News 10. 02. 2006 |
Bischöfin: Weltkirchenrat droht die BelanglosigkeitDer Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) droht aus Sicht der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann auf Grund interner Streitigkeiten bedeutungslos zu werden. Dabei bräuchten die Kirchen "eine starke gemeinsame Stimme auf Weltebene", so Käßmann."Der ÖRK ist im Moment in der Gefahr, geradezu belanglos zu werden", sagte Käßmann am Freitag in einem dpa-Gespräch in Hannover. Der Weltkirchenrat beschäftige sich zu sehr mit internen Spannungen. "Er muss sich nun entscheiden, ob er eine zukunftsweisende Rolle in der Ökumene spielen will oder ob er sich darauf beschränkt, die Beziehungen unter den Mitgliedskirchen zu pflegen und dann irgendwann bedeutungslos zu werden." Protest gegen Verzicht auf ökumenische GottesdiensteBischöfin Käßmann ist seit mehr als 20 Jahren im 1948 gegründeten Weltkirchenrat engagiert. Ihm gehören mehr als 340 christliche Kirchen unterschiedlicher Konfessionen in aller Welt an. Die römisch-katholische Kirche ist zwar nicht Mitglied, hat aber Gaststatus und arbeitet in Arbeitsgruppen mit. Die evangelische Bischöfin Käßmann trat 2002 aus dem Zentralausschuss des ÖRK aus. Sie protestierte damit gegen den Beschluss, dass auf Druck der orthodoxen Kirchen künftig auf gemeinsame ökumenische Gottesdienste zwischen Protestanten und Orthodoxen verzichtet wird. Streit zwischen Orthodoxen und Protestanten"Wir brauchen eine starke gemeinsame Stimme der Kirchen auf Weltebene", sagte Käßmann, die mit einer Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Tagung nach Brasilien reist. Der Ökumenische Rat könnte neben dem römischen Katholizismus auf Weltebene eine wichtige Rolle einnehmen. Aus Sicht Käßmanns sollte der ÖRK etwa zu Fragen der Globalisierung, der sozialen Gerechtigkeit und zu Krieg und Frieden Stellung beziehen. Doch wegen der Auseinandersetzungen zwischen dem Protestantismus und der Orthodoxie sei der ÖRK derzeit eher gelähmt, sagte Käßmann. Nach ihrer Darstellung werfen viele orthodoxe Kirchen den Kirchen der Reformation vor, "sich der Säkularisierung und dem Werteverfall anheim zu geben". Streitpunkte seien auch die Ordination von Frauen und die Stellung zur Homosexualität. Dialogpartner des IslamSie halte es für dringlich, dass der ÖRK im Dialog mit dem Islam eine zentrale Rolle übernehme, sagte die Bischöfin. "In der Auseinandersetzung mit dem Islamismus könnte noch mal klar gesagt werden: Religion darf kein Öl in das Feuer politischer Konflikte gießen." In den 70er und 80er Jahren habe ihr der ÖRK sehr imponiert, weil er immer "eine hörbare Stimme war und dafür eintrat, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll". Käßmann sagte: "Diese Stimme vermisse ich." Prominente GästeAm Dienstag, 14. Februar, beginnt in Porto Alegre die 9. Vollversammlung des Weltkirchenrates. Tagungsort ist die renommierte katholische Universität "Pontificia Universidade Catolica do Rio Grande do Sul", wo auch seit dem Jahre 2001 bereits drei Mal das "Weltsozialforum" abgehalten wurde. Mehr als 3.000 Delegierte werden zur Vollversammlung erwartet. Unter den Teilnehmern der Versammlung sind der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der derzeit Lateinamerika bereist, die Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel, Desmond Tutu und Rigoberta Menchu und der Staatspräsident Luiz Inacio "Lula" da Silva. Grußbotschaft des PapstesAuch die katholische Kirche, die dem Weltkirchenrat nicht angehört, wird durch einer hochrangigen Delegation in Porto Alegre vertreten sein. Leiter der 18-köpfigen Delegation ist Kardinal Walter Kasper, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Auch Bischof Brian Farrell der Sekretär des Päpstlichen Rates, gehört der Delegation an. Kardinal Kasper wird bei der Eröffnung der Vollversammlung eine Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. überbringen. "Verwandle die Welt"Zu den Themen, die bei der 9. Vollversammlung behandelt werden sollen, gehören "Wirtschaftliche Gerechtigkeit/Globalisierung", "Christliche Identität und religiöse Pluralität", "Junge Menschen überwinden Gewalt", "Lateinamerika", "Einheit der Kirche" sowie "Umwelt". Das Motto der bis 23. Februar dauernden Versammlung des Weltkirchenrates lautet "In Deiner Gnade, o Gott, verwandle die Welt".
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