Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

Christliche Begriffe und Symbole

von P. Dr. Karl Josef Wallner OCist, Stift Heiligenkreuz

 

 

Mittwoch, 6. April 2005:

Küssen in der Kirche

Guten Morgen! Ich möchte einige interessante Dinge über unseren Gottesdienst erzählen. Und heute möchte ich über das Küssen sprechen. Wissen Sie nämlich, dass das Küssen zu unseren katholischen Gottesdiensten dazugehört? Und dass wir Priester bei jeder Heiligen Messe gleich dreimal küssen?!

Küssen ist das schönste Zeichen der Liebe. Es drückt Hingabe und Zusammengehörigkeit aus. Und genau darum geht es bei der Heiligen Messe: um die Liebe zu Gott. Aber: Hand aufs Herz: Haben Sie schon bemerkt, dass beim Gottesdienst geküsst wird?

Wann wird also geküsst? Zweimal küsst der Priester den Altar: ganz am Anfang und ganz am Schluss. Der Altar ist jener heilige Ort, auf dem Christus gegenwärtig wird. Er ist der Mittelpunkt jeder Kirche. Vom Altar her schenkt Gott uns seine Liebe. Der Priester küsst daher den Altar stellvertretend für alle anderen. Er zeigt damit, worum es jetzt allen gehen muss: um Liebe und Zusammengehörigkeit, um Dank und Hingabe an Gott. Und dann gibt es noch den Kuss des Evangelienbuches,  denn im Evangelium spricht Christus selbst zu uns.

Das liturgische Küssen ist natürlich nicht sehr auffällig. Wir Priester machen das eher dezent! Aber es symbolisiert doch etwas ganz Wichtiges: Gott liebt uns - und wir lieben zurück!

 

 

Donnerstag, 7. April 2005:

Heilige Messe

Das Wichtigste, was wir katholische Christen feiern, nennen wir die „Heilige Messe“. Weil sich dazu immer viele Leute versammeln, hat man früher gleich danach Verkaufsmärkte abgehalten. So ist das Wort aus dem Christlichen abgewandert und hat sich verselbständigt: „Messe“ bezeichnet heute riesige Verkaufausstellungen.

Unser Gottesdienst ist aber eben die „Heilige Messe“. Woher kommt das Wort „Messe“? Früher, als die Messe lateinisch war, hat der Priester die Leute mit dem Ruf entlassen: „Ite, missa est!“ Wegen dieses letzten Wortes: „Missa est“ hat man dann den ganzen Gottesdienst als „Messe“ bezeichnet.

Aber die deutsche Übersetzung ist nicht gut gelungen: Da heißt es: „Gehet hin in Frieden“. Das klingt so fad, - so, als hätten jetzt endlich alle wieder einen Frieden vom Kirchegehen und Beten! Wörtlich übersetzt heißt „Ite missa est“ was ganz anderes. „Ite“ ist ein kraftvoller Befehl: „So geht doch endlich!“, „Brecht auf!“, Österreichisch könnte man sagen: „Schaut, dass ihr weiterkommt!“ Und „Missa est“ heißt: „Es ist Sendung!“, „Ihr seid gesandt!“ Jede Messe ist also eine Sendungsfeier. Wir empfangen Kraft, und am Schluss heißt es: „Raus mit Euch aus der Kirche, - missa est - jetzt erfüllt Eure Sendung und zeigt dieser Welt, das Gott sie liebt!“

 

 

Samstag, 9. April 2005:

Eucharistie

Das Wort „Eu-charistie“ kommt aus dem Griechischen. Die Vorsilbe „eu“ heißt interessanterweise: „gut“. Und „charis“ ist das „Geschenk“. Also: Wenn wir Gottesdienst feiern, eben „Eu-charistie“, dann danken wir für das „gute Geschenk“, das Gott uns gemacht hat.

Viele stöhnen: Warum in die Kirche gehen? Warum soll ich zum Gottesdienst? – Naja, eigentlich ist Gottes-dienst der „Dienst Gottes an uns“. Denn: Warum lebe ich? Wem verdanke ich meine Gesundheit, mein Glück, meine Freude? Und: Wer schenkt mir ewiges Leben? Im letzten doch Gott. Und dafür danken wir: wir danken für die Eu-charistie, für die großartig guten Geschenke, die Gott uns macht. Das allergrößte Geschenk Gottes ist Jesus, der für uns gestorben und auferstanden ist: Jesus selbst ist die „Eu-charistie“, das höchste, das Gott uns schenken konnte.

Daher ist jede Eucharistiefeier eine Dankeschönfeier an den lieben Gott. Ein neues rhythmisches Lied bringt es auf den Punkt. Es lautet: „Sing mit mir ein Halleluja, sing mit mir ein Dankeschön. Denn im Danken da liegt Segen und im Danken preis ich ihn.“