Die beiden gegnerischen
Fußballmannschaften laufen aufs Feld, der Schiedsrichter pfeift das
Match an, die Fans brechen in ekstatische Gesänge aus: der
klassische Fall eines modernen Rituals.
Rituale gibt es nicht nur im
religiösen Bereich, sondern auch in allen anderen Bereichen des
sozialen Lebens. Dazu gehören z.B. auch Parties, Betriebsfeiern,
Popkonzerte, Discobesuche usw. Rituale geben Identität und sie
helfen, Brücken zwischen Menschen zu schaffen, die sonst
miteinander nichts verbindet - wie z.B. die Besucher eines
Gottesdienstes. Rituale müssen inszeniert werden, damit sie richtig
wirken - und das ist eine eigene Kunst.
In Zeiten sozialer
Unübersichtlichkeit spielen Rituale eine besonders wichtige Rolle.
Denn sie geben Sicherheit, vermitteln ästhetische und ethische
Werte und stabilisieren die Lebenswelt. Aber was verbindet ein
Opferritual in Nepal mit einer Kunstaktion, bei der nackte Menschen
mit Farbe bemalt, über riesige Packpapiere gewälzt werden? Was
verbindet ein Tagebuch mit dem Terminkalender? Oder mittelalterliche
Prunkornate mit modernen Partyanzügen? Das Geheimnis der Rituale
liegt im Unausgesprochenen, im Dazwischen.
Gestaltung: Ursula
Baatz