Tao - Religionen der Welt

Sonntag, 18. 08. 2002,  21.15 Uhr - 22.00 Uhr,

 

 

„Iyomande - das Bärenfest der Ainu“

 

Ihre Inselwelt im Nordpazifik nennen die Ainu ainu moshir - "Land der Menschen". Daneben gab es zahlreiche weitere Welten, in denen andere Wesen, "Götter", ihr eigenes Leben lebten, ganz ähnlich wie die Menschen hier auf der Erde. Auch diese Götter lebten in Häusern und Dörfern, verrichteten ihre alltäglichen Arbeiten, trafen sich mit Freunden und feierten Feste. Was die Götter nicht hatten, waren Dinge wie Hirsebier und Poesie, und deshalb zog es die Götter und Göttinnen immer wieder zu den Menschen. Zu diesem Zwecke hüllten sie sich in ihre spezifischen "Gewänder" - den Körper eines Tieres oder die Gestalt einer Pflanze - und besuchten so die Welt der Menschen. Dort wurden sie in aller Form willkommen geheißen, mit Liedern und Tänzen und Geschichten unterhalten und schließlich, reich beschenkt mit Bier und Nahrungsmitteln, wieder entlassen und in ihre eigenen Welten verabschiedet. Zum Dank für die von den Menschen gewährte Gastfreundschaft ließen sie diesen ihre Gewänder zurück, ihr Fleisch und ihr Fell. Zurück in ihrer eigenen Welt richteten sie mit den Geschenken der Menschen große Feste aus für ihre Götterfreunde, sie erzählten ihnen von ihren Erlebnissen, von der Freundlichkeit und den Kunstfertigkeiten der Menschen, und weckten so in ihren Freunden den Wunsch, die Menschenwelt ebenfalls zu besuchen. Der höchst angesehene Gast in jedem Ainuhaus war der Bär, der "Gott der Berge". Für ihn richteten die Ainu tagelange Feiern aus, ihre berühmten "Bärenfeste", und davon handelt diese Geschichte, wie eine Bärin ihren Besuch bei den Menschen erlebte.

 

Gestaltung: Thomas Kaiser