Morgengedanken

Sonntag,  6.05 Uhr - 6.08 Uhr, 
Montag bis Samstag, 5.40 Uhr - 5.43 Uhr, 
ORF Regionalradios

 

 

 

von Mag. Klaudia Achleitner

 

 

Sonntag, 19. Juni 2005:

Jesus redet mit seinen Freunden

 

Jesus sitzt mit seinen Freunden am Ufer des Sees Genezareth. Sie haben schon viel miteinander geredet. Jesus hat sie vorbereitet, zu den Menschen zu gehen und ihnen von ihm und seiner Botschaft zu erzählen. Doch sie haben immer wieder ihre Zweifel. Einige sagen: „Was sollen wir in einer Welt, in der unseren Kindern immer wieder Gewalt angetan wird? Wo sie missbraucht und misshandelt werden?“ „Ja und die, die darauf aufmerksam machen und die Missstände anprangern, werden auch gleich mundtot gemacht!“, melden sich andere. „Und von den Opfern hört man oft, bloß nicht in die Öffentlichkeit gehen und das Ganze noch einmal durchmachen müssen. Sie haben uns ja nicht umgebracht. Wir leben noch.“, wissen wieder welche zu erzählen. Jesus antwortet darauf: „Ja, genau das ist eure Arbeit. Ihr müsst den Tätern klarmachen, was sie an ihren Opfer angerichtet haben und dass sie sich dafür rechtfertigen müssen. Die Opfer sind an Leib und Seele verletzt. Sie müsst ihr wieder aufrichten und die nötige Hilfe zukommen lassen. Es gehört sich nämlich nicht, dass Menschen so vernichtend miteinander umgehen, sich niedermachen und unterdrücken. Wenn die Liebe Gottes zu den Menschen so groß ist, dass sogar die Haare auf ihren Köpfen gezählt sind, dann können wir Menschen uns von dieser Liebe ruhig eine Scheibe abschneiden und sie uns untereinander zukommen lassen.“

 

 

Montag, 20. Juni 2005:

Splitter und Balken – die ewige Geschichte

 

Frau A und Herr B treffen sich im Park. Sie sind Pensionisten und haben sich viel zu erzählen. Dabei sind vor allem immer die anderen schuld. Frau A legt auch gleich ganz entrüstet los: „ Wissen Sie, was mir gestern passiert ist? Ich wollte meinen Müll in die Tonne werfen und schon wieder war sie voll und zwar hauptsächlich mit Dingen, die gar nicht hineingehören.“ Herr B fragt: „Trennen Sie Ihren Müll so genau?“ „Nein, wie sollte ich denn?“, entgegnet Frau A, „ich bin doch viel zu krank, um alles zu den verschiedenen Tonnen zu schleppen. Aber die Jungen im Haus, die müssen das tun.“ „Ja, ja, da haben Sie schon recht!“, meint Herr B, „Sie haben keine Ahnung, wie es mir immer wieder ergeht. Jedes Mal wenn ich mit dem Auto zum Haus zufahren will, stehen die Autos von irgendwelchen Nachbarn da und versperren den Weg. Dabei haben sie alle einen Privatparkplatz.“ Da fragt Frau A nach: „Und Sie haben keinen Parkplatz?“ Herr B antwortet: „Doch schon...“ Da muss die Enkeltochter von Herrn B, die ihn heute begleitet hat, plötzlich lachen: „Ihr zwei seid gut. Ständig findet ihr bei den anderen ein Haar in der Suppe und selber haltet ihr euch auch nicht an die Regeln. Ihr kennt doch bestimmt die Geschichte von dem Balken im eigenen Auge und vom Splitter im Auge der anderen.“ Frau A und Herr B schauen sich verdutzt an und müssen auch lachen: „Eigentlich hat sie recht. Wir granteln schon viel herum.“

 

 

Dienstag, 21. Juni 2005:

Wer vertraut als erster wem?

 

Guten Morgen! Mutter und Sohn liegen derzeit oft im Clinch. Die Mutter will alles richtig machen, ihn verstehen und manchmal glaubt sie halt zu wissen, was gut für ihn ist. Doch ihr Sohn ist vierzehn. Er weiß selbst schon ganz gut, was er will und vor allem von wem er ganz bestimmt nichts vorgeschrieben haben will. „ Ich habe so genug von all dem Gerede! Immer wieder geht es um das Gleiche. Du brauchst mich nicht die ganze Zeit zu bevormunden. Ich weiß schon wie weit ich gehen kann!“, schreit er dann los. „Das habe ich ja neulich gemerkt, als ich in die Schule zu Deinem Lehrer musste. Du gehst heute Abend nicht weg, Du schläfst Dich aus!“, gibt sie zurück. Irgendwie ist die Mutter mit ihrer Ansage nicht zufrieden. ‚Ich werde ja schon wie meine eigene Mutter!‘, denkt sie bei sich. Und ihr Sohn sagt im gleichen Moment: „Sag einmal, waren Deine Eltern auch so?“ Sie schaut auf und muss zustimmend lachen: „Ja, daran habe ich auch gerade gedacht! Weißt Du ich habe eben einfach Angst um Dich!“ „Das denk ich mir schon! Aber warum hast Du so wenig Vertrauen zu mir? Ich bin doch bei Dir groß geworden?“, fragt der Sohn. Die Mutter antwortet: „Du hast recht. Du hast mir schon Dein ganzes Leben lang vertraut. Und das finde ich toll. Also kannst Du erwarten, dass auch ich Dir vertraue.“

 

 

Mittwoch, 22. Juni 2005:

Lass Dir kein X für ein U vormachen!

 

In einer Schulklasse kam neulich beim Bibellesen, eine Stelle aus dem Matthäusevangelium dran. Da heißt es, dass man von Dornen keine Trauben ernten kann und dass nur ein guter Baum gute Früchte hervorbringt. Nach anfänglichem Kopfschütteln fing Thomas an: „He, das ist gut. Ich glaube auch nicht jedem alles.“ Martha fiel gleich ein: „Meistens merkst du eh gleich, wenn einer Mist erzählt.“ „Ja genau!“, sagte Paul: „Das hört sich oft gut an und dann ist nichts dahinter.“ „Trotzdem“, meinte Thomas, „so ganz einfach finde ich es manchmal nicht, zu unterscheiden, ob das, was Einer da jetzt sagt, Ziel führend ist und in der Sache etwas bringt oder nicht.“ „Naja, durch ein bisschen nachfragen, kommst du dann schon drauf, ob der nur am Ego-Trip ist und nur etwas verkaufen will.“, sagte Paul.“ „Das ist mir alles zu theoretisch.“, meinte Martha, „Ich habe da ein Beispiel: Neulich erzählte einer in einem Vortrag, dass Familienleben auch gelingt, wenn alle zu unterschiedlichen Zeiten außer Haus gehen und auch wieder nach Hause kommen und das an sieben Tagen pro Woche. Ich glaube nicht, dass dann Weihnachten oder ein vierzehntägiger Familienurlaub auszuhalten sind bei so einer geballten Ladung Familie auf einmal. Wenn einer so etwas sagt, will er mir ein X für ein U vormachen und dann sind das keine Trauben sondern Dornen oder ein Baum, der schlechte Früchte hervorbringt.“

 

 

Donnerstag, 23. Juni 2005:

Denken – erzählen - spüren

 

Neulich kam mein Sohn aus der Schule nach Hause und sagte: „Mama heute haben wir das Kreuzzeichen gelernt. Schau so: Ich denke an Dich (dabei machte er ein Kreuzzeichen auf der Stirn), ich erzähle von Dir (er zeichnete ein Kreuz auf den Mund), ich spüre, Du bist bei mir (und machte dabei ein Kreuz auf die Brust).“ Diese Sätze in Verbindung mit dem Kreuzzeichen haben mich in ihrer Einfachheit sehr berührt. Mit ihnen ist eigentlich alles gesagt, was oft mit Geborgenheit in Gott oder Vertrauen auf Gott oder der Liebe Gottes zu den Menschen umschrieben wird. Und so wie die Sätze formuliert sind, haben sie ganz konkret etwas mit mir zu tun. Sie drücken eine gewisse Selbstverständlichkeit aus – nämlich, dass Gott einfach da ist. Mein Sohn fragt: „Was heißt das, Gott ist einfach da?“ „Lass mich überlegen.“, sage ich, „Vielleicht kann man so sagen: Es ist wie mit der Luft. Die ist immer um Dich herum. Du siehst sie aber nicht. Luft gibt es in der Schule, am Spielplatz, überall wo Du gerade bist, ist sie um Dich herum.“ „ Aha.“, meint er, „ich kann Gott also nicht sehen, aber wenn der Wind weht, kann ich Gott spüren. Oder wenn ich auf einen Baum klettern will und ich glaube, ich schaffe es nicht, dann spüre ich Gott im Herzen und dann geht es.“

 

 

Freitag, 24. Juni 2005:

Johannes der Täufer

 

Elisabeth und Zacharias waren nun schon sehr alt. Arbeiten konnten sie nicht mehr, also saßen sie beieinander und redeten. Immer wieder sprachen sie von ihrem Sohn. Ein richtig wilder Junge war er geworden – nur mit einem Überwurf aus Kamelhaar und mit einem ledernen Gürtel bekleidet. Außerdem lebt er in der Wüste und soll sich nur von Heuschrecken und wildem Honig ernähren. Und welche Gedanken er verbreitet! Er spricht von einem kommenden Gottesreich und Jesus, der Sohn von Maria, soll der Messias sein. „Stimmt schon!“, fällt den beiden Alten ein. Als Elisabeth noch schwanger war, traf sie sich einmal mit Maria. Und das Kind in ihrem Bauch hüpfte als Maria sie berührte. Wahrscheinlich hat es damals schon gespürt, dass Marias Kind ein ganz besonderer Mensch werden wird. Außerdem tauft er die Menschen im Jordan. Er taucht sie unter: der alte Mensch wird ertränkt. Wenn sie auftauchen sind sie neue Menschen – wie neugeboren, sagen viele. Er hat auch Freunde um sich versammelt, die später, wenn er schon tot sein wird, mit Jesus weiterziehen werden.

Elisabeth und Zacharias sind stolz auf ihren Sohn. Sie erinnern sich noch, wie Jesus ihren Sohn Johannes als seinen Vorboten bezeichnet hat und dass es unter den Menschen keinen größeren gegeben hat als ihn.

Ja, Johannes der Täufer war der Wegbereiter Jesu und heute ist sein Festtag.

 

 

Samstag, 25. Juni 2005:

Jesus und die Kinder

 

Es war wieder einmal Zeit zum Vorlesen. So auch an diesem Abend und die Kinder haben in ihren Büchern gestöbert, um das Richtige herauszusuchen. Schnell war ein Buch gefunden. Mein Sohn las mir den Titel vor: „Meine ersten Jesusgeschichten“. Darin wird mit Bildern erzählt, wie Jesus auf die Menschen zugeht. „Schau mal, Mama,“, sagte meine Tochter, „Jesus hat ein rotes Gewand an. Er redet zu den Menschen und alle schauen ihn an. Da sind so viele Kinder mit ihren Mamas und Papas.“ Da sagte mein Sohn: „Ja, aber die Männer mit den Bärten lassen sie nicht durch.“ „Das ist gemein!“, schrie meine Tochter, „die sind doch noch so klein, die können Jesus gar nicht sehen.“ „Blättern wir einmal um.“, sagte ich, „Da werden wir sehen, wie es weitergeht.“ „Oh, Mama schau!“, rief meine Tochter ganz begeistert, „Das schaut lustig aus: Die Kinder sitzen beim Jesus auf dem Schoß. Von da hinten kommen noch mehr angelaufen. Sie sind ganz bunt angezogen. Da reiten sogar welche auf einem Esel. Und sie haben ihr Spielzeug mit: ein Kamel auf Rädern zum Nachziehen und eine Stoffpuppe.“ Mein Sohn, der ganz fasziniert war von den vielen Kindern, die rund um Jesus saßen, meinte: „Wenn Jesus mit den Kindern redet, berührt er sie auch. Er kann bestimmt gut von Gott erzählen.“