News 14.12.
2005 |
Kirchliche Proteste gegen Schwarzenegger-EntscheidungDie Hinrichtung von Stanley Williams in Kalifornien ist im kirchlichen Bereich weltweit - bis in den Vatikan - verurteilt worden. Der aus der Steiermark stammende Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der eine Begnadigung abgelehnt hatte, wurde scharf kritisiert.In der kalifornischen Hauptstadt Sacramento wurde mittlerweile bekannt, dass den "Spin doctors" des austro-kalifornischen Politikers die Schweißperlen auf die Stirn treten, weil ihre wenig durchdachten Ratschläge an den Gouverneur für Kalifornien dramatische ökonomische Nachteile mit sich bringen können. Verurteilung durch VatikanDer Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ("Iustitia et Pax"), Kardinal Renato Martino, verurteilte die Hinrichtung des 51-jährigen Williams als "schreckliches Ereignis". "Wir wissen, dass die Todesstrafe kein Problem löst", sagte der Kardinal wörtlich in einem Interview mit den TV-News von "Associated Press" (AP). Auch ein Krimineller habe ein Anrecht auf Würde, weil er ein Mensch sei. Die Todesstrafe sei aber eine "Negation der menschlichen Würde".
Die Gesellschaft "sollte Leben fördern, nicht den Tod", betonte Martino in dem TV-Interview. Er bekräftigte die Forderung des Christentums, einem Verbrecher die Chance zur Wandlung zu geben. Die Gesellschaft verfüge heute über "alle Möglichkeiten zur Vermeidung der Todesstrafe". Der Kardinal unterstrich die Forderung nach bedingungsloser Abschaffung der Todesstrafe. Kritik von US-BischöfenDer Apostolische Administrator von San Francisco, Bischof John Wester, sagte laut "Catholic News Service" (CNS), das Land müsse sich endlich fragen, wie sehr Hinrichtungen zu einer "Kultur des Todes" beitragen. Die Achtung vor der Würde und dem Wert jeden menschlichen Lebens werde durch Hinrichtungen geschwächt.
Einige Tage vor der Hinrichtung von Williams hatte der Vorsitzende des Innenpolitischen Komitees der US-Bischofskonferenz, Bischof Nicholas Di Marzio (Brooklyn), an Schwarzenegger geschrieben und ihn um Begnadigung gebeten. Als Hirten, die sowohl den Opfern von Verbrechen wie den zum Tod Verurteilten beistehen, seien die Bischöfe überzeugt, dass jede Hinrichtung eine Erniedrigung für alle Beteiligten sei. Die Bischöfe hätten daher in ihrem jüngsten Hirtenbrief "Kultur des Lebens und Todesstrafe" die endgültige Abschaffung der Todesstrafe gefordert, weil sich die Gesellschaft mit anderen Mitteln gegen das Verbrechen verteidigen könne. Für die Bischöfe gehe es dabei nicht um Ideologie, sondern um den "fundamentalen Respekt vor dem Leben".
Wörtlich stellte Bischof Di Marzio in seinem Brief an den austro-kalifornischen Politiker fest: "Wir glauben nicht, dass man den Leuten begreiflich machen kann, dass töten böse ist, wenn man selbst tötet". In seiner Enzyklika "Evangelium vitae" habe der verstorbene Papst Johannes Paul II. alle Christen aufgefordert, bedingungslos für das Leben zu sein. „Kaltblütiges Verbrechen“Überaus scharf reagierte auch die katholische Bewegung Sant'Egidio, die seit Jahren weltweit kompromisslos gegen die Todesstrafe kämpft. Die Ablehnung des Gnadengesuchs durch Schwarzenegger bedecke das kalifornische Rechtssystem mit großer Schande, heißt es in einer Erklärung. Williams habe durch seine Abkehr von der Gewalt und seine Bücher große Wirkung auf das Denken und Fühlen Hunderttausender Kinder und Jugendlicher gehabt. In der Erklärung von Sant'Egidio wird betont, die Hinrichtung von Williams sei "ein kaltblütiges Verbrechen, das niemandem - weder in Kalifornien noch sonst irgendwo auf der Welt - nützen wird". "Die Dummheit und der Schrecken" einer Justiz, die meint, "Leben zu schützen, indem sie anderes Leben eliminiert", sei zu verurteilen. Die Todesstrafe sei ein "Anachronismus" und ein Zeichen der "Unfähigkeit eines Systems", das die Zivilgesellschaft auf die Ebene des Mordes herunterdrücke. Zweifel über SchuldDer 1981 wegen vierfachen Mordes zum Tod verurteilte Williams war in der Nacht auf Dienstag im Gefängnis von San Quentin in Kalifornien mit einer Giftspritze hingerichtet worden, wobei es bei der Prozedur zu dramatischen Zwischenfällen kam. Er hatte stets seine Schuldlosigkeit beteuert. Wie so oft in amerikanischen Gerichtsvorgängen werden sowohl die Beweisführung der Sicherheits- und Justizbehörden als auch die Zusammensetzung des Geschworenenteams im Fall Williams von Experten dramatisch negativ beurteilt. Auf Grund der absurden US-amerikanischen "Rassenvorstellungen" war Williams als "Schwarzer" eingestuft worden, unter den Geschworenen waren aber nur sogenannte "Weiße". Engagement gegen GewaltFür die Begnadigung des früheren Chefs der Crips-Gang, der sich im Gefängnis als Kinderbuchautor einen Namen machte und sich gegen Bandenkriminalität engagierte, hatten sich viele prominente Bürgerrechtler, Musiker und Schauspieler eingesetzt. Williams war in den vergangenen Jahren mehrmals sowohl für den Friedens- als auch für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen worden. |
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