News 14.12. 2005

"... rechtmäßig Kriege führen..."

Die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) hat eine Dokumentation zentraler Stellungnahmen zum Verständnis von Artikel 16 des Augsburger Bekenntnisses herausgebracht.

Die auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 vorgelegte Schrift enthält in Artikel 16 eine Formulierung, die als theologische Rechtfertigung des Krieges verstanden wird. "Wenn es heißt, Christen könnten 'iure bellare, militare' – in der deutschen Fassung; 'rechte Kriege führen, streiten' –, so wird dies von manchen so gedeutet, als sei gegen den Krieg aus lutherischer Sichtweise nichts einzuwenden", schreibt Oberkirchenrat Prof. Dr. Klaus Grünwaldt, Referent für Theologische Grundsatzfragen im Lutherischen Kirchenamt der VELKD in Hannover, im Vorwort der Publikation.

Für Friedensbewegung unverständlich

Besonders für christlich gesinnte Mitglieder der Friedensbewegung oder für christliche Pazifisten sei eine solche Bekenntnisaussage unverständlich. In regelmäßigen Abständen werde die VELKD gebeten, so Grünwaldt, diesen Artikel für ungültig zu erklären oder wenigstens authentisch zu interpretieren, welche Position die VELKD in Fragen von Krieg und Frieden habe und ob auch heute noch Pazifisten mit dem "damnamus" (wir verdammen) belegt würden.

Gerechter Frieden statt „gerechter Krieg“

Die 57-seitige Publikation enthält zehn lutherische Stellungnahmen aus den Jahren 1980 bis 1996 sowie ein Literaturverzeichnis. Die Verfasser des Augsburger Bekenntnisses hatten mit ihrer Formulierung in Artikel 16 "wahrscheinlich die Grundsätze des 'gerechten Krieges' im Blick", schreibt Oberkirchenrat Grünwaldt, "deren Intention war, Kriege zu begrenzen und möglichst human zu gestalten, also z. B. die Zivilbevölkerung zu schonen". Heute bedeute es, Kriege unter das Völkerrecht und die allgemeinen Menschenrechte zu stellen.

 

Ob diese Grundsätze im Atomzeitalter in praktische Politik umzusetzen seien, sei eine offene Frage. "Sehr viel schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich ist jedenfalls eine Begrenzung der Kriege und ihrer Folgen geworden." Der Intention des Artikels, Leben zu erhalten und zu fördern, entspreche es heute, nach Grundsätzen für einen gerechten Frieden zwischen Menschen und ihrer Lebenswelt zu fragen und sich hierfür einzusetzen.

 

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Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands

 
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