News 29. 11. 2005

Kritik an "Verteufelung der Homosexualität"

Eine katholische Nachrichtenagentur hatte das heute veröffentlichte Dokument in Italien in der vergangenen Woche bereits vorab im Internet veröffentlicht und damit für einiges Aufsehen gesorgt.

Von "Verdammung der Homosexualität" und "Scheinheiligkeit" sprachen Kritiker des Vatikan-Papiers, wie Schwulenorganisationen, aber auch Politiker. So warnte der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen in Deutschland, Volker Beck, vor einer "theologischen Verteufelung der Homosexualität".  Der italienische Schwulenverband Arcigay erklärte, Schwule seien "die neuen Juden für die katholische Kirche".

Lunacek: Verantwortungsloses Dokument

Für die Nationalratsabgeordnete der österreichischen Grünen Ulrike Lunacek drückt das Vatikan-Dokument "eine verantwortungslose und unchristliche Haltung an der Spitze der katholischen Kirche gegenüber schwulen Männern aus". Es widerspreche der Botschaft des Religionsgründers Jesus, "der sich immer für die Ausgegrenzten eingesetzt hat", kritisiert Lunacek in einer Aussendung. Zudem begebe sich der Vatikan "auf menschenrechtliches Glatteis". Daher sei auch die EU gefordert "auf dieses Dokument zu reagieren, denn es widerspricht dem Menschenrechtsgedanken, der jede Diskriminierung ablehnt". Der Vatikan stelle sich mit der Instruktion "gegen zentrale Werte der Europäischen Union", so Lunacek.

Radcliffe: "Weiterhin Homosexuelle und Heterosexuelle"

Auch kirchenintern waren in den letzten Tagen vereinzelt skeptische Stimmen zu dem neuen Dokument zu hören. So warnte etwa der ehemalige Leiter des Dominikaner-Ordens, Timothy Radcliffe, davor, dass die Kirche durch ihre strikte Haltung begabte Seelsorger abschrecken und verlieren werde. "Wir können davon ausgehen, dass Gott weiterhin Homosexuelle und Heterosexuelle für das Priesteramt beruft, denn die Kirche braucht die Begabungen beider", schrieb er in einem Artikel für ein britisches Katholikenblatt.

Küng: "Nach christlichem Verständnis niemals statthaft"

Verteidigt wurde das Vatikan-Dokument unter anderen vom St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng. Die neue Instruktion der vatikanischen Bildungskongregation beruhe nicht auf Vorurteilen gegen Homosexuelle, sondern resultiere aus dem christlichen Menschenbild, betonte Küng. Für Priesteramtskandidaten mit "homosexuellen Tendenzen" sei es schwierig, das christliche Bild der Ehegemeinschaft zwischen Mann und Frau glaubhaft zu vertreten, so Küng. Denn "Geschlechtsverkehr gehört nach christlichem Verständnis in die Ehe,..., wobei das Offensein, Vater bzw. Mutter zu werden, Bestandteil dieser Hingabe ist". Bei homosexuell geneigten Menschen sei eine solche eheliche Ganzhingabe nicht möglich und "daher nach christlichem Verständnis niemals statthaft".

Lehmann: "Bestätigung des eigenen Wegs"

Auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz begrüßte die Anweisung des Vatikans zum Ausschluss homosexueller Priesteranwärter. In der Regel werde in den Priesterseminaren in Deutschland schon seit längerer Zeit entsprechend verfahren, erklärte Kardinal Karl Lehmann. Die Instruktion sei daher "auch als Bestätigung des eigenen Wegs" zu sehen.

 

 

 

 

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