Motive - Aus dem Evangelischen Leben

Sonntag, 14. 07. 2002, 19.05 Uhr bis 19.30 Uhr,

 

 

 

Kirchenkonzertübertragung aus Pinkafeld, Burgenland

 

 

Orgel: Matthias Krampe

Violine: Alois Wilfinger

Sopran: Cornelia Horak

 

 

Biographie Sigfrid Karg-Elert
(21.11.1877 – 9.4.1933)

 

Sigfrid Karg-Elert wurde  in Oberndorf am Neckar geboren. Als er fünf Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Leipzig, dort verbrachte er auch den größten Teil seines Lebens. Im Alter von zwölf Jahren verstarb sein Vater, er wuchs in ärmlichen und nicht-musischen  Verhältnissen auf. Gönner ermöglichten dem Hochbegabten – wie auch später in seinem Leben immer wieder einzelne Förderer wichtig waren – eine Fortsetzung des Musikunterrichtes, später ein Studium als Klavier-Virtuose. 

 

Kompositorisch geprägt wurde Karg-Elert maßgeblich durch Einflüsse der virtuos-impressionistischen Welt des Liszt-Schülerkreises, durch die Begegnung mit Edvard Grieg und seiner Auseinandersetzung mit Folklore und klassizistischen Formen sowie durch die Freundschaft mit Max Reger mit seiner Weite des polyphonen Denkens. Karg-Elert selbst war immer offen für Neues, er propagierte und förderte u.a. auch Debussy, Schönberg, Skrjabin. In Leipzig trat er schließlich die Nachfolge Max Regers als Lehrer für Komposition und Theorie an.

 

Die besondere Stärke seiner Kompositionen liegt eher in der kleinen Form, im Charakterstück; hier kommen seine enorme stilistische Vielseitigkeit, seine Klangphantasie und seine reichen Farbschattierungen besonders zur Geltung.

Seit 1904 beschäftigte er sich aufgrund einer verlegerischen Initiative intensiv mit dem Kunstharmonium des französischen Erbauers Mustel, dieses wurde für ihn daraufhin für mehr als eine Dekade das bestimmende Instrument. Als Komponist wie als reisender Virtuose erwarb er sich mit Harmonium und Orgel einen internationalen Namen und wurde besonders in England, Amerika und Australien berühmt. Bis heute ist er im angelsächsischen Raum wesentlich bekannter und populärer als in Deutschland.

 

Gegen Ende seines Lebens war er Anfeindungen des Nationalsozialismus ausgesetzt, der seine Musik als „undeutsch“ brandmarkte.

 

Karg-Elert ist neben Max Reger zweifellos der bedeutendste deutsche Orgelkomponist seiner Zeit, dennoch wird leider sein Werk bis heute im deutschsprachigen Raum weitgehend vernachlässigt. Zum Einen liegt dies sicher daran, dass sein wichtigstes Instrument, das Harmonium, keine Rolle im Musikleben mehr spielt, zum Anderen aber vielleicht auch an der im Dritten Reich unterbrochenen Rezeption seiner Musik, die dann später nicht in die vorherrschende  Ästhetik der 50er  und 60er Jahre zu passen schien.

 

So will das Konzert am 14.7. anlässlich des 125. Geburtstages von Karg-Elert auch aufmerksam machen auf diesen Komponisten, der zu Unrecht nur am Rande des Repertoires steht.