News 20.12.
2005 |
Zentralrat der Muslime: Deutsche Helfer sollen im Irak bleibenDer Zentralrat der Muslime in Deutschland hat an die deutschen Helfer appelliert, den Irak nicht im Stich zu lassen. Ob die mehr als drei Wochen lang von Entführern festgehaltene deutsche Archäologin Susanne Osthoff im Irak bleibt, ist noch ungewiss.Trotz der Entführung Susanne Osthoffs sei es "richtig und wichtig und notwendig", vor Ort tätig zu sein, sagte der Vorsitzende des Zentralrats, Nadeem Elyas, der "Berliner Zeitung" vom Dienstag. Humanitäre Helfer müssten gerade in Gefahren- und Krisensituationen tätig werden, betonte Elyas. Er warnte davor, den Irak "den Verbrechern zu überlassen". Lebensaufgabe nicht aufgebenIm "Kölner Stadtanzeiger" sprach sich Elyas dafür aus, dass Osthoff weiter im Irak arbeiten solle. "Auf jeden Fall sollte sie nicht einfach ihre Lebensaufgabe aufgeben aufgrund eines terroristischen Aktes", sagte er. Die Deutsche habe keinerlei Schuld an ihrer Entführung gehabt. "Wo kämen wir denn hin, wenn jede Möglichkeit einer Gefahr ein Grund dafür sein soll, dass der menschliche Einsatz unterbunden würde", so Elyas weiter. "Frau Osthoff hat mehr Anerkennung verdient", sagte der Zentralratsvorsitzende mit Blick auf die nach der Entführung laut gewordene Kritik am Engagement der Deutschen im Irak. Muslimische Ablehnung des TerrorsDas Engagement vieler deutscher Muslime für Osthoff könne ein Wendepunkt in den Beziehungen zu den Nicht-Muslimen sein, sagte Elyas im "Kölner Stadt-Anzeiger". "Wir haben im Fall Osthoff gesehen, dass vor allem Muslime auf die Straße gegangen sind und sich eingesetzt haben gegen eine Gruppe, die sich muslimisch nennt. Das zeigt die Verbundenheit mit der deutschen Gesellschaft und die deutliche Ablehnung des Terrors im Namen des Islam." Motive der Entführung unklarDie 43-jährige Archäologin Susanne Osthoff war am 25. November gemeinsam mit ihrem irakischen Fahrer in der nordirakischen Provinz Ninive verschleppt worden. In einem der ARD übergebenen Video drohten die Entführer laut dem Sender mit der Tötung ihrer Geiseln. Sie forderten, dass Deutschland die Zusammenarbeit mit dem Irak einstelle. Das lehnte die deutsche Regierung ab. Am 18. Dezember gaben die deutsche Regierung und die Familie Osthoffs bekannt, dass die Archäologin freigelassen wurde. Die Hintergründe der Geiselnahme und der Verlauf der Freilassung sind unbekannt. Wahrscheinlich im Laufe der nächsten Tage wird Osthoff nach Deutschland zurückkehren. Enge Verbindung zum IrakUngewiss ist allerdings, ob Osthoff den Irak auf Dauer verlassen wird. Die Archäologin ist mit dem Land tief verbunden. Sie konvertierte zum Islam, war mit einem Iraker verheiratet und hat aus dieser Ehe eine Tochter. Selbst während des Krieges 2003 schaffte sie in Deutschland gesammelte Medikamente quer durch das Land. Sie kämpfte unermüdlich für die Restaurierung irakischer Kulturstätten. Die meisten Bekannten und Verwandten Osthoffs rechnen daher damit, dass sie in den Irak zurückkehren wird.
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