Tao - Religionen der Welt

Sonntag, 09. 06. 2003,  21.15 Uhr - 22.00 Uhr,

 

„Wahrheit und Autorität“ – Wie man in der islamischen Welt den Koran auslegt

Für Muslime ist ihre heilige Schrift, der Koran, im buchstäblichen Sinn Wort Gottes. Denn anders als in der hebräischen Bibel und in den Evangelien berichten hier nicht Menschen, was Gott sagt, sondern der Koran gilt als die direkte Aufzeichnung von Gottes Offenbarung. Eine Auslegung durch Menschen dürfte es also ganz buchstäblich genommen nicht geben. Das ist auch die Auffassung mancher moderner islamistischer Fundamentalisten. Allerdings sind und waren die realen Verhältnisse in der islamischen Welt immer anders. Schon deswegen, da der Koran zusammen mit der Sunna, der Überlieferung der Aussprüche des Propheten Mohammed, auch als Quelle für die Rechtssprechung gilt, und dadurch natürlich immer eine Anwendung auf die jeweilige Situation erforderlich ist. Ohne Auslegung geht es also nicht. Die tiefer liegende Frage aber ist: wer hat Anspruch, eine verbindliche Auslegung geben zu dürfen – oder gibt es so etwas wie ein Monopol auf die einzig wahre Auslegung. Bei näherem Hinschauen zeigt sich, dass die islamische Welt in diesem Punkt keineswegs so monolithisch ist, wie man vermutet.

 

Gestaltung: Ursula Baatz

 

 

Gudrun Krämer "Gottes Staat als Republik", Nomos Verlag 1999

 

Stefan Wild "Mensch. Prophet und Gott im Koran. Muslimische Exegese des 20. Jahrhunderts und das Menschenbild der Moderne", Gerda Henkel Vorlesung 2001

 

Asma Barlas "Believing Women in Islam. Unreading Patriarchal Interpretations of the Qur'an", University of Texas 2002