und beteuerten, es handle sich um einen schrecklichen Irrtum.

Erst nach einigen Stunden konnten sie wieder nach Hause kommen. Für einige Zeit verstummte daraufhin das Gerücht, Don Bosco sei nicht zurechnungsfähig.

 

 

Dienstag, 8. März 2005

Wenn ich mit meinem Auto unterwegs bin, sehe ich immer wieder Leute beim Joggen. Oder  auch Menschen, die mit Stöcken Nordic walken. Ich bewundere diese Leute, die bei jedem Wind und Wetter etwas für ihre Gesundheit tun.

Ich bin persönlich überzeugt, dass auch das regelmäßige Beten zur Gesundheit des Leibes und der Seele beitragen kann. Wer im Gebet Gott begegnet, lernt den Sinn seines Lebens besser kennen.

Zu Beginn ist auch das tägliche Beten vielleicht etwas mühsam, so wie es auch bei denen war, die sich entschlossen haben zu Joggen. Bald aber erleben sie das Gebet als Freude und Erholung.

Wer betet weiß: Gott braucht unsere Gebete nicht. Aber wir brauchen diese Zeit des Gebetes, um reifer zu werden. So können wir wachsen und Gott näher kommen.

Im Gebet kann uns Gott vieles sagen, was wir für unser Leben dringend brauchen. Dabei erfahren wir auch die Liebe Gottes. Wir spüren seine Hilfe und seine beglückende Gegenwart. Nach einiger Zeit hat sich in uns etwas verändert. Wir erfahren, wie schön das Leben sein kann.

Ein Mensch, der immer nur hetzt, hat nicht einmal Zeit für die Freude. Wer betet, nimmt sich Zeit für das Leben!

 

 

Mittwoch 9. März 2005

Der Grand Canyon in Amerika ist eine breite, tiefe Schlucht. Diese erstreckt sich links und rechts – so weit das Auge reicht. Als einer der Indianer, der zum ersten Mal zum Grand Canyon kam, einen Stein in die Schlucht warf, konnte ihn niemand den Boden berühren hören oder sehen. Auch ein Pfeil, den ein Bogenschütze zur anderen Seite zu schießen versuchte, reichte nicht weit genug und fiel hinunter auf den Grund des Canyons. Niemand aus der Gruppe dachte daran, hinüber zu springen oder ein Seil hinüberzuwerfen.

Die Trennung zwischen Gott und den Menschen, die durch die Sünde verursacht ist, lässt den Grand Canyon im Vergleich dazu wie einen kleinen Riss im Straßenbelag erscheinen. Der Abgrund ist so groß, dass wir nicht darauf hoffen können, dass wir ihn überwinden können.

Der Vater hat uns Jesus gesandt, um den Abgrund zwischen uns und ihm zu überbrücken. Jesus sagte uns: „Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.“

 

 

Donnerstag, 10. März 2005

Im Alter von 28 Jahren hat ein Arzt, Dr. Ladislaus Batthyany, aus eigenen Mitteln ein Krankenhaus gegründet, in dem er Patienten kostenlos behandelt hat.

Als der Seligsprechungsprozess für Ladislaus Batthyany eingeleitet wurde, hat man alle befragt, die ihn persönlich gekannt haben. Unter ihnen war auch mein Vater. Als Bub hatte er in der Schlosskapelle, wo der Fürst täglich die Hl. Messe mitgefeiert hat, ministriert. Mein Vater hatte noch in bester Erinnerung, dass er von der Art wie der Fürst die Hl. Messe mitgefeiert hat, zutiefst ergriffen war. Mein Vater erzählte auch von seinem Bruder, der unter einen Pferdewagen geriet und lebensgefährlich verletzt wurde. Der Fürst kam täglich ins Haus, um den Buben ärztlich zu versorgen. Kostenlos. Es war auch bekannt, dass der Fürst Kindern, denen er Zähne gezogen hatte, gleichsam als Schmerzensgeld ein Geldstück geschenkt hat.

Als ein Mädchen in die Ordination kam, fragte er, welcher Zahn es sei. Da antwortete das Kind: „Das ist egal. Die Mutter hat kein Geld.“ Das Kind erhielt mehrere Geldstücke, ohne dass ein Zahn gezogen wurde.

Auf der Gedenktafel des Krankenhauses, das er in meiner Heimatgemeinde Kittsee, im nördlichen Burgenland gegründet hat, steht der Satz, der sein Leben geprägt hat: Wenn ihr glücklich sein wollt; dann macht andere glücklich.

 

 

Freitag, 11. März 2005

Gleichsam zur Begrüßung eines neuen Jahres wurden von vielen Menschen Leuchtraketen abgeschossen. Dabei auch solche, die für einige Sekunden das ganze Firmament erleuchtet haben. Hunderte Sterne leuchteten in den verschiedensten Farben auf. Dann gab es wieder kleine Lichter am Himmel. Dabei waren auch so genannte Blindgänger, die nur einen Knall machten, aber kein Licht brachten.

Da ist mir der Gedanke gekommen, dass auch unser Leben mit einer solchen Leuchtrakete verglichen werden kann. Wir sollten ja immer wieder bedenken, wie kurz unser Leben im Vergleich zur Ewigkeit ist. So wie bei den Leuchtraketen gibt es auch verschiedene Möglichkeiten wie man das Leben eines Menschen sehen kann. Manche betrachten wir wie herrliche Strahlen am Himmel, andere wieder sind halt ganz gewöhnlich.

Ich habe mir gedacht, dass es auch einen anderen Gesichtswinkel gibt. Vom Himmel aus, von der anderen Welt. Das ergibt wieder ein ganz anderes Bild. Die herrlichsten Leuchtraketen, die von allen bewundert werden, weil sie die Nacht fast taghell erleuchten, erscheinen von oben gesehen klein und recht bescheiden.

Wieder andere Raketen, die von unten betrachtet ganz unscheinbar erscheinen, die Leuchtraketen von Heiligen unserer Tage, sind vom Himmel aus ganz herrlich anzusehen.

 

Samstag, 12. März 2005

Ich habe einen Freund, der in der Politik sehr engagiert ist. Zuviel, wie sich herausgestellt hat. Er erlitt einen totalen Zusammenbruch.

Zu Weihnachten habe ich ihm ein Büchlein geschenkt mit dem Titel: „Für das Glück geschaffen. Die zehn Regeln der Gelassenheit vom seligen Papst Johannes XXIII“.

Es gibt heutzutage viele „Lebenshilfen“, die angeboten werden. Sie beschränken sich aber in der Regel darauf, aus eigener Kraft glücklich zu werden. Die Regeln der Gelassenheit von Johannes XXIII. stützen sich auf das Vertrauen auf Gott.

Seine erste Regel der Gelassenheit lautet: Heute nur werde ich mich bemühen, den Tag so zu leben, ohne die Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

Wie das gemeint ist?

Nehmen sie sich nicht zu viel vor. Es genügt die Suche nach dem Guten an jedem Tag, zu jeder Stunde, ohne Ungeduld und ohne Übertreibung. Mit der Gabe der Ruhe und Gelassenheit lassen sich Schwierigkeiten leichter ertragen.

Die 9. Regel der Gelassenheit fasst alles zusammen:

Heute nur heute werde ich fest daran glauben, selbst wenn die Umstände mir das Gegenteil zeigen sollten, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.