Tao - Religionen der Welt

Sonntag, 16. 06. 2002,  21.15 Uhr - 22.00 Uhr,

 

 

"Zwischen Gott und Welt der Tanz" – Tanzen und Spiritualität

 

In der indischen Tradition heißt es, dass die Welt aus dem Tanz des Gottes Shiva entsteht und wieder vergeht. Und im frühen Christentum stellte man sich vor, dass der Himmel eine Art ewiges Tanzfest sei. In Europa freilich war der Tanz seit dem Ende des Mittelalters aus den Kirchenräumen verbannt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten die Künstler der Avantgarde den Tanz und seine spirituelle Qualität wieder. Zur selben Zeit spielt der Philosoph Friedrich Nietzsche den Tanz als Fest des Lebens gegen den "Hinterweltler" - Gott des Christentums aus. "Nur im Tanze weiß ich der höchsten Dinge Gleichnis zu reden," lässt er seinen Zarathustra sagen. Und die Tänzerin Mary Wigman (1886-1973), eine der Begründerinnen des modernen Ausdruckstanzes sagt von sich, sie sei eine "Priesterin des Tanzes". Seit damals sind Tanz und Religion in Europa einander wieder näher gekommen. Damit knüpft man an eine weltweite Tradition an. Denn in vormodernen, außereuropäischen Kulturen ist es häufig ganz selbstverständlich, dass Tanzen ein religiöses und kultisches Geschehen ist, das außerdem Freude macht.

 

Gestaltung: Ursula Baatz