News 10. 01. 2006

Deutlicher Rückgang bei Kirchenaustritten

Die Kirchenaustritte sind im Vorjahr deutlich gesunken. 2005 verließen 43.855 Katholiken die Kirche. Das waren um 7.876 weniger als 2004.

2004, im Jahr des Skandals um das Priesterseminar in St. Pölten waren 51.731 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Dieser Wert war der absolute Negativrekord seit 1945. Trotz eines Rückgangs um 15 Prozent ist der Wert von 2005 der dritthöchste seit 1945.

Zulehner: "Abbau der Störungen"

Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner erklärte im Ö1-"Mittagsjournal", der Rückgang bei den Kirchenaustritten sei einerseits auf den "Abbau der Störungen und Irritationen" innerhalb der Kirche rund um die umstrittenen Bischöfe Hans Hermann Groer und Kurt Krenn zurückzuführen, andererseits auf einen allgemeinen Trend hin zu mehr Spiritualität.

Starker Rückgang in Wien

In der Erzdiözese Wien sank im Vorjahr die Zahl der Austritte gegenüber 2004 von 16.820 auf 14.016. Der Anteil der Ausgetretenen gemessen an der Katholikenzahl der Erzdiözese (rund 1,34 Millionen) betrug somit 1,04 Prozent. Einen auch langfristig besonders starken Rückgang der Kirchenaustritte verzeichnet das Vikariat Wien-Stadt der Erzdiözese, das mit dem Bundesland Wien identisch ist. Im Vorjahr sank die Zahl der Austritte in der Bundeshauptstadt mit 9.569 auf das zweitniedrigste Niveau seit 1985. Die Statistik für 2005 bestätigt den rückläufigen Trend bei den Kirchenaustritten im Wiener Stadtgebiet. Dort war die Zahl der Kirchenaustritte in den achtziger Jahren am höchsten gewesen. Während deutlich weniger Katholiken die Kirche verließen, nahm auch die Zahl der Wiedereintritte Im Gebiet der Wiener Erzdiözese zu: von 1.281 im Jahr 2004 auf rund 1.300 im Jahr 2005. Wie der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, am Dienstag betonte, werde am Stephansplatz jeder Kirchenaustritt schmerzlich betrachtet: "Wenn ein Katholik die Gemeinschaft verlässt dann ist das so, wie wenn jemand aus der Familie weggeht".

Rückgang um 16,31 Prozent in Salzburg

Auch in der Erzdiözese Salzburg sank die Austrittszahl von 4.267 auf 3.571, was einem deutlichen Rückgang um 16,31 Prozent entspricht. Die Zahl der Wiedereintritte stieg hingegen von 266 auf 330 oder um 24 Prozent.

Innsbruck befürchtet Priestermangel

In der Diözese Innsbruck sank die Zahl der Austritte von 3.015 im Jahr 2004 auf 2.625 im Jahr 2005. Anlässlich der Präsentation der Kirchenstatistik machte die Diözese Innsbruck auf ein anderes Problem aufmerksam, nämlich den wachsenden Priestermangel. In zehn Jahren stehen für die 286 Tiroler Pfarrgemeinden nur noch 80 Priester zur Verfügung. Trotz des starken Priestermangels soll in der Diözese Innsbruck jede Pfarrgemeinde in ihrer Identität erhalten bleiben, kündigte die Leiterin des Seelsorgeamtes, Elisabeth Rathgeb, bei einer Pressekonferenz an. Derzeit gebe es in der Diözese Innsbruck noch 229 Priester mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren. In zehn Jahren könne man daher nur noch mit 80 Priestern rechnen. Deshalb sei ein Konzept zur verstärkten Einbindung von Laien in Ausarbeitung, so Rathgeb.

Graz: Erfolgreiche Kommunikationskampagne

In der Diözese Graz-Seckau sank die Zahl der Kirchenaustritte von 8.347 im Jahr 2004 auf 7.060 im Jahr 2005. Das entspricht einem Rückgang von 15,42 Prozent. Bei der Zahl der Wiedereintritte ist eine Zunahme von 19,3 Prozent (678 Eintritte im Jahr 2004, 807 Eintritte im Vorjahr 2005) zu verzeichnen.

Gleichzeitig ist die Zahl jener, die wieder in der Katholischen Kirche Aufnahme finden wollten, von 678 Personen im Jahr 2004 auf 807 Gläubige im Jahr 2005 gestiegen. Nach Einschätzung des Wirtschaftsdirektors der Diözese Graz-Seckau, Herbert Beiglböck, würden sich hier die ersten Früchte einer breit angelegten Kommunikationskampagne zeigen. So wurde der formale Wiedereintritt erleichtert: Es genügt, zu einem Priester eigener Wahl zu gehen und dort den Wunsch vorbringen.

Gleicher Trend in Gurk-Klagenfurt

In der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt traten im Vorjahr 2.770 Katholiken aus der Kirche aus. Gegenüber 2004 sank die Zahl der Austritte damit um 5,3 Prozent bzw. um 155 Personen. Die Zahl der Wiedereintritte erhöhte sich mit 263 Aufnahmen gegenüber dem Vorjahr geringfügig.

Linz: Ereignisse von 2004 haben nachgewirkt

In der Diözese Linz kehrten im Vorjahr 7.050 Personen der katholischen Kirche den Rücken. Das sind um 978 oder 12,18 Prozent weniger als im Jahr 2004. Zugleich gab es im Vorjahr 636 Wiedereintritte und 44 Übertritte in die katholische Kirche, was gegenüber 2004 eine leichte Steigerung bedeutet. Laut dem Linzer Pastoralamtsdirektor Wilhelm Vieböck sind die Kirchenaustritte in der oberösterreichischen Diözese vor allem in der zweiten Jahreshälfte stark zurück gegangen. "In der ersten Hälfte des Jahres 2005 haben wahrscheinlich noch Ereignisse aus dem Jahr 2004 nachgewirkt", so Vieböck. Jeder einzelne Austritt tue den Verantwortlichen "sehr weh". "Neben einer oft persönlichen Enttäuschung" mindere er die "Wirkungsmöglichkeiten der Kirche", so der Pastoralamtsdirektor.

St. Pölten: Jeder Austritt "ein schmerzliches Zeichen"

Auch in der Diözese St. Pölten sank die Zahl der Kirchenaustritte deutlich von 5.174 (2004) auf 3.811 im Jahr 2005. Die Zahl der Wiedereintritte stieg von 193 auf 200 auch in der Diözese St. Pölten an.

Wenn auch die Zahl der Austritte zurückgegangen ist, sei „jeder einzelne Austritt dennoch ein schmerzliches Zeichen", betonte der Direktor des St. Pöltner Pastoralamtes, Msgr. Wilfried Kreuth, in einer Stellungnahme zur Austrittsstatistik. Einem Kirchenaustritt gehe meist eine wachsende Distanz zur Kirche voraus und die Meinung, dass die Kirche im Leben dieser Menschen an Bedeutung verloren habe, so Kreuth. Gerade dies müsse für alle engagierten Christen ein neuerlicher Anstoß sein, ihren Glauben wieder ernster zu nehmen und ihn stärker in der Öffentlichkeit zu zeigen. Als "Zeichen, dass der Glaube in der Bevölkerung weithin noch verankert ist, wertete Kreuth die 7.123 Firmungen, die in der Diözese St. Pölten im vergangenen Jahr erfolgt waren. Auch die rege Beteiligung vieler Jugendlicher an der Sternsingeraktion ist für den Pastoralamtsdirektor  ein "ermunterndes Lebenszeichen".

Nur in der Diözese Eisenstadt mehr Austritte

Nur aus der Diözese Eisenstadt wird ein geringfügiger Anstieg der Kirchenaustritte von 871 im Jahr 2004 auf 947 im Jahr 2005 gemeldet.

Feldkirch: "Positive Tendenz"

In der Diözese Feldkirch traten im Vorjahr genau 2.005 Katholiken (2004: 2.284) aus der Kirche aus, während gleichzeitig 137 Personen in die katholische Kirche wieder eintraten bzw. zur katholischen Kirche konvertierten. Pastoralamtsleiter Walter Schmolly betonte, dass jeder Austritt einer zu viel sei. Die Zahlen zeigten aber eine positive Tendenz. "Die entscheidende Frage ist, wie weit heute Menschen in den Herausforderungen, die das Leben aufgibt, mit der Kirche in Kontakt treten. Die großen Themen sind persönliche und gesellschaftliche Orientierung und Beheimatung", sagte Schmolly. Die Statistik zeige, dass die Kirche in diesen Grundherausforderungen offensichtlich viel einzubringen habe und auch gut nachgefragt werde.

 

 

Statistik:

- Die Kirchenaustrittszahlen im Detail

 

 

 

 
 
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