Radiokolleg

Montag 04. -  Donnerstag 07.03. 2002
9.05 - 9.30 Uhr

 

 

"Abstimmen über den Glauben?" – Demokratie und Kirche

 

 

Kritische Katholiken beklagen immer wieder, dass sie zu wenig Mitsprachemöglichkeit haben. Viele würden zum Beispiel ihre Bischöfe lieber wählen als sie von der Kirchenleitung im Vatikan bestimmt zu sehen. Und auch in anderen Zusammenhängen wird der Ruf nach mehr Demokratie immer wieder laut.

 

"Über den Glauben lässt sich nicht abstimmen", sagen die einen, die mit den derzeitigen Regelungen zufrieden sind. Andere wiederum meinen, hier fände dann eben eine "Abstimmung mit den Füßen" statt. Mit anderen Worten, wer allzu frustriert ist, weil er zu wenig mitbestimmen kann, verlässt dann eben die Kirche.

 

Den Mitgliederschwund allein auf ein Demokratie-Defizit zurückzuführen, das wäre aber eine verkürzte Sicht der Dinge. Schließlich gibt es Kirchen, zum Beispiel im evangelischen Bereich, die eine lange demokratische Tradition haben: Amtsträger werden gewählt, wichtige Fragen abgestimmt - und trotzdem verzeichnet man ebenso viele Kirchenaustritte wie die Katholiken.

 

Bei aller Kritik an der mangelnden Demokratie in der römisch-katholischen Kirche wird zumeist übersehen, dass hier schon demokratische Verfahren gang und gäbe waren, als in anderen Bereichen noch keine Rede davon war. So wurden in den Klöstern etwa von Anfang an wichtige Entscheidungen nach demokratischen Maßstäben getroffen.

 

Gestaltung: Brigitte Krautgartner und Alexandra Mantler